Polizei stürmte die Osmanische Herberge

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Bei der Razzia im deutschen Zentrum des Sufi-Ordens und im Hause Peter Hassan Dycks wurden mehrere Personen festgenommen.

Kall-Sötenich - Die „Osmanische Herberge“ in Sötenich, das Zentrum des deutschen Ablegers des muslimischen „Sufi“-Ordens, wurde gestern durch Spezialkräfte der Polizei im Auftrag des Generalbundesanwalts Kay Nehm durchsucht. Dabei handelte es sich um eine Anti-Terror-Maßnahme. Die Generalbundesanwaltschaft bestätigte gestern Abend, dass sich die Aktion „gegen Personen richtete, die der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt werden.“

Wie die Sprecherin der Generalbundesanwaltschaft, Frauke Katrin Scheuten, weiter erklärte, bestehe der Verdacht, dass diese Personen Anschläge geplant hätten. Die Durchsuchungen hätten einerseits zum Ziel gehabt, Beweise zu sichern, andererseits könnten so möglicherweise auch Straftaten im Vorfeld verhindert werden. Vier Beschuldigte wurden gestern Abend „verantwortlich vernommen“. Die Sprecherin wies nachdrücklich darauf hin, dass es sich bislang lediglich um einen Verdacht handele. Die Auswertung der gefundenen Unterlagen durch die Ermittler werde noch andauern, zu konkreten Ergebnissen oder zu weiteren Details könne die Behörde noch nichts sagen.

„Kein Kommentar“

Ausdrücklich lehnte Frauke Katrin Scheuten jeden Kommentar zu Berichten ab, wonach die Gruppe im Verdacht stehe, Sprengstoff-Anschläge in Deutschland und dem benachbarten Ausland vorbereitet zu haben. Ebenfalls zu der Behauptung, dass zeitgleich in Belgien und den Niederlanden Durchsuchungen stattgefunden hätten, kam von der Behörde kein Kommentar.

Auch die in Schleiden-Oberhausen liegende Privatwohnung des Leiters der Osmanischen Herberge, Peter Hassan Dyck, sowie zwei andere Objekte wurden gestern durchsucht. Zwei Personen wurden aus dem Haus in Oberhausen in bereitstehende Fahrzeuge abgeführt. Zwei weitere Männer sollen dem Vernehmen nach festgenommen worden sein, nachdem sie bei der Einreise nach Deutschland auf dem Düsseldorfer Flughafen gelandet waren.

Die Einsatzleitung in der Eifel lag gestern beim polizeilichen Staatsschutz in Bonn. Beteiligt waren darüber hinaus der Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt und verschiedene Spezialeinheiten. Unter anderem hatte das BKA einen Sprengstoffhund mit in die Eifel gebracht.

Für die äußere Absicherung war die Bonner Hundertschaft verantwortlich, die am Vortag bereits bei der Durchsuchung des Eickser Waldes nach einem Leichenfund im Einsatz war. Fürs „Grobe“ wurden die Experten eines Spezialeinsatzkommandos vorgeschickt. Die in schwarze Gesichtsmasken und Kampfanzüge gekleideten schwerbewaffneten Fachleute brachen gewaltsam die Eingangstür zur Osmanischen Herberge auf sowie ein Fenster, das von der Straße her in den Festsaal der religiösen Gemeinschaft führt.

Nachdem das SEK zunächst das Gebäude gesichert hatte, rückten die Beamten des Staatsschutzes nach, um sämtliche Räume des Anwesens penibel zu durchsuchen.

Großes Essen geplant

Zwischendurch erschien die Köchin des Restaurants der Osmanischen Herberge mit ihrem Wagen. Die völlig verblüffte Frau stellte angesichts des Polizeiaufgebotes und der Zerstörungen im Eingangsbereich erst mal erschrocken ein Tablett mit Lauchgemüse aufs Wagendach, bevor sie sich den Fragen der Staatsschützer stellen musste. Sie wies darauf hin, dass sie für den nächsten Tag ein großes Essen für 300 Personen vorbereiten müsse. Misstrauisch beäugten die Beamten ein Postpaket auf dem Beifahrersitz.

Zeitgleich mit dem überfallartigen Einsatz in Sötenich begann auch im Schleidener Ortsteil Oberhausen die Razzia im Hause Hassan Dycks, des Chefs der Osmanischen Herberge. Mit schusssicheren Westen ausgerüstete Beamte des Spezialeinsatzkommandos umstellten das Haus am Ortsausgang. Danach begann die Durchsuchung des mehrgeschossigen Anwesens sowie des angrenzenden Grundstücks sowohl durch Uniformierte als auch durch zivile Polizeikräfte. Eine „grüne Minna“ hatte das Sondereinsatzkommando dicht vor dem Hauseingang geparkt. Somit fand die Festnahme von zumindest zwei Personen, deren Köpfe unter blauen Handtüchern verhüllt waren, weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

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