Putin-Biograf Hubert SeipelJournalist offenbar aus Moskau bezahlt – NDR prüft rechtliche Schritte

Lesezeit 2 Minuten
Hubert Seipel und Wladimir Putin treffen sich 2016 in Moskau. Seipel schrieb eine Putin-Biografie

Hubert Seipel und Wladimir Putin treffen sich 2016 in Moskau. Seipel schrieb eine Putin-Biografie

Enthüllungen von ZDF und „Spiegel“ legen nahe, dass der Putin-Biograf Hubert Seipel Geld aus Moskau erhielt. Seipel arbeitete auch für die ARD. 

Der Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel soll Hunderttausende Euro aus Moskau erhalten haben. Das berichten das ZDF-Politmagazin „Frontal“ und der „Spiegel“ am Dienstag (14. November). Seipel, der mehrfach für die ARD arbeitete und mit dem Deutschen Fernsehpreis sowie dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, soll die Zahlungen vor dem Fernsehsender, seinem Buchverlag und der Öffentlichkeit verborgen haben.

Ein Zusammenschluss investigativer Journalisten wertete im Rahmen der Recherche „Cyprus Confidential“ vertrauliche Dokumente aus Zypern aus. Demnach unterschrieb Seipel 2018 einen „Sponsorenvertrag“ für ein Buchprojekt, der mit 600.000 Euro honoriert wurde. Laut Vertrag soll es inhaltlich um die Russische Föderation gegangen sein. Zudem sollte Seipel „logistische und organisatorische Unterstützung“ während seiner Recherche in Russland erhalten.

Der Vertragspartner ist laut Recherchen eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation, die ihren Sitz auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik hat. De Vere gehört augenscheinlich zum Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, den die Europäische Union im Februar 2022 wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin sanktionierte. Ein handschriftlicher Vermerk auf dem Vertrag mit Seipel legt laut „Frontal“-Enthüllungen außerdem nahe, dass es eine ähnliche Vereinbarung für eine Putin-Biografie bereits im Jahr 2013 gab.

Hubert Seipel veröffenlichte Putin-Biografie und Interview

Im Jahr 2015 erschien Seipels Putin-Biografie mit dem Titel „Putin. Innenansichten der Macht“ im Verlag Hoffmann und Campe. Im selben Verlag erschien 2021 „Putins Macht. Warum Europa Russland braucht“.  Für den NDR interviewte Seipel zudem den Kreml-Herrscher mehrfach, so auch im Jahr 2014. Das Gespräch wurde im Rahmen des ARD-Talks von Günther Jauch ausgestrahlt und anschließend kontrovers diskutiert. Teile der deutschen Öffentlichkeit und Medien warfen Seipel vor, sich zu unkritisch verhalten zu haben.

Seipel räumte laut „Frontal“-Mitteilung ein, von Alexej Mordaschow „unterstützt“ worden zu sein. Der Oligarch habe jedoch keinen Einfluss auf den Inhalt seiner Bücher gehabt, so Seipel. Dies ist laut Vertragstext auch so festgeschrieben.

NDR prüft rechtliche Schritte gegen Hubert Seipel

Der NDR und Hoffmann und Campe erklärten, nichts von den Zahlungen gewusst zu haben. Der NDR prüft nun rechtliche Schritte. Der Sender sei am 6. November durch eine Presseanfrage mit den schwerwiegenden Vorwürfen gegen Seipel konfrontiert worden, heißt es. Man habe mit dem Autor sowie Verantwortlichen der Produktionsfirma Kontakt aufgenommen.

Intendant Joachim Knuth sagt: „Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind.“ Seipel hätte den Vertragsabschluss dem NDR und der Produktionsfirma offenlegen müssen. (cme)

KStA abonnieren