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Tod von Trump-Unterstützer Charlie KirkFür die USA ist das ein brodelnder Moment

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Ein Foto von US-Präsident Donald Trump ist bei einer Gedenkstätte für den rechtskonservativen Podcaster Charlie Kirk vor dem Timpanogos Regional Hospital zu sehen, nachdem Kirk erschossen wurde.

Ein Foto von US-Präsident Donald Trump ist bei einer Gedenkstätte für den rechtskonservativen Podcaster Charlie Kirk vor dem Timpanogos Regional Hospital zu sehen, nachdem Kirk erschossen wurde.

Viele Historiker halten einen neuen US-Bürgerkrieg für unwahrscheinlich – aber beginnt mit dem Tod von Charlie Kirk eine Terrorwelle wie in den 70er-Jahren?

Die USA blicken seit Mittwochnachmittag noch tiefer in den Abgrund. Millionen US-Amerikaner fragen sich nun, welche Folgen der Tod des rechten Aktivisten Charlie Kirk hat. Nutzen die Autoritären rund um Donald Trump den Moment, um noch stärker mit dem Militär gegen ihre Gegner vorzugehen – führt die Gewalttat gar zu einem zweiten US-Bürgerkrieg?

Fest steht, dass es in den zerstrittenen USA in jüngster Zeit eine Welle der Brutalität gegen Politiker gibt: Der Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 durch einen wütenden Mob, der den Tod von Vizepräsident Mike Pence forderte; der Versuch, den Ehemann der Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi bei einem Einbruch mit einem Hammer zu töten im Oktober 2022; die Schüsse auf Donald Trump im Wahlkampf 2024; die Brandstiftung im Haus von Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro im April 2025; der Mord an Melissa Hortman, Repräsentantenhaussprecherin in Minnesota, und ihrem Ehemann in deren Zuhause im Juni 2025.

Und nun der Tod von Charlie Kirk, jenem 31-Jährigen, der mit Millionen Followern und radikal rechtskonservativen Ansichten zum wichtigsten Jugend-Einflüsterer der Maga-Bewegung aufstieg.

Gewalt durch Einzeltäter könnte wachsen

Doch selbst in diesem blutrünstigen und waffentrunkenen Land glauben Politikwissenschaftler kaum an einen baldigen Bürgerkrieg. Ein solcher großflächiger bewaffneter Konflikt zwischen zwei Bevölkerungsgruppen sei historisch extrem selten, meint Jay Ulfelder, der bis vor kurzem in Harvard lehrte und zu den weltweit führenden Experten für politische Instabilität gehört. Bereits 2022 sagte er aber auch: „Schon fernab von einem Bürgerkrieg können so viele schlimme Dinge passieren, dass ich mir wünschte, wir als Land würden häufiger darüber sprechen.“

Statt eines Großkonflikts dürfte eher die Gewalt durch extremistische Einzeltäter und Splittergruppen wachsen, vergleichbar mit den weltweiten Terror-Bewegungen der 70er-Jahre. Ob es in den USA dazu kommt, liegt an der Reaktion auf Kirks Tod. Rechte Moderatoren und mächtige Vertraute Donald Trumps forderten schnell Rache. „Sie sind mit uns im Krieg – was tun wir dagegen?“, fragte TV-Moderator Jesse Waters auf Fox News und Elon Musk raunte auf X: „Wenn sie uns nicht in Frieden lassen, dann haben wir die Wahl zu kämpfen oder zu sterben.“ Niemand aber ist für die künftigen Entwicklungen so wichtig wie der US-Präsident.

Donald Trump bekundete Kirks Familie in einer ersten gemäßigten Reaktion noch sein Beileid. Nur wenige Stunden später machte Trump aber in einer Ansprache einzig die politische Opposition für Kirks Tod verantwortlich und raunte: „Linksradikale politische Gewalt hat zu viele Unschuldige verletzt und zu viele Leben gekostet“. Zu diesem Zeitpunkt war der Täter nicht gefasst und das Motiv unbekannt – klar erschien nur eines: Um ein Ende der extremen Polarisierung des Landes bemüht sich dieser Präsident nicht.