Interview mit Nigel FarageTrumps halbherziges Nato-Bekenntnis – Verteidigung nur gegen Vorkasse

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Donald Trump hat sich von Brexitvorkämpfer Nigel Farage interviewen lassen (Archivbild).

Donald Trump hat sich von Brexitvorkämpfer Nigel Farage interviewen lassen (Archivbild).

Donald Trump wiederholt seine Kritik an europäischen Nato-Ländern – und macht ein konditioniertes Beistandsversprechen: „Sie müssen zahlen.“

Die Atmosphäre war edel, der Interviewer unterwürfig freundlich. In einem goldenen Saal seines Protzpalastes Mar-a-Lago in Florida ließ sich Donald Trump vom britischen Rechtspopulisten und Brexitvorkämpfer Nigel Farage befragen. Ganz offensichtlich ging es Farage auch darum, ein paar Negativschlagzeilen zu kontern, die sein Idol ausgelöst hatte, als es beispielsweise den russischen Machthaber Wladimir Putin zur Invasion in ein Nato-Land ermunterte. Tatsächlich tickerten die Nachrichtenagenturen anschließend, Trump habe sich zum Verteidigungsbündnis bekannt – aber seine Aussage hatte ziemlich viele Fußangeln.

In dem ausgiebigen Interview für den rechten britischen Fernsehkanal GB News bietet Farage seinem Gegenüber zunächst reichlich Gelegenheit, über den angeblichen (und von Gerichten widerlegten) Wahlbetrug in den USA zu klagen. Dann geht es um Trumps Warnung vor einem „Blutbad“ im Falle seiner erneuten Wahlniederlage, die der Präsidentschaftskandidat der Republikaner nur ökonomisch gemeint haben will.

Trump ermunterte Putin zum Überfall

Im dritten Block des Interviews wendet sich Farage dann der Nato zu. Bei einer Wahlkundgebung im Februar in South Carolina hatte Trump erzählt, dass er dem Regierungschef eines Nato-Landes, das seinen „fairen Anteil“ nicht zahle, gesagt habe: „Nein, ich werde Sie nicht verteidigen. Tatsächlich würde ich sie (die Russen, d. Red.) ermuntern zu tun, was immer sie wollen.“

Diese Äußerung verteidigt der Ex-Präsident nun: „Das ist eine Form von Verhandlungsstrategie“, sagt er: „Sie müssen zahlen.“ Trump behauptet, seit seiner Drohung, die den Beistandsartikel der Nato ins Gegenteil verkehrt, sei „eine Menge Geld eingenommen worden“. Erneut bedient er dabei das Bild einer Art Nato-Vereinskasse, die es aber nicht gibt. Die Selbstverpflichtung der Nato-Staaten, mindestens 2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben, bezieht sich auf deren nationale Militärausgaben. Nach Angaben der Nato werden 2024 insgesamt 18 der 32 Mitglieder (auch Deutschland) dieses Ziel erreichen. Trump wiederholt seine Drohung, säumige Zahler nicht zu beschützen.

„Wir haben einen Ozean dazwischen“

Ausdrücklich fragt Farage daraufhin: „Aber wenn sie ihre Rechnung bezahlen und es in der Allianz fair zugeht, würden Sie dann ein Land wie Polen verteidigen?“ Trump antwortet darauf nicht, sondern betont: „Die Nato ist wichtiger für sie als für uns. Wir haben einen Ozean dazwischen.“ Noch einmal beklagt er sich, die Europäer hätten die USA „ausgenutzt“.

„Ja, aber wenn sie ihren fairen Anteil zahlen – ist Amerika dann da?“, hakt Farage ein zweites Mal nach. „Ja, 100 Prozent“, sagt Trump endlich. Es klingt wie das Versprechen eines Geschäftsmanns, der sein Gegenüber zu einer Zahlung bewegen will. Wie ein überzeugtes Bekenntnis zur Nato klingt es nicht – zumal Trump an keiner Stelle sagt, wie hoch der „faire Anteil“ nach seiner Meinung sein müsste. Immerhin wenden die USA rund 3,5 Prozent ihres Inlandsprodukts für Verteidigung auf. Addiert man die nationalen Militärausgaben aller Mitgliedsländer, macht der Washingtoner Etat rund zwei Drittel aus.

„Wir haben einen Ozean dazwischen“

Ausdrücklich fragt Farage daraufhin: „Aber wenn sie ihre Rechnung bezahlen und es in der Allianz fair zugeht, würden Sie dann ein Land wie Polen verteidigen?“ Trump antwortet darauf nicht, sondern betont: „Die Nato ist wichtiger für sie als für uns. Wir haben einen Ozean dazwischen.“ Noch einmal beklagt er sich, die Europäer hätten die USA „ausgenutzt“.

„Ja, aber wenn sie ihren fairen Anteil zahlen – ist Amerika dann da?“, hakt Farage ein zweites Mal nach. „Ja, 100 Prozent“, sagt Trump endlich. Es klingt wie das Versprechen eines Geschäftsmanns, der sein Gegenüber zu einer Zahlung bewegen will. Wie ein überzeugtes Bekenntnis zur Nato klingt es nicht – zumal Trump an keiner Stelle sagt, wie hoch der „faire Anteil“ nach seiner Meinung sein müsste. Immerhin wenden die USA rund 3,5 Prozent ihres Inlandsprodukts für Verteidigung auf. Addiert man die nationalen Militärausgaben aller Mitgliedsländer, macht der Washingtoner Etat rund zwei Drittel aus.

Während seiner Präsidentschaft hatte Trump mehrfach erwogen, die Nato zu verlassen. Damals hatten ihn seine Berater daran gehindert. Einer zweiten Trump-Regierung würden diese traditionellen Republikaner nicht mehr angehören.

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