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Wie werden NRW-Schüler besser?Ministerin setzt auf Daten, mehr Tests und Feedback aus den Klassen

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Schüler kommen am Morgen in einer Grundschule zum Unterricht.

Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat zusätzliche Erhebungen für in den Klassen 2, 5 und 7 ankündigt.

Gerade bei den wichtigen Kompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen verschlechtern sich Schüler. Was das NRW-Schulministerium jetzt plant.

Die Schüler in NRW werden vor allem in Mathe und Deutsch immer schlechter. Jetzt will Schulministerin Dorothee Feller (CDU) mit einem Fünf-Jahres-Plan gegensteuern. Zum „Schulkompass 2030“ gehören mehr Vergleichs-Tests, mehr Datenanalyse und mehr Feedback von den Schülern – die sich wohler fühlen sollen.

Am Mittwochmorgen wurden kurz vor den Sommerferien zunächst alle Schulen per E-Mail vom Ministerium informiert: NRW habe in den jüngsten Vergleichen wie dem PISA-Test „Ergebnisse erreicht, die uns nicht zufriedenstellen können.“

Laut der Studie IQB verfehlten 21,6 Prozent der Grundschüler die Mindeststandards im Lesen, 23,3 Prozent im Zuhören und 32,6 Prozent in der Rechtschreibung. Bei Mathe erreichten 28,1 Prozent nicht die Mindeststandards.

„Ein Viertel unserer Kinder erreicht nicht die Mindeststandards der Basiskompetenzen“

„Wir können es nicht hinnehmen, dass inzwischen rund ein Viertel unserer Kinder und Jugendlichen nicht einmal mehr die Mindeststandards der Basiskompetenzen Lesen, Orthografie, Zuhören und Rechnen erreicht“, so Ministerin Feller in einer Videobotschaft an die Schulen. Daher will NRW den Fokus auf diese Grundkompetenzen legen. Vorbild ist Hamburg, wo es ähnlich mies lief – und jetzt eine Trendumkehr zu sehen ist. Was ist konkret in NRW geplant?

„Ein wichtiger Faktor des Hamburger Lehr- und Lernerfolgs sind regelmäßige Lernstandserhebungen“, so das Schulministerium. Vergleichsarbeiten, die an allen Schulen geschrieben werden, gibt es schon in der 3. und 8. Klasse („VERA“). Nun sollen zusätzliche landesweite Tests in der 2., 5. und 7. Klasse dazu kommen.

Eine „datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung“ sei maßgeblich für den Erfolg, so Feller. Daher werde man die bislang verstreuten Daten zu VERA und Co. bündeln und „schulscharf“ zur Verfügung stellen, versprach Feller. So könnten die Schulen selbst sehen, wo sie stehen – und was noch zu tun ist.

Datengestützte Qualitätsentwicklung habe ein enormes Potenzial für die schulspezifische Entwicklung, führte der Bildungsexperte Prof. Stephan Huber, der das Land berät, aus. Dabei gehe es auch darum, Prioritäten zu setzen: Wichtig sei für jede Schule, Bewährtes zu bewahren, fehlende Maßnahmen neu einzuführen und wenig Nutzbringendes abzuschaffen.

„Angesichts von Krieg und Krisen müssen wir alle mehr über das Wohlbefinden unserer Kinder und Jugendlichen wissen“

Über ein „digitales Schüler-Feedback“ sollen auch Daten zur „sozial-emotionalen Entwicklung“ gesammelt werden, wie Feller es ausdrückte: „Angesichts von Krieg und Krisen müssen wir alle mehr über das Wohlbefinden unserer Kinder und Jugendlichen wissen.“ Das hat einen handfesten Hintergrund: Laut PISA-Studie ist ein gutes Schulklima eng mit der Lesekompetenz verknüpft.

Das Schülerfeedback ist zunächst freiwillig. Auch für die Lehrer und Rektoren soll es ein Feedback-Modell geben: Mehr Zielvereinbarungsgespräche und eine flächendeckende Einführung von Zielvereinbarungen zwischen Schulaufsicht und Schulleitungen.

Dorothee Feller (CDU), Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, spricht bei einer Pressekonferenz.

„Die Trendwende gelingt uns nicht im Vollsprint, sondern nur Schritt für Schritt“, sagt Schulministerin Feller.

„Die Trendwende gelingt uns nicht im Vollsprint, sondern nur Schritt für Schritt“, so Feller. Sie sprach auch von einem „Marathon“ und davon, dass andere Länder dafür zehn Jahre gebraucht hätten. Start ist im kommenden Schuljahr. Dann sollen Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulaufsicht zunächst für die neue Daten-Welt qualifiziert werden (durch Erklärvideos, Web-Seminare und Podcasts). Auch ein erstes Tool für das Schülerfeedback soll erprobt werden.

Ab dem zweiten Schulhalbjahr soll es die ersten Zielvereinbarungsgespräche zwischen Schulaufsicht und Schulen geben und das Datenportal aufgesetzt werden. Die zusätzlichen VERA-Tests kommen nach und nach, ab dem Schuljahr 2026/2027 in den 5. Klassen als Pilotprojekt, im Jahr danach dann überall. Die VERA-Tests in den 2. und 7. Klassen folgen.

GEW: „Mehr Tests ohne verbindliche und wirksame Förderstrukturen führen nicht zu besseren Kompetenzen“

Ayla Celik, die NRW-Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu dem Maßnahmenpaket des Ministeriums: „Mehr Tests ohne verbindliche und wirksame Förderstrukturen führen nicht zu besseren Kompetenzen. Basiskompetenzen brauchen qualifizierte Förderung, mehr Personal, multiprofessionelle Unterstützung und vor allem Zeit und ein lernförderliches Umfeld. Nur so wird aus einem Schulkompass ein echter Kompass für bessere Bildung.“

Und Dilek Engin, Schulexpertin der SPD im Landtag betonte: „Wenn die Lernstandserhebungen zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler gezielte Förderungen brauchen, dann müssen Materialien und vor allem Zeitfenster geschaffen werden. Auch die Lehrkräfte brauchen mehr Zeit für echte pädagogische Arbeit.“

Auch die schulpolitische Sprecherin der FDP, Franziska Müller-Rech, kritisierte die Pläne: „Die Landesregierung legt erneut einen bildungspolitischen Zickzackkurs an den Tag. Statt klare Prioritäten zu setzen, verliert sich die Landesregierung in einem Sammelsurium aus Tests, Portalen und Aktionismus.“