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Schuljahresbeginn in NRWSchulministerin Feller kündigt Neuerung an und will Ferien-Debatte

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Dorothee Feller (CDU), Bildungsministerin in Nordrhein-Westfalen, kommt zur Pressekonferenz zum Schuljahresauftakt 2025/26.

Dorothee Feller (CDU), Bildungsministerin in Nordrhein-Westfalen, kommt zur Pressekonferenz zum Schuljahresauftakt 2025/26. 

Die Schulverwaltung in NRW soll künftig erfahren, wie die Stimmung an den Schulen ist. Künftig sollen die Schüler Feedback abgeben können.

In NRW werden Schüler ihren Schulen künftig Noten geben können. Schulministerin Dorothee Feller erklärte am Freitag vor Journalisten in Düsseldorf, die Schulverwaltung in NRW werde „ein zentrales Schülerfeedback“ einrichten. „Bei diesem Feedback geht es keineswegs darum, Rückmeldungen zu einzelnen Lehrkräften zu erhalten“, betonte die CDU-Politikerin. „Es geht ausschließlich darum, dass wir unsere Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen und erfahren, wie es ihnen wirklich an unseren Schulen geht“, so Feller.

Studien zeigten, dass sich die Schulen mehr um das Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern kümmern müssten, um das Selbstwertgefühl und die Entwicklung sozial-emotionaler Kompetenzen zu fördern. „Und nur wer sich wohlfühlt, kann auch erfolgreich lernen“, sagte Feller. Daher seien persönliche Einschätzungen von Kindern und Jugendlichen „elementar wichtig“, um die Schul- und Unterrichtsentwicklung voranzutreiben.

Daten sollen für Qualitätsentwicklung verwendet werden

Auf den Fragebögen, die künftig zur Verfügung gestellt werden, sollen die Schülerinnen und Schüler anhand einer Skala von „trifft voll und ganz zu“ bis hin zu „trifft überhaupt nicht zu“ einschätzen, ob ihre Schule eine wertschätzende und respektvolle Kommunikations- und Gesprächskultur pflegt. Abgefragt wird auch, wie es um die Wertschätzung bestellt ist und ob es einen anerkennenden Umgang an der Schule gibt.

22.08.2025, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Dorothee Feller (CDU), Bildungsministerin in Nordrhein-Westfalen, äußert sich zum Schuljahresauftakt 2025/26. Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Dorothee Feller (CDU), Bildungsministerin in Nordrhein-Westfalen, äußert sich zum Schuljahresauftakt 2025/26.

„All die Daten, die auf diese Weise zustande kommen, werden wir für die Qualitätsentwicklung unserer Schulen aufbereiten und zur Grundlage von Zielvereinbarungen zwischen Schulen und Schulaufsicht machen“, sagte Feller. Die rund 5400 Schulleiterinnen und Schulleiter aus NRW würden am 2. September zu einer digitalen Info-Veranstaltung eingeladen.

Neues Schuljahr in NRW: Etwa 174.000 „i-Dötzchen“ an den Start

Mitte nächster Woche fängt in NRW nach gut sechs Wochen Sommerferien für rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler wieder der Unterricht an. Unter ihnen gehen etwa 174.000 „i-Dötzchen“ an den Start. Gutes und korrektes Schreiben soll in den kommenden Schuljahren wieder eine Hauptrolle in den spielen, erklärte Feller.

In früheren Jahren war in vielen Bundesländern das Schreiben nach Gehör erprobt worden – mit durchwachsenem Erfolg. „Schreiben nach Gehör kommt in NRW nicht mehr zur Anwendung“, stellte Feller jetzt klar. Das bedeute nicht, dass die Kinder beim Schreibenlernen keine Fehler machen dürften. „Im Gegenteil: Gerade aus Fehlern lernen wir alle ja am allermeisten“, sagte die Ministerin.

„Schreiben nach Gehör kommt in NRW nicht mehr zur Anwendung“

Dafür sei es aber wichtig, Fehler auch von Anfang an anzustreichen. In NRW soll nun ab Herbst an 100 Grundschulen ein digitales Hilfsmittel getestet werden. Kinder ab der 2. Klasse sollen dabei unterstützt werden, eigene Texte zu verfassen und dabei die Rechtschreibung einzuüben. Dies sei ein gezielter „Gegenentwurf“ zum passiven Konsum von Sozial-Media-Inhalten, so Feller.

Bei Ihrer Pressekonferenz zum Schuljahresstart äußerte sich Feller auch zur Frage der künftigen Sommerferien-Termine. In den vergangenen Wochen hatte sich unter anderem NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) für eine gerechtere Verteilung der Ferienzeiten unter den Bundesländern ausgesprochen. Bayern und Baden-Württemberg reklamieren bislang stets den spätesten Ferienstart für sich. Dies war in der Vergangenheit damit begründet worden, in den südlichen Bundesländern kämen Kinder als Erntehelfer zum Einsatz.

Feller strebt Diskussion über Verteilung der Ferientermine an

Feller kündigte an, in den nächsten Wochen werden der Diskussionsprozess in der Kultusministerkonferenz über die Verteilung der Ferientermine ab 2030 beginnen. „Dabei werde ich die Position einbringen, dass die Schulferien grundsätzlich nicht vor Juli begonnen sollten“, sagte Feller. Die CDU-Politikerin begründete den Vorschlag damit, die Zeit zwischen den Osterferien und den Schulferien müsse mindestens zehn Wochen betragen. „Wenn der Abstand geringer ist, sind die Prüfungen in der verbleibenden Zeit nur schwer zu organisieren“, sagte Feller. Eine zu hohe Dichte von Klassenarbeiten könne für die Schülerinnen und Schüler zu einer Belastung werden.

Die schwarz-grüne Landesregierung hat seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2022 rund 9500 Menschen an den Schulen neu eingestellt, aber noch immer sind 7000 Stellen unbesetzt. Bei der Rekrutierung neuer Lehrkräfte sollen jetzt auch Reformen bei der Lehrerausbildung beitragen. „Wir wollen, dass die Studierenden nicht nur über Schule reden, sondern Schule von Anfang an erleben“, betonte Feller. Das Studium soll künftig noch stärker mit der schulischen Praxis verzahnt werden.

Modellversuch an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften

Eine Neuausrichtung wird es auch bei den Fächerkombinationen geben. In der Sonderpädagogik mussten Studierende bislang zwei Förderschwerpunkte sowie zwei Unterrichtsfächer belegen. Künftig sind nur noch ein Unterrichtsfach und zwei Förderschwerpunkte verpflichtend. An Haupt-, Real-, Sekundär- und Gesamtschulen soll das Fach „Deutsch als Zweitsprache“ erstmals als eigenständiges Lehramtsfach eingeführt werden.

Ein Modellversuch an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften soll angehenden Ingenieuren den Einstieg in den Lehrerberuf ermöglichen – eine Reaktion auf den hohen Bedarf an Lehrkräften in technischen Fachrichtungen an den Berufskollegs.

Anpassungen soll es laut Feller nun auch bei der Referendarausbildung geben. Für Unterrichtsbesuche würden bislang häufig „Showstunden“ vorbereitet, die mit dem Unterrichtsalltag wenig zu tun haben, sagte die Ministerin. Die in der Regel fünf Unterrichtsbesuche pro Fach sollen künftig erst ab dem vierten Termin benotet werden. Auch die schriftliche Unterrichtsvorbereitung soll verschlankt werden. Bei der Staatsprüfung soll die Langzeitbeurteilung mit 60 Prozent in die Abschlussnote eingehen, während der Prüfungstag mit 40 Prozent gewichtet wird. Bislang wurde die Prüfungsleistung zu 50 Prozent gewertet.

Feller offen für Vorschläge zu späterem Unterrichtsbeginn

Für Vorschläge, den Unterricht an den Schulen später beginnen zu lassen, zeigte sich Feller grundsätzlich aufgeschlossen. „Da bin ich offen“, sagte die Schulministerin. Ein späterer Schulstart könne allerdings bei Familien mit berufstätigen Eltern zu Abstimmungsproblemen führen.

Wegen der Umstellung der Schulzeit an Gymnasien von acht auf neun Jahren werden ab dem Schuljahr 2026 rund 2500 Lehrer von den Grundschulen abgezogen, die dort bislang über Vorgriffsstellen eingesetzt wurden. „Wir erwarten, dass die Landesregierung die einjährige Vorlaufzeit bis zum Schuljahresbeginn 2026/27 nutzt und rechtzeitig Konzepte vorlegt, wie diese Lücke adäquat geschlossen werden kann“, fordert der Vorsitzende von „Lehrer NRW“, Sven Christoffer.

Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, erklärte, die Maßnahmen der Landesregierung seien nicht ambitioniert genug. „Ministerin Feller spricht gerne davon, dass ‚der Marathonlauf‘ weitergehe. Wir warten aber darauf, dass die Landesregierung den Turbo einlegt und nicht nur mit Tippelschritten hinterherläuft“, sagte die Politikerin aus Wuppertal.