„Das ist völliger Unsinn“Ex-Kreml-Minister deckt ewige Putin-Lüge auf – und nennt Lawrow „absolute Schande“

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Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit Außenminister Sergej Lawrow (l.). Der ehemalige russische Minister Andrej Kosyrew lässt kein gutes Haar an den beiden führenden Figuren im Kreml. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit Außenminister Sergej Lawrow (l.). Der ehemalige russische Minister Andrej Kosyrew lässt kein gutes Haar an den beiden führenden Figuren im Kreml. (Archivbild)

Andrej Kosyrew war Minister unter Jelzin und einst Lawrows Chef. Nun hat er sich über Kremlchef Putin und den Außenminister ausgelassen.

Der ehemalige russische Außenminister Andrej Kosyrew hat einer zentralen Behauptung des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Nato widersprochen. Immer wieder hatte Moskau in der Vergangenheit behauptet, es habe in der Vergangenheit das Versprechen westlicher Länder gegeben, dass sich die Nato nicht in Richtung der russischen Grenzen ausdehnen werde. Ein solches Versprechen habe es jedoch nie gegeben, sagte Kosyrew nun der „Kyiv Post“ in einem Interview.

„Es ist nicht wahr“, erklärte Kosyrew. „Als ich Außenminister war, haben wir versucht, eine Spur davon in den Archiven zu finden, und wir sind gescheitert“, fügte er an. Auch der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, habe stets bestritten, irgendeine Art von Zusicherung erhalten zu haben. „Meines Wissens ist das völliger Unsinn“, sagte Kosyrew über eine der zentralen Behauptungen Wladimir Putins.

Wladimir Putins ewige Lüge über die Nato-Osterweiterung

Der Kremlchef nennt die Nato-Osterweiterung immer wieder als einen der Gründe für die aggressiven Aktionen Russlands und behauptete mehrmals, Russland sei in dieser Frage vom Westen hinters Licht geführt worden. Die unwahre Behauptung des Kremlchefs fand in den vergangenen Jahren auch im Westen immer wieder Gehör.

So hatte die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht angesichts Russlands völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine wiederholt von einer „Mitverantwortung des Westens“ gesprochen, der Nato einen „Wortbruch“ bei der Osterweiterung vorgeworfen und mehrmals betont, es habe entsprechende Zusagen an Moskau nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gegeben. Tatsächlich hat es die jedoch nie gegeben, wie nun auch Kosyrew betonte.

Nato-Osterweiterung: Keine Grundlage für Putins Behauptung

„1997 wurde der Nato-Russland-Rat gegründet und die Nato-Grundakte unterschrieben, in der Moskau ausdrücklich zugesagt hat, dass jeder Staat die Freiheit hat, sein Bündnis selbst auszusuchen“, hatte der Politikwissenschaftler Carlo Masala zudem in einem Streitgespräch mit Wagenknecht zu Jahresbeginn im „Spiegel“ bereits erklärt. „Das war die Grundlage für die Nato-Osterweiterung. Sie hat also nicht gegen den Willen Russlands stattgefunden – auch wenn Wladimir Putin heute das Gegenteil behauptet“, fügte Masala an.

Andrej Kosyrew zusammen mit dem damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin im Jahr 1991 in Bonn. (Archivbild)

Andrej Kosyrew (l.) zusammen mit dem damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin im Jahr 1991 in Bonn. (Archivbild)

Andrej Kosyrew war russischer Außenminister in der Regierung Boris Jelzins, dem Vorgänger Wladimir Putins. Er übte sein Amt zwischen Oktober 1990 und Januar 1996 aus und verfolgte dabei einen pro-demokratischen und pro-westlichen Kurs – und wurde dafür in seinem Heimatland mitunter hart kritisiert. Heute lebt Kosyrew in den USA.

Ex-Kreml-Minister nennt Sergej Lawrow eine „absolute Schande“

Gegenüber der „Kyiv Post“ sprach der ehemalige Minister unterdessen auch über seinen einstigen Weggefährten Sergej Lawrow, der seit 20 Jahren Außenminister in Moskau und somit einer von Kosyrews Nachfolgern ist. „Ich habe ihn damals befördert“, erinnerte sich Kosyrew nun. Damals habe er ihn als „Gleichgesinnten“ und „Profi“ empfunden, erklärte der ehemalige Außenminister. „Was aus ihm später und heute geworden, ist eine absolute Schande und ein Desaster, aber ich weiß nicht, warum es so gekommen ist“, fügte er an.

Kosyrew wandte sich in dem Interview auch an die ukrainische Bevölkerung: „Ich kann nur meine Bewunderung für ihr Durchhaltevermögen ausdrücken“, so Kosyrew. „Ich hoffe, dass sie die aufrechterhalten. Und ich hoffe, dass sie gewinnen.“ Die einzige Sprache, die Putins „diktatorische“ Regierung in Moskau zu einer Reaktion verleiten könne, sei Gewalt. 

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