Kartoffelbreiwerfer im NRW-Landtag spricht„Danach habe ich Boden und Bild wieder gesäubert“

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Winfried Bernhard ist der Aktivist, der am Donnerstag im Landtag auf ein Pressefoto, das ihn selbst vor einem Bagger kniend zeigt, Kartoffelbrei geworfen hat. Hier erzählt er, warum.

Ein Mann kniet vor einem Braunkohlebagger im Garzweiler-Tagebau. Er breitet die Arme aus, als wolle er das Monstrum stoppen. Die Aufnahme der Fotografin Barbara Schnell wurde vom Landtag als „NRW-Pressefoto 2022“ ausgezeichnet. Sie zeigt den Klimaaktivisten Winfried Bernhard. Eben der beschmierte sein eigenes Abbild am Donnerstag im Landtag mit Kartoffelbrei. Ein Video verdeutlicht, wie ungestört der Aktivist vorgehen konnte. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht Bernhard über die Hintergründe der Aktion.

„Ich hatte die ganze Zeit ein Unbehagen“, so Bernhard über die Fotoausstellung, die schon seit dem 6. Dezember im Landtag läuft und am Freitag endete. Als der Aktivist am vergangenen Wochenende an den Protesten in Lützerath teilgenommen hatte, habe er danach endgültig genug gehabt: „Diese Doppelmoral der Politik, vor allem der Grünen – die wollte ich anprangern. Ich fordere ein Moratorium für den Braunkohleabbau unter Lützertah.“

Aktivist fordert Herbert Reuls Rücktritt

Zudem habe am Donnerstag ja der Innenausschuss im Landtag zum Thema Lützerath getagt. Das habe zeitlich gepasst: „Denn ich fordere den Rücktritt von Innenminister Reul“, so Bernhard. „Er ist für die Polizeiaktion verantwortlich.“

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Winfried Bernhard wirft Kartoffelbrei im Landtag.

Winfried Bernhard kann zwei Tupperdosen Kartoffelbrei auf dem Foto verteilen ehe die Sicherheitskräfte eingreifen.

In einem kleinen Rucksack schmuggelte der Aktivist, der unter anderem bei „Extinction Rebellion“ und der „Letzten Generation“ mitmischt, den Kartoffelbrei als Besucher in den Landtag. Ein junger „Letzte Generation“-Aktivist habe ihn begleitet und alles dokumentiert. Auf einem Video, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, sieht man wie Bernhard in aller Seelenruhe den Kartoffelbrei auf dem Foto verteilt. Erst nach etwa anderthalb Minuten spricht ihn das Wachpersonal an.

Anzeige wegen des Verdachts auf Sachbeschädigung

„Nach der Aktion habe ich der Security meine Presseerklärung in die Hand gedrückt“, so Bernhard: „Und danach habe ich sowohl den Boden als auch das Bild wieder gesäubert.“

Die Polizei rückte dennoch an. Sie wurde laut einem Sprecher um 12.30 Uhr alarmiert, nahm die Personalien des Mannes auf und erstattete Anzeige wegen des Verdachts auf Sachbeschädigung. Auch der Landtag reagierte: „Es muss nach derzeitigem Stand davon ausgegangen werden, dass das Bild beschädigt wurde. Der Landtag erstattet Strafantrag und Strafanzeige wegen aller in Betracht kommender Delikte, außerdem wird ein Hausverbot gegen die Person erlassen“, so ein Sprecher.

Winfried Bernhard bereut seine Aktion nicht. In Polit-Kreisen ist der Mann kein Unbekannter: Während der schwarz-grünen Koalitionsverhandlungen hatte er praktisch jeden Tag vor dem Düsseldorfer Malkasten ausgeharrt, wo die Politiker sich trafen. Er hielt sein Protestplakat hoch und sprach auch immer wieder Verhandler an.

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