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NRW-Innenminister stellt Gerät vorKleiner Kasten erkennt müde Brummi-Fahrer

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NRW-Innenminister Herbert Reul (rechts) übergibt ein DSRC-Gerät an die Düsseldorfer Polizeipräsidentin Miram Brauns.

NRW-Innenminister Herbert Reul (rechts) übergibt ein DSRC-Gerät an die Düsseldorfer Polizeipräsidentin Miram Brauns.

Viele Lastwagen gefährden die Sicherheit im Straßenverkehr. Kontrollen von Fahrtenschreibern sind aufwendig. Ein neues System soll Sicherheit bringen. 

Es ist kurz vor elf Uhr vormittags, als der Fahrer der Spedition aus Wuppertal ahnt, dass dies kein guter Tag werden wird. Ein Polizeiwagen mit Blaulicht setzt sich vor den Sattelschlepper, am Heck erscheint in roter Leuchtschrift die Aufforderung „Bitte folgen“. Wenig später rollt der Lastwagen auf den Rastplatz Stinderhof an der A 3 bei Erkrath. Eine Traube von Journalisten erwartet den 36-Tonner bereits, in ihrer Mitte steht ein seriöser Herr im blauen Wintermantel. „Was ist denn hier los?“, fragt der Fahrer, als er die Scheibe herunterlässt und in die Kameras blickt. Er ist gerade zum Akteur einer Vorführaktion geworden – NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) präsentiert eine neue Methode, um Verkehrssünder aus dem Verkehr zu ziehen.

In NRW rollen täglich mehr als 250.000 Lastwagen über Autobahnen und Landstraßen. Nicht alle sind sicher unterwegs. Viele Fahrzeuge sind überladen oder weisen technische Mängel auf. Auch die Ladungssicherung ist häufig ein Problem. Zeitdruck und Preiskampf sorgen für prekäre Rahmenbedingungen. Viele Fahrer sind übermüdet, weil sie zu lange am Steuer sitzen und die Ruhezeiten nicht einhalten.

Digitaler Funkempfänger

Im vergangenen Jahr hat die NRW-Polizei bei rund 48.000 Überprüfungen mehr als 35.000 Verstöße im Zusammenhang mit Lkw-Transporten festgestellt. Künftig sollen die Kontrollen noch besser, schnell und zielgerichteter durchgeführt werden können. Ein kleiner blauer Kasten, der am Heck eines Polizeiwagens montiert ist, macht das möglich. Es ist ein digitaler Funkempfänger mit dem Namen DSRC (das steht für Dedicated Short Range Communication). Das System ist in der Lage, die Fahrtenschreiber von vorbeifahrenden Fahrzeugen digital auszulesen. „Die Polizei kann jetzt gezielt die Lastwagen aus dem Verkehr ziehen, bei denen Verstöße zu erkennen sind“, erklärt Innenminister Reul.

Der Fahrtenschreiber der Lkw misst die Geschwindigkeit, Fahrzeit, zurückgelegte Strecken sowie Pausen und Ruhezeiten des Fahrers, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und das Fahrverhalten festzuhalten. Wird ein Lastwagen vom DSRC gescannt, erscheinen die Daten sogleich auf dem Monitor des Polizeiwagens. Die Art des Verstoßes (z.B. Lenkzeitüberschreitung) wird rot hinterlegt. Dann ergeht der Funkspruch an die Kollegen, das Fahrzeug zu stoppen.

Auch in Köln im Einsatz

Zunächst will das Land die Geräte in neun Kreispolizeibörden einsetzen. Dazu zählen unter anderem Dortmund, Düsseldorf, Köln, Bielefeld und Münster. „DSRC steht für moderne Polizeiarbeit“, sagt Innenminister Reul. Hinter jeder Kontrolle stecke ein Stück mehr Sicherheit, betont der Politiker aus Leichlingen. „Unsere Geräte tragen unmittelbar dazu bei, Verkehrsunfälle zu vermeiden und damit Leben zu schützen.“

Am häufigsten stellt die NRW-Polizei bei den Lastwagenfahrern Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten fest. Jeder Laster mit einem übermüdeten Fahrer sei eine „rollende Zeitbombe“, warnt Reul. Wenn zum Beispiel Stauenden übersehen werden, kommt es regelmäßig zu verheerenden Unfällen mit Todesopfern.

Auch von schlecht gesicherter Ladung geht ein hohes Risiko für andere Verkehrsteilnehmer aus. Stellt die Polizei fest, dass Gegenstände auf der Ladefläche nicht fest genug verzurrt sind, geht die Fahrt erst weiter, wenn der Mangel behoben ist. Zum Umladen werden oft Gabelstapler benötigt, die das Transportunternehmen zum Ort der Kontrolle bringen muss.  Das führt immer wieder zu stundenlangen Zwangspausen.

Risiko durch ungesicherte Ladung

Eine lange Fahrtunterbrechung droht nun auch dem Lastwagenfahrer aus Wuppertal. „Ich habe Ventilatoren geladen, die ich nach Duisburg bringen muss“, berichtet er. Doch daraus wird vorerst nichts, denn die Polizei stellt eine gefährliche Ladelücke fest. „Wenn bei einer Vollbremsung Paletten herumfliegen kann das ganze Ding umkippen“, ermahnt ein Beamter den genervten Lkw-Lenker.

Die Fahrer sind dafür verantwortlich, dass die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist – bei Verstößen drohen Bußgelder und Punkte in Flensburg. Laut Statistik passieren in Deutschland rund 2500 Unfälle pro Jahr wegen ungesicherter Ladung.

Die NRW-Polizei hat jetzt im ersten Schritt 14 neue Fernauslesegeräte angeschafft. Reul nimmt die Vorführung zum Anlass, den Einsatzkräften zu danken, die jeden Tag bei Wind und Wetter auch auf den Autobahnen und Rastplätzen für Sicherheit sorgten: „Sie tun das mit Herz, Sachverstand und Engagement – und jetzt noch effizienter.“