„Es ist jetzt einfacher“CNN-Moderator bricht nach Biden-Sieg in Tränen aus

CNN-Moderator Van Jones, nachdem klar ist: Joe Biden wird Präsident.
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Köln/Atlanta – „Van, what are your thoughts?“, fragt Anderson Cooper. Wenige Sekunden zuvor hatte der CNN-Moderator verkündet, was sich seit Tagen, Stimme für Stimme, angebahnt hatte: Joe Biden wird neuer Präsident der Vereinigten Staaten. Was denkst du darüber? Diese Frage stellt Anderson Cooper seinem Kollegen Van Jones seit vier Tagen.
Es folgten dann Einordnungen, Analysen und sortierte Gedanken zu dieser Wahl, die 89 Stunden lang einfach nicht enden wollte. Doch dann ist sie plötzlich vorbei, als neue Ergebnisse aus dem Bundesstaat Pennsylvania eintrudeln und die Analysten sich festlegen, dass Biden auch diesen Staat und damit 20 weitere Wahlleute gewinnen wird und über die entscheidende Grenze von 270 Wahlleuten springt. Und plötzlich ist auch die Antwort von Van Jones eine andere.
CNN-Moderator Van Jones: „I can’t breathe, das war nicht nur George Floyd“
Er schwenkt in seinem Stuhl von rechts nach links, hustet kurz. Dann muss er schlucken, schaut auf den Boden. Ein breites Lächeln: „Es ist an diesem Morgen einfacher, Vater zu sein.“ Der politische Autor, vier Tage lang war er stets analytischer Beobachter dieser Wahl, muss tief durchatmen. „Es ist jetzt einfacher, deinen Kindern zu sagen: Charakter ist wichtig. Ein guter Mensch zu sein, ist wichtig. Die Wahrheit ist wichtig.“
Dass Biden der neue Präsident wird und keine neue Amtszeit mit Donald Trump anbricht, ändere viel. Für Moslems sei es einfacher, sagt Jones, weil sie jetzt nicht mehr besorgt sein müssen, ob der Präsident sie in ihrem Land haben will. „Wenn du ein Einwanderer bist, dann musst du dir keine Sorgen machen, dass dir dein Baby weggenommen wird.“ Dann gibt er den Kampf gegen seine Tränen auf. Er weint, aber er redet weiter, ringt um Sauerstoff. Aber diese Sekunden sind ihm zu wichtig, um nichts zu sagen: „I can’t breathe, das war nicht nur George Floyd. Viele Leute hatten das Gefühl, nicht atmen zu können.“
Jones kann wenig später wieder atmen, er spricht an diesem Samstagmittag nicht nur als politischer Beobachter, sondern auch als afroamerikanischer Bürger eines Landes voller Ungerechtigkeiten: „Leute, die früher Angst hatten, ihren Rassismus zu zeigen, werden immer bösartiger zu dir und du machst dir Sorgen um deine Kinder und du machst dir Sorgen um deine Schwester.“
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Die Sorgen werden bleiben, die Sorgen des politischen Beobachters Van Jones und die des US-Bürgers. Aber an diesem 7. November treten sie kurz weit zurück. Für Jones schließt sich ein Kreis.
„Für viele von uns ist es heute Nacht schwer, Eltern zu sein“, hatte er nach Trumps Wahlsieg vor vier Jahren auf dem gleichen Sender gesagt. Gut möglich, dass er sich fest vorgenommen hat, diese Worte aufzugreifen. Vielleicht auch, weil er wusste: Worte finden, das wird in diesem Moment nicht einfach sein. Nicht nach vier Tagen im CNN-Studio. Nicht nach vier Jahren Donald Trump.