Der neue BND-Chef Martin Jäger soll dafür sorgen, dass Deutschland auf Bedrohungen vorbereitet ist – eine Mammutaufgabe.
Neuer BND-ChefWarum Deutschland jetzt einen starken BND braucht

Der neue Chef des BND, Martin Jäger, bei seinem Amtsantritt am 11. September 2025 in Berlin.
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Die Bundesrepublik steht sicherheitspolitisch unter Druck wie selten zuvor. Russland hat nicht nur die Ukraine überfallen, sondern steht schon längst in einem hybriden Krieg mit Deutschland und dem Westen. Der Nahe Osten bleibt ein Pulverfass, in dem islamistischer Terror gedeihen kann. China wird immer mächtiger und will sich Taiwan einverleiben, was verheerende Folgen für die Weltwirtschaft hätte. Der Klimawandel dürfte Teile der Welt unbewohnbar machen und massive Fluchtbewegungen in Gang setzen. Auf jahrzehntelange Verbündete wie die USA ist nicht mehr uneingeschränkt Verlass. In diesen unruhigen Zeiten ist eine effektive Auslandsaufklärung – und damit der Bundesnachrichtendienst (BND) – so wichtig wie noch nie.
Mit dem Spitzendiplomaten Martin Jäger, der das Amt des BND-Präsidenten am Donnerstag übernommen hat, hat die Bundesregierung eine kluge Wahl getroffen. Der 61-Jährige ist niemand, der die riesige Behörde mit ihren rund 6500 Mitarbeitern nur verwalten würde. Er kennt sich bestens mit Krieg und Krisen aus. Zuletzt war er Botschafter in der Ukraine, in der Vergangenheit leitete er die deutschen Vertretungen in Kabul und Bagdad. Dass ihm die Aufgabe wichtiger als der eigene Vorteil ist, hat Jäger bereits bewiesen: Es war seine Wahl, nach einem Posten als Staatssekretär an die verhältnismäßig kleine Botschaft im Irak zu wechseln.
Die Aufgabe, vor der Jäger nun steht, ist keine besonders dankbare. Häufig geriet der BND in den vergangenen Jahren in die Kritik, immer wieder wurde Jägers Vorgänger Bruno Kahl vorgeworfen, sein Dienst verschlafe wichtige geopolitische Entwicklungen. Es ist eine undankbare Aufgabe: Misserfolge des BND werden öffentlich kritisiert. Erfolge – die es natürlich gibt – bleiben oft geheim, weil das in der Natur der Sache liegt. Wenn der BND mithilfe ausländischer Dienste Gefahren aufklärt, wird gespottet, die deutschen Geheimdienstler seien auf andere angewiesen. Wenn sie selbst befreundete Dienste mit Informationen unterstützen, erfährt in der Regel niemand davon.
Den Frauen und Männern im BND gebührt Dankbarkeit
Wenig Anerkennung erfahren auch die Mitarbeiter des Dienstes. Während andere Menschen im Bekanntenkreis selbstverständlich über ihren Job reden können, bleibt ihnen das verwehrt. Wer im operativen Geschäft tätig ist, muss seinen Beruf in der Regel geheim halten. Tatsächlich haben die Mitarbeiter auch heute noch Legenden, die sie abspulen, wenn sie nach ihrem Job gefragt werden – zum Beispiel, dass sie in irgendeinem unscheinbaren Bundesamt arbeiten.
Dabei handelt es sich bei ihnen oft um ausgewiesene Experten, die anderswo mit ihren Kenntnissen und ihrem Wissen glänzen könnten. Den Frauen und Männern im BND gebührt Dankbarkeit. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie im Geheimen eine enorm wichtige Arbeit leisten – von der die Sicherheit Deutschlands abhängt. Und diese Sicherheit ist fragil. Wenige Stunden vor der Amtsübergabe in der BND-Zentrale in Berlin heulten in ganz Deutschland die Sirenen. Während das nur eine Übung am bundesweiten Warntag war, ist der Luftalarm einige Hundert Kilometer weiter östlich in der Ukraine seit mehr als drei Jahren bitterer Alltag.
Die Amtsübergabe ist an einem symbolträchtigen Datum erfolgt, das als Nine Eleven in die Geschichte eingegangen ist: Auf den Tag genau 24 Jahre zuvor verübten Al-Kaida-Terroristen die Anschläge von New York und Washington. Dass sie nicht verhindert wurden, lag an der mangelnden Koordination der US-Geheimdienste. Spätestens damals wurde deutlich, wie wichtig funktionierende Nachrichtendienste sind. Deswegen ist es richtig, dass die Bundesregierung den BND weiter stärken will – ein Dienst, der der Verteidigung unserer Demokratie gegen deren äußere Feinde dient.