Räuber plündern Ruinenreste

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So genannte Raubgräber haben sich an der Burgruine Biberstein zu schaffen gemacht. Der Kreis lässt das Bodendenkmal jetzt sichern, das schon im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt ist.

Reichshof - Im Schatten hoher Bäume oberhalb der Bundesstraße 256 liegt die Ruine der Burg Biberstein, ein attraktives Ziel - in letzter Zeit nicht nur für Wanderer und Spaziergänger. Die spärlichen Reste der Burg und die Mauer, die von der Straße aus zu sehen ist, haben unbekannte „Schatzsucher“ angelockt, die sich offenbar Funde aus alter Zeit erhoffen. Ohne Rücksicht auf die historische Bedeutung der Burg als Zeugin des Mittelalters haben sie tiefe Löcher geschaufelt. Und sie haben sogar mit schwerem Gerät hantiert, um das kleine Gewölbe unter dem letzten Rest Mauerwerk freizulegen. Auch in einen Stollen, der unter die Burg führt, sind sie eingedrungen.

Georg Schlütter vom Hoch- und Bauaufsichtsamt des Oberbergischen Kreises hatte den Frevel per Zufall entdeckt, als er die Burgruine besuchte, und er hat sofort Anzeige bei der Polizei erstattet. Wie bei der Pressestelle der Kreispolizeibehörde zu erfahren war, steht das Bodendenkmal, das jetzt auf Kosten des Kreises gesichert wird, seitdem unter starker Beobachtung.

Der Auftrag für die Arbeiten wurde der Firma Schürholz-Schäfer aus Wehnrath erteilt, die vor 110 Jahren gegründet wurde und sich auf die Restaurierung und Sanierung wertvoller Denkmäler spezialisiert hat. „Seit dem Zweiten Weltkrieg haben wir allein 180 Kirchen restauriert, zurzeit sichern wir unter anderem die Ruine von St. Kolumba im Zentrum Kölns, wo das Diözesan-Museum entsteht“, informierte Senior-Chef Werner Schürholz beim Ortstermin an der Burg Biberstein.

Eigentümer der Ruine dort ist seit den 70er Jahren der Oberbergische Kreis, ihre Wächterin ist die Gemeinde Reichshof. „Damals sind die Mauern gesichert und Bäume gerodet worden, damit die Wurzeln keinen Schaden anrichten“, weiß Georg Schlütter. Die Erdwälle und Bruchsteine auf dem Plateau im Wald lassen ahnen, wie groß die Anlage einmal gewesen ist. Wenn die Firma Schürholz mit der Beseitigung der Schäden und der Sicherung der Ruine beginnt, wird die Bundesstraße in Fahrtrichtung Denklingen für mehrere Tage einseitig gesperrt werden. „Wir werden besagten Stollen zumauern und auch das Loch abdichten, das über dem kleinen Gewölbe geschlagen wurde. Problematisch wird der Transport des Materials und der Geräte werden“, erklärte Firmenchef Michael Schürholz.

Wie in dem Buch „Die Denkmäler des Rheinlandes“ nachzulesen ist, war die Burg Biberstein im 14. Jahrhundert von der Herrschaft Homburg abhängig und Sitz von Amtsleuten des Wittgensteiner Zweiges. In Urkunden im Sayn-Wittgensteinschen Archiv zu Schloss Berleburg von 1342 und 1349 bescheinigt Ludwig von Biberstein, dass Gotthart von Sayn, Herr zu Homburg, ihm das Gebäude zu Lehen gegeben habe. Die Burg sei aber für den Sayner und seinen Sohn Salentin Offenhaus.

1490 war Albrecht von Karthausen Lehnsträger, 1565 Gerlach von Karthausen und 1576 ging das Gut auf dessen Schwiegersohn Jost Lixfeld über, der von Wilhelm, Herzog von Berg die Erlaubnis erhielt, das bergische Wasser für seine Mühle Biberstein zu nutzen. Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Burg bewohnt, dann wurde sie dem Verfall preis gegeben und um die Jahrhundertwende niedergelegt. 1933 befreite man sie von Schuttmassen und entdeckte dabei Siegburger Scherben aus dem 14. Jahrhundert. Anlass der Grabung damals war ein Verkehrsunfall gewesen, bei dem ein herunter gefallener Stein der Ruine auf der Wiehler Straße einen Motorradfahrer verletzt hatte.

Hermann Conrad, Gründer des Museums auf Schloss Homburg, setzte sich mit dem Fabrikanten Gustav Friedrich Kotz für den Erhalt der Ruine ein. Wie in „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte, Band 4“ zu lesen ist, erforschte Conrad die Burg und stellte fest, dass sie terrassenförmig unterkellert war. Die Sage von einem Gang, der Biberstein und die Ortschaft Grünenbach verbinden sollte, fand der Forscher nicht bestätigt.

Interessant ist die Skizze des Dichters Wilhelm Idel. Sie zeigt einen dreigeschossigen Bau mit hohem Walmdach und Gauben. Zum Tal hin war eine rechteckige Terrasse auf einer Stützmauer vorgelagert, die 1958 im Rahmen einer Straßenverbreiterung abgebrochen wurde.

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