Eine strauchelnde Partei zu führen, ist Sahra Wagenknecht zu anstrengend. Wenn das BSW scheitern sollte, kann sie als dessen künftige Vordenkerin ihre Hände in Unschuld waschen.
Kein politisches GespürWagenknecht rettet ihre eigene Marke


Hinterlässt eine Baustelle beim BSW: Sahra Wagenknecht, Gründerin und scheidende Vorsitzende ihres Polit-Startups. .
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Sahra Wagenknecht will das Wort „Rückzug” nicht gelten lassen. Sie werde weiter „alles dafür tun, das BSW zum Erfolg zu führen”. Nur eben nicht als Parteichefin – das scheint ihr zu frustrierend bei ihrem strauchelnden Start-up. Eher im Hintergrund, als Vordenkerin. Und bei selbst gewählten Auftritten.
Wagenknecht besitzt etwas, das in der deutschen Politik größten Seltenheitswert hat: Charisma. Gepaart mit jahrzehntelanger Talkshow- und Auftrittserfahrung, ist die 56-Jährige stets ein mediales Ereignis.
Wagenknecht fehlt echtes politisches Gespür
Auch als politische Intellektuelle hat die promovierte Ökonomin unbestreitbare Fähigkeiten. Ihre Analyse über den zeitweisen Niedergang linker Politik kann auch unterschreiben, wer das BSW nicht für die richtige Antwort auf die Frage hält, wie der Siegeszug der Rechten aufgehalten werden kann.
Doch Wagenknecht fehlt bei allem Charisma und Intellekt zweierlei: politisches Gespür und echtes Interesse für Menschen und ihre Probleme. Ihr BSW krankte von Beginn an daran, nur Mittel zum Zweck zu sein: eine in Wählerstimmen gegossene Bestätigung, dass die Gründerin mit ihrer Idee einer Politik jenseits von Links, Rechts und Brandmauern richtig liegt. Das Programm liest sich wie eine Ansammlung von Triggerpunkten: anti-woke, pro Russland und contra Brandmauer.
Gegen Reichinnek und Weidel kommt sie nicht an
Doch während sich der AfD-Höhenflug verfestigte und sich der Zuspruch zu einer rechtsextremen Partei normalisierte, fällt das BSW nur noch mit internen Streitigkeiten auf.
Und so dauerpräsent Wagenknecht auch sein mag: In den sozialen Netzwerken und damit bei den Jüngeren kommt sie im Gegensatz zu Alice Weidel, Heidi Reichinnek und Markus Söder kaum vor.
Wagenknecht rettet jetzt ihre eigene Marke vor einem möglichen Scheitern des BSW. Ihre Bühnen wird sie weiter finden.

