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Nawalny-Gefährten wütend auf USA„Russland ist’s egal“ – Moskau verspottet Trumps Ultimatum und droht Europa

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Kremlchef Wladimir Putin schweigt noch zu den jüngsten Aussagen von US-Präsident Donald Trump. Andere Kreml-Vertreter werden derweil deutlich (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin schweigt noch zu den jüngsten Aussagen von US-Präsident Donald Trump. Andere Kreml-Vertreter werden derweil deutlich (Archivbild)

Moskau zeigt sich unbeeindruckt von den jüngsten Maßnahmen von Donald Trump. Gleichzeitig wird scharfe Kritik am US-Präsidenten laut. 

Moskau reagiert betont unbeeindruckt auf die neu gesetzte Frist von US-Präsident Donald Trump und die von Europa finanzierten Waffenlieferungen an die Ukraine. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach in einer ersten Reaktion auf Trumps Schachzug von einer „ernsten“ Erklärung des US-Präsidenten. „Wir brauchen sicherlich Zeit, um zu analysieren, was in Washington gesagt wurde“, fügte Peskow an, stellte jedoch klar, dass Trumps Worte aus Moskaus Sicht ein „Signal für die Fortsetzung“ des Krieges gewesen seien.

Außenminister Sergej Lawrow reagierte derweil verwirrt angesichts der 50-tägigen Frist, die Trump Kremlchef Wladimir Putin am Montag für eine Friedenslösung gesetzt hatte. „Es ist schwer zu beurteilen, was dahinter steckt“, erklärte Lawrow nach Angaben von russischen Staatsmedien mit Blick auf den willkürlich erscheinenden Zeitraum.

Kreml warnt: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“

„Das freut uns natürlich nicht“, betonte der Moskauer Top-Diplomat außerdem mit Blick auf die Entscheidung in Washington. Moskau werde jedoch weiterhin dem von Putin „genehmigten Plan“ folgen, bekräftigte der Außenminister den Kriegskurs des Kremls.

Der US-Präsident stehe unter „enormem ungehörigen Druck seitens der Europäischen Union und der Nato-Führung“, verkündete Lawrow obendrein. „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, warnte der Außenminister insbesondere die Europäer, die den US-Präsidenten angeblich in einen „Sanktionsstrudel“ hineinziehen wollten. 

„Jeder Versuch, Forderungen zu stellen, insbesondere in Form von Ultimaten, ist für uns inakzeptabel“, betonte auch Lawrows Vize Sergej Rjabkow und bekam dafür Zustimmung aus der russischen Duma. Dmitri Belik, Mitglied des Ausschusses für internationale Angelegenheiten, ließ bei seinen Worten wenig Interpretationsspielraum.

Dmitri Medwedew macht sich über Donald Trump lustig

„Unser Land wird die Ziele der militärischen Sonderoperation weiterhin erreichen“, stellte Belik nach Angaben der Zeitung „Gazeta“ klar. Es sei „sinnlos, darauf zu hoffen, dass Russland durch die Androhung von Sanktionen gebrochen“ werden könne, bekräftigte der Politiker. Trump habe sein „Ultimatum den falschen Leuten gestellt“.

Noch deutlicher wurde derweil der ehemalige Kremlchef Dmitri Medwedew, der sich auf der Plattform X über den US-Präsidenten lustig machte. Trump habe dem Kreml ein „theatralisches Ultimatum“ gestellt und damit für große „Erwartungen der Konsequenzen“ gesorgt, schrieb Medwedew mit Blick auf die von Trump im Vorfeld groß angekündigte Erklärung, die zu Wochenbeginn schließlich folgte. „Das kriegerische Europa war enttäuscht“, kommentierte Medwedew nun Trumps Statements und fügte an: „Russland ist’s egal.“

Kremlmedien verspotten US-Präsident: „Danke dafür, Donald“

Von den russischen Staatsmedien bekam der US-Präsident unterdessen offene Häme zu hören. „Danke dafür, Donald – Trumps Ultimatum an Russland wird die Zerstörung der Ukraine beschleunigen“, lautete etwa die Schlagzeile eines Meinungsstücks der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Autor Kirill Strelnikow verhöhnte Trump dort mit deutlichen Worten. Trumps „Ultimatum“ sei „super geworden“ und habe zu „100 Prozent funktioniert“, schrieb der Kolumnist und fügte spöttisch an: „Oder besser gesagt, um 2,3 Prozent: So stark stiegen die Aktien russischer Unternehmen unmittelbar nach der Ankündigung.“

Staatsmedien: Trump glaubt an Russlands Sieg

Tatsächlich hatte die Moskauer Börse mit einem Kursaufschwung auf die Worte aus Washington reagiert – die russische Wirtschaft hatte im Vorfeld offenbar mit schärferen Maßnahmen des US-Präsidenten gerechnet. Auch bei RIA bemühte man sich zudem, Trump als von Europa und amerikanischen Hardlinern gedrängt darzustellen. Dagegen wehre sich Trump nun „so gut er kann“, unkte Strelnikow.

US-Präsident Donald Trump. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump. (Archivbild)

Die kremlnahe Zeitung „Moskowski Komsomolez“ schlug in die gleiche Kerbe. Eigentlich sei Trump weiterhin davon überzeugt, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine gewinnen werde, erklärte dort der Autor Dmitri Popow den Lesern.

Kreml auf Kriegskurs: „Bis zum Ende kämpfen“

Deshalb versuche Trump „das Problem auf Europa abzuwälzen“ und gleichzeitig die amerikanische „Wohltätigkeit“ gegenüber der Ukraine einzustellen, indem er fortan Geld für Waffenlieferungen verlange. Da Europa die in Moskauer Augen unausweichliche Niederlage der Ukraine aber nicht akzeptieren wolle, sei „eine Einigung in 50 Tagen ausgeschlossen“, lautete auch bei der „Moskowski Komsomolez“ schließlich das Fazit. „Wir werden bis zum Ende kämpfen müssen.“

Für Aufregung sorgte in Russland derweil ein Bericht der „Financial Times“, wonach Trump in seinem letzten Telefonat mit Wolodymyr Selenskyj den ukrainischen Präsidenten zu Angriffen auf Moskau und St. Petersburg ermutigt haben soll.

Wirbel um mögliche Angriffe auf Moskau und St. Petersburg

Eilig vermeldeten die Medien in Russland die Klarstellung von Trumps Sprecherin Karoline Leavitt, dass der US-Präsident die Ukraine nicht zu derartigen Angriffen „ermutigt“ habe. Dass mögliche Schläge auf militärische Ziele in den russischen Metropolen zur Sprache gekommen seien, dementierte die Sprecherin derweil nicht, wie das US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ berichtete. 

Während Russland betont unbeeindruckt und mit einiger Häme auf Trumps angedeuteten Kurswechsel reagiert hat, musste sich der US-Präsident von russischen Kremlkritikern und Dissidenten scharfe Kritik gefallen lassen. „Ich verstehe nicht, warum Trump weitere 50 Tage braucht, um zu erkennen, was Putins Absichten wirklich sind – wir hatten 25 Jahre Zeit, das zu begreifen“, sagte etwa Wladimir Kara-Mursa im Gespräch mit dem US-Sender CNN.

Russische Dissidenten äußern scharfe Kritik an Trump

Der russische Oppositionelle war im August 2024 bei einem von Deutschland initiierten Gefangenenaustausch mit Russland freigekommen. Dort war Kara-Mursa nach dem Tod von Alexej Nawalny der prominenteste Oppositionspolitiker und ähnlich wie Nawalny aus nicht nachvollziehbaren Gründen vom Moskauer Regime inhaftiert worden.

Leonid Wolkow, ein langjähriger Wegbegleiter Nawalnys, flüchtet sich derweil in Spott. Trump habe Putin mit dem Versprechen, dass es nach Ablauf der Frist Frieden geben werde, erneut Zeit verschafft, „so viel wie möglich an sich zu reißen“, schrieb Wolkow bei X. Putin werde aber auch in 50 Tagen keinen Frieden schließen, prophezeite der Kremlkritiker. 

Boris Johnson: „Putin massakriert täglich Menschen“

Der ehemalige russische Schachweltmeister Garri Kasparow nahm unterdessen die Republikaner in die Pflicht. Trumps Partei weigere sich weiterhin, dem US-Präsidenten richtig „Paroli zu bieten“, schrieb Kasparow mit Blick auf von einigen US-Senatoren angestrebte scharfe Sanktionen gegen Moskau, die nun erneut nicht kommen. „Sie alle sind nun mitschuldig an jedem von Russland ermordeten ukrainischen Zivilisten“, fügte Kasparow bei X an.

Auch aus Europa kam derweil deutliche Kritik an Washingtons erneut zögerlicher Entscheidung. „Schön, dass Donald Trump den Druck auf Putin erhöht“, schrieb etwa der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson bei X. „Aber warum warten?“, fragte Johnson mit Blick auf die US-Frist für harte Sanktionen gegen Russland. „Putin massakriert täglich unschuldige Menschen“, fügte der Ex-Premier an. „Lasst uns die Sache hinter uns bringen.“