8000 offene StellenQuereinsteiger sollen in NRW beim Kampf gegen den Lehrkräftemangel helfen

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Das Bild zeigt eine Lehrerin vor ihrer Klasse an der Schultafel - Der Fachkräftemangel in Deutschland hat auch den Lehrberuf in hohem Maß erreicht.

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat auch den Lehrberuf in hohem Maß erreicht.

Die Politik umwirbt gerade Quereinsteigende – aber qualifiziert müssen sie sein.

Der Schulgarten – davon profitieren beide: Jan Söntgerath, wenn er zwischen Blumen- und Gemüsebeeten anschaulichen Biologieunterricht erteilt, und Kathrin Deuper, wenn sie für ihren Hauswirtschaftsunterricht zeigen kann, dass Spinat nicht immer so quadratisch aussieht wie in der Tiefkühltruhe im Supermarkt. Deuper und Söntgerath sind Lehrkräfte an der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Höhenberg, einem Stadtteil mit besonders hohem Anteil von Migrantenfamilien. Hier kommt ihnen allerdings nicht allein entgegen, dass die Schule einen eigenen Garten besitzt. Söntgerath und Deuper profitieren auch vom Schulleiter Martin Süsterhenn, der sich engagiert dafür eingesetzt hat, dass beide als Quereinsteiger eine Perspektive an seiner Schule entwickeln konnten.

Es war noch nicht immer so, dass Leute wie sie auch von der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) heftig umworben werden, doch gerade wird der Quereinstieg als ein zentrales Gegenmittel im Kampf gegen den Lehrkräftemangel ausgemacht. Felicitas Thiel, Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklungsforschung an der Freien Universität Berlin und Co-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission, die die Kultusministerkonferenz berät, hält neue Formen der Unterrichtsorganisation für unumgänglich: Zwar findet es auch ihre Kommission wünschenswert, das System „durch die Verantwortung qualifizierter Lehrer:innen zu stärken, die bereits im System sind, und ihnen Assistenzkräfte zuzuordnen“. Doch ohne den Einsatz von Quereinsteigenden wird das nicht gelingen – allerdings, da sind sich alle einig, nur mithilfe ausreichender Qualifikationsmaßnahmen.

Feller: Brauchen Maßnahmen, die unmittelbar wirken

„Langfristig sind wir auf mehr grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer angewiesen“, sagt NRW-Schulministerin Feller. „Wir brauchen aber auch Maßnahmen, die jetzt unmittelbar wirken. Deswegen werden wir unter anderem weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für Oberstufenlehrkräfte schaffen, den Seiteneinstieg erweitern und dabei für eine gute berufsbegleitende Qualifizierung sorgen.“ Diese spezielle Ausbildung soll ein Programm namens OBAS leisten – die Abkürzung steht für „Ordnung zur berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern und der Staatsprüfung“.

Die Teilnehmer müssen einen FH-Master oder einen an einer Universität, einer Kunst- und Musikhochschule oder der Deutschen Sporthochschule erworbenen Hochschulabschluss nachweisen. Eine weitere Voraussetzung ist eine mindestens zweijährige Berufstätigkeit oder eine mindestens zweijährige Betreuung eines minderjährigen Kindes nach Abschluss des Hochschulstudiums – außerdem müssen sie ein Auswahlverfahren durchlaufen. Die Ausbildung umfasst 24 Monate, oft müssen die Kandidaten auf ein Lehramt ein zweites Fach studieren.

Dass es von diesem Modell auch Abweichungen gibt, dokumentieren die Berufswege von Kathrin Deuper und Jan Söntgerath.

Zahlen zum Lehrkräftemangel

Die Zahlen zum Lehrkräftemangel fallen unterschiedlich aus. Laut Kultusministerkonferenz fehlen deutschlandweit bis 2025 25.000 Lehrerinnen und Lehrer. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung waren allerdings bereits zu Beginn des laufenden Schuljahrs mehr als 50.000 Stellen unbesetzt.

Die Zahlen sind unter anderem deshalb mit Unsicherheit belastet, weil Migrationsbewegungen nicht eindeutig prognostiziert werden können.

Für Nordrhein-Westfalen rechnet das Bildungsministerium aktuell mit 8000 offenen Stellen, viele davon im Primarschulbereich.

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