Proteste gegen TariferhöhungDrei Tote bei Unruhen in Chile

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Es war das erste Mal seit dem Ende der Diktatur unter General Augusto Pinochet 1990, dass in der chilenischen Hauptstadt Militär patrouillierte.

Santiago de Chile – Bei Unruhen in der chilenischen Hauptstadt Santiago sind in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) drei Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern seien zwei Frauen, die bei einem Brand in einem Supermarkt starben, sowie ein Mann, der später in einer Klinik seinen Verletzungen erlag, berichteten lokale Medien unter Berufung auf Bürgermeisterin Karla Rubilar. Der Supermarkt sei in der Nacht geplündert worden, hieß es in den Berichten.

Die gewaltsamen Protesten hatten nach einer Fahrpreiserhöhung der U-Bahn in Santiago begonnen. Chiles Präsident Sebastián Piñera rief dann am Freitagabend den Ausnahmezustand aus. Am Samstagabend machte er die Tariferhöhung der U-Bahn rückgängig. „Ich habe die Stimme meiner Mitbürger gehört“, sagte der Präsident während seiner Ansprache. Nach erneuten Brandanschlägen auf U-Bahn-Stationen wurde am Samstag eine Ausgangssperre in der chilenischen Hauptstadt verhängt.

Die Regierung mobilisierte 9500 Sicherheitskräfte. Es war das erste Mal seit dem Ende der Diktatur unter General Augusto Pinochet 1990, dass in der chilenischen Hauptstadt Militär patrouillierte. 

Die Proteste hatten sich vor knapp einer Woche entzündet, als die Fahrpreise der U-Bahn von 800 auf 830 Pesos angehoben wurden - umgerechnet eine Erhöhung von vier Euro-Cent.

Allerdings geht es bei den Protesten, die unter dem Hashtag #ChileDesperto („Chile erwacht“) Zulauf fanden, auch um die Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land. „Chile hat sich als ein Schnellkochtopf erwiesen, der auf die schlimmste Art explodiert ist“, sagte die Beamtin Maria. Seit der Ankündigung der Fahrpreiserhöhung für die U-Bahn wurden 78 der 164 U-Bahn-Stationen in Santiago verwüstet. Nachdem auch 16 Busse in Brand gesetzt und neben dem U-Bahn- auch der Busverkehr ausgesetzt wurde, lag in der Hauptstadt am Sonntag der öffentliche Verkehr nahezu vollkommen still. In verschiedenen Stadtteilen von Santiago errichteten Demonstranten am Samstag Barrikaden, es gab Zusammenstöße mit der Polizei. Diese setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. (afp/dpa)

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