Reul legt Einsatzstatistik vorPolizei zieht Karnevalsbilanz: Mehr Sexualdelikte und Betrunkene am Steuer

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Ein Kölner Polizeiwagen im Einsatz.

Eine gute Nachricht: Die Polizei hatte über die Karnevalstage weniger zu tun, als im Vorjahr.

Schlechtes Wetter an Karneval: Traurig für die Jecken, gut für die Polizei. Sie hatte weniger zu tun als im Vorjahr, berichtet NRW-Innenminister Herbert Reul.

In den Karnevalstagen sind in NRW 33 Polizisten von Feiernden angegriffen worden. Das geht aus einer Einsatzstatistik hervor, die NRW-Innenminister Herbert Reul  (CDU) jetzt vorgelegt hat. Dabei wurden 43 Polizisten leicht verletzt. In 90 Fällen wurden Anzeigen wegen Widerstandes geschrieben. „Ich danke unseren Einsatzkräften für ihren nüchternen Blick auf die Lage im ganzen Land und dafür, dass wir alle sicher feiern konnten“, sagte Reul. Karneval sei ein Kulturgut, „aber Karneval ist auch viel Arbeit für unsere Polizistinnen und Polizisten.“

165 Sexualstraftaten gemeldet

Die Einsatzzahlen sind insgesamt – offenbar wetterbedingt, leicht rückläufig. Insgesamt kam es von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch (sechs Uhr) zu 4639 Einsätzen. Im Vorjahr waren es mit 5582 noch deutlich mehr.

Die Zahl der gefährlichen Körperverletzung ging von 347 auf 331 Fälle zurück. In 40 Fällen kamen Hieb- oder Stichwaffe zum Einsatz. Diese Zahl wurde erstmals separat an Karneval erfasst. Zudem wurden 403 Ingewahrsamnahmen (2023: 633) und 34 (2023: 69) vorläufige Festnahmen registriert.

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Alarmierend: Die Zahl der gemeldeten Sexualdelikte stieg von 148 auf 165 an. Marc Lürbke, Innexperte der FDP, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die schwarz-grüne Landesregierung muss mehr Anstrengungen unternehmen, um gerade Frauen und Mädchen besser vor Übergriffen zu schützen.“ 165 gemeldete Fälle „seien besonders besorgniserregend und nicht nur eine Zahl, sondern es sind 165 Opferschicksale zu viel.“  Auch die allgemein steigenden Zahlen von Vergewaltigungen in NRW sprächen für eine wachsende Problemlage im Bereich der Sexualstraftaten.

Ein Anstieg war auch bei Trunkenheitsfahrten festzustellen. Möglicherweise auch wetterbedingt setzten sich viele Angetrunkene ins Auto. 23.680 Fahrzeuge wurden überprüft und dabei 555 Alkoholverstöße festgestellt – das sind 55 mehr als im Vorjahr.

Innenminister Herbert Reul hatte vor Anschlägen gewarnt

Gregor Golland, Innenexperte der CDU, zeigte sich zufrieden mit der Bilanz. „Die Zahlen sind insgesamt rückläufig, sicherlich aufgrund des mitunter schlechten Wetters, aber auch wegen der massiven Polizeipräsenz“, sagte der Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zum Glück habe es keinen Anschlag gegeben. „Wir alle sollten unserer Polizei und unseren Rettungskräften dankbar sein und ihnen weiter personell, materiell und politisch den Rücken stärken“, so Golland. „Jeder Angriff auf unsere Polizisten ist ein Angriff gegen unsere rechtsstaatliche Ordnung und Gesellschaft und sollte hart bestraft werden.“

Der NRW-Innenminister hatte vor den tollen Tagen im „Kölner Stadt-Anzeiger“ davor gewarnt, dass die Anschlagsgefahr wegen der angespannten internationalen Lage derzeit so hoch ist wie nie.  Reul hatte die Jecken zur Wachsamkeit aufgerufen.

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Michael Mertens, zeigte sich erleichtert, dass Terrorwarnungen keine Rolle gespielt haben und die Einsatzzahlen etwas geringer waren als üblich. „Natürlich war auch das schlechte Wetter an Altweiber ursächlich, aber genauso die starke polizeiliche Präsenz, die aufkommende Konflikte oft im Ansatz verhindert hat. Jetzt müssen diese Überstunden und Mehrarbeit so gesichert werden, dass sie nicht verfallen“, sagte Mertens unserer Zeitung.

Auch Christina Kampmann, Innenexpertin der SPD-Fraktion, betonte, dass Dankbarkeit und Wertschätzung bei den Einsatzkräften spürbar ankommen müssten: „Diese vielen geleisteten Überstunden dürfen nicht am Ende wieder dem Rotstift der schwarz-grünen Landesregierung zum Opfer fallen und gestrichen werden.“

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