Das Polit-Startup von Sahra Wagenknecht hat einen neuen, sperrigen Namen: „Bündnis für soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft“.
Überraschender NamenswechselBSW trennt sich von „Sarah Wagenknecht“

Das Kürzel bleibt - aber das BSW heißt künftig nicht mehr nach Sahra Wagenknecht, sondern eigentlich BsGwV (“Bündnis für soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft“). /
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Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ trennt sich vom Namen seiner Parteigründerin. Bei der Abkürzung BSW soll es bleiben, die bisherige Namens-Erweiterung „Vernunft und Gerechtigkeit“ wird in einen ziemlich sperrigen Titel integriert: „Bündnis für soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft“. Auf diesen Namen einigten sich Präsidium und Vorstand, bestätigte ein Parteisprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Zuerst hatte die dpa berichtet. Ein Parteitag Anfang Dezember hat das letzte Wort.
Erst am Montag soll offiziell bekanntgegeben werden, welche Rolle Wagenknecht selbst in Zukunft spielen wird. Seit Dienstagabend beraten die Parteigremien über das neue Personaltableau im BSW-Vorstand. Wagenknechts Rolle sei dabei die am wenigsten strittige, heißt es.
Ein repräsentativer Posten für die Gründungsvorsitzende?
Vorstellbar ist unter anderem, dass die Noch-Namensgeberin auf einen eher repräsentativen Posten als Gründungsvorsitzende wechselt und das Tagesgeschäft neuen Parteivorsitzenden überlässt. Ob ihre Co-Chefin Amira Mohamed Ali weitermacht, ist aber ebenfalls unklar. Immer öfter wird nun der Europaabgeordnete Fabio de Masi genannt - der frühere Finanzpolitiker ist ehrgeizig und talkshowerfahren, sein Buch „Geld, Macht, Verbrechen“ über große Finanzskandale kommt nächstes Jahr heraus - es wäre eine Win-Win-Situation an Aufmerksamkeit.
Ausgerechnet Katja Wolf setzt Wagenknecht unter Druck
Ausgerechnet ihre Gegenspielerin im BSW will Sahra Wagenknecht jetzt zum Bleiben drängen. Die Parteigründerin sei ein „Identifikationsfels“ und ein „unglaubliches politisches Talent“ mit großer medialer Wirkung, sagte die Thüringer Finanzministerin Katja Wolf. Die Gründerin solle ihrer Partei weiter „dieser Fels in der Brandung sein“.
Wie alles, was in diesen Tagen aus dem BSW verlautet, hat dieser Satz einen doppelten Boden: Wenn das politische Umfeld für das BSW ohne ihre Gründerin in der ersten Reihe noch schwerer als ohnehin würde, kann das heißen, will zumindest Wolf nicht schuld sein. Schließlich hat sie die 56-jährige Wagenknecht ja nun zum Bleiben bewegt.
Wolf und Sarah Wagenknecht waren in der Vergangenheit mehrfach aneinandergeraten. Dass die Thüringer 2024 in ein Brombeer-Bündnis mit CDU und SPD eingetreten sind, gilt in Wagenknechts Kreisen mit als Ursache für den Stimmenverlust von den Ost-Landtagswahlen bis zur Bundestagswahl.
Neuer Streit entbrennt im BSW um einen „Welt“-Gastbeitrag Wagenknechts mit der Überschrift „Eine konservative oder im Ursprungssinn ‚rechte‘ Agenda wäre dringend gefragt“.
Der Titel verwirrt etwas: Sie hat darin erneut die politischen Begriffe „links“ und „rechts“ für überholt erklärt und SPD, Grünen und Linken vorgeworfen, sich nicht mehr für soziale Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit zu interessieren. Eine Gruppe um den BSW-Gewerkschafter Ralf Krämer gab Kontra: Das BSW müsse eine „erneuerte und tatsächlich linke Agenda“ vertreten.
