Bei Solarenergie führt KölnSolar-Ausbau in NRW hat sich mehr als verdoppelt

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Mit einem Kran wird eine Agrar-Photovoltaik-Anlage montiert (die Aufnahme entstand mit einer Drohne). Im Wendland entsteht in einem Pilotprojekt die größte deutsche Agro-Photovoltaik-Anlage.

Mit einem Kran wird eine Agrar-Photovoltaik-Anlage montiert. Nordrhein-Westfalen hinkt bei dieser Art der Stromerzeugung im bundesweiten Vergleich deutlich hinterher.

Nur der schwache Ausbau auf Freiflächen vor allem in der Landwirtschaft trübt die Bilanz für das Jahr 2023. Köln liegt beim Ausbau in der Stadt vorne.

Der enorme Zeitdruck, unter dem Politik und Wirtschaft in NRW wegen der Entscheidung stehen, den Kohleausstieg schon im Jahr 2030 zu vollziehen, sorgt dafür, dass jede Erfolgsnachricht sofort mit einem „Aber“ versehen wird. Das gilt auch für den Ausbau der Solarenergie.

Ja, Nordrhein-Westfalen hat 2023 einen Neubau-Rekord von 211.111 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 2165 Megawatt (MW) geschafft und damit zum ersten Mal das von der Landesregierung vorgegebene Ziel der Verdoppelung mehr als erreicht.

Doch dieses Tempo wird man nicht beibehalten können, weil die meisten Anlagen auf privaten und gewerblichen Dächern entstanden sind. Der Ausbau auf Freiflächen hingegen kommt kaum voran.

LLE sieht Probleme bei den Genehmigungen

Bis 2030 sollen nach den Plänen der Bundesregierung 215 Gigawatt (GW) an installierter Leistung Solarstrom zur Verfügung stehen, davon soll die Hälfte auf der Freifläche produziert werden. Laut Zielsetzung der Solar-Strategie entfällt die andere Hälfte des künftigen Solarausbaus auf Dachflächen. Dieses Ziel unterstützt auch die NRW-Landesregierung.

Doch bei den Freiflächen hakt es. Bisher liegt die installierte Leistung im bevölkerungsreichsten Bundesland dort bei 0,44 GW. Das sind nur etwa drei Prozent der neu installierten Leistung. Bis 2030 werden aber 24 GW gebraucht.

„Das größte Problem ist die Frage der Genehmigungen“, sage Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbaren Energien (LEE) bei der Vorstellung der Zahlen am Montag in Düsseldorf. Der aktuelle Landesentwicklungsplan lasse den Bau großer Anlagen auf Freiflächen nicht zu. Im April oder Mai will die schwarz-grüne Landesregierung einen neuen Entwurf beschließen.

Solarbranche will mehr Photovoltaik-Module auf Freiflächen

„Wir kommen aus einer Welt, in der die Anlagen auf Freiflächen nicht sichtbar sein sollen“, sagte der LEE-Geschäftsführer. „Da hat auch die Landesregierung noch ein wenig Nachholbedarf. Wir werden die Energiewende sehen. Das ist auch gar nicht schlimm. Ich schaue seit Kindertagen auf ein Kohlekraftwerk.“

Wie günstig auf Freiflächen Solarstrom erzeugt werden kann, habe die jüngste Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur gezeigt. Die Zuschläge für die erfolgreichen Gebote lagen zwischen 4,5 und 5,5 Cent pro Kilowattstunden.

Bei den Bauern in NRW sieht Mildenberger eine große Bereitschaft, Teile der Freiflächen für Photovoltaikanlagen zur Verfügung zu stehen. „Sie haben sich immer schon mit dem Thema Energie befasst, auch weil sie von den Folgen des Klimawandels in besonderer Weise betroffen sind.“ Auf manchen Anbauflächen könnten Photovoltaikanlagen (PV) sogar hilfreich sein, „weil sie vor zu hoher Sonneneinstrahlung, vor zu viel Trockenheit, aber auch vor Starkregen schützen. Wir müssten den Landwirten eigentlich Photovoltaik in allen Formen ermöglichen, anstatt sie davor zu schützen.“ Der behutsame Ausbau, auf den die Landesregierung sich verständigt habe, sei zu wenig.

Köln liegt beim Ausbau in den Großstädten vorn

Einige Bundesländer machen laut LEE bereits vor, wie es bei der Freiflächen-PV anders geht: In Schleswig-Holstein lag der Anteil der Freiflächen-Projekte an der neu installierten Solarleistung im vergangenen Jahr bei rund 48 Prozent. In Bayern gingen über 200 größere Solarkraftwerke mit insgesamt mehr als 1.600 MW Leistung an den Start. Zum besseren Vergleich: NRW verfügt derzeit nur über einen Bestand von 440 MW an solaren Freiflächenanlagen. „In NRW findet der Solarausbau fast nur auf privaten und gewerblichen Dächern statt. NRW wäre mit Bayern beim Solarausbau gleichauf, wenn es in einer ähnlichen Größenordnung neue Freiflächen-Projekte gegeben hätte“, so Mildenberger.

Die LEE NRW-Analyse des Marktstammdatenregisters zu ausgewählten Städten zeigt, dass es im vergangenen Jahr auch einen starken Solar-Zubau in den Kommunen gegeben hat. So verzeichnete unter den größeren NRW-Städten Köln ein Plus von 30,2 MW, Dortmund von 26,4 MW, Bielefeld von 16,3 MW und Münster von 16,1 MW.

Der LEE schlägt vor, wie bei der Windenergie auch eine Taskforce Solarenergie ins Leben zu rufen, um Tempo bei der Ausweisung neuer Flächen zu machen. Die Landesregierung müsse dafür sorgen, dass die räumlichen Potenziale neben der PV auf landwirtschaftlichen Flächen auch bei schwimmenden Solarparks oder auf Parkplätzen an Autobahnen und Bundesstraßen viel besser genutzt werden.

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