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Abschwünge einfach aussitzenBörsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Depot krisenfest

4 min
Auch in turbulenten Börsenzeiten die Ruhe bewahren? Wer sein Depot geschickt zusammensetzt, dürfte das wohl deutlich besser können.

Auch in turbulenten Börsenzeiten die Ruhe bewahren? Wer sein Depot geschickt zusammensetzt, dürfte das wohl deutlich besser können.

Wenn die Kurse purzeln und das Depot plötzlich an Wert verliert, werden viele Anleger auf einmal nervös. Ein wenig muss man so etwas aushalten können. Ein wenig lässt sich aber auch vorbeugen.

Wenn es politisch und wirtschaftlich unsicher zugeht, bekommen das meist auch Privatanleger zu spüren. Denn dann kann es an der Börse durchaus turbulent zugehen. Vor allem in solchen Marktphasen sorgen sich Verbraucherinnen und Verbraucher darum, wie sie ihr Vermögen absichern und dennoch gute Renditen erzielen können. Hier kommen die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Wie wird ein Portfolio krisenfester?

„Ein krisenfestes Portfolio zeichnet sich durch eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen, Regionen, Branchen und Einzeltitel aus“, sagt Thomas Krüger, Finanzexperte bei der Stiftung Warentest. „Dazu gehört ein ausgewogenes Verhältnis von Aktien und Zinsanlagen, wie Anleihen oder Tages- und Festgeld.“ Anleihen, Tages- oder Festgeld bieten durch ihre feste Verzinsung Sicherheit, bringen dafür aber weniger Rendite. Aktien hingegen unterliegen Kursschwankungen, was sie weniger sicher macht. Dafür versprechen sie im Idealfall aber mehr Rendite.

„Bewährt haben sich aus unserer Sicht vor allem breit gestreute ETFs auf etablierte Indizes wie zum Beispiel den MSCI World, STOXX Europe 600 oder MSCI Asia“, sagt Paul Maares von der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Ein solcher börsengehandelter Indexfonds enthält in der Regel sämtliche Aktien, die auch im zugrundeliegenden Index gelistet sind. Mit dem Kauf von Anteilen eines weltweiten ETFs, wie dem MSCI World mit seinen rund 1.500 Aktien aus 23 Ländern, ist man also grundsätzlich schon recht breit aufgestellt - auch wenn Titel aus den USA derzeit klar dominierend sind.

Warum ist Diversifikation wichtig?

Eine breite Streuung ist bei der Geldanlage immer wichtig, auch in weniger krisenhaften Zeiten. Denn: „Durch Diversifikation und Verteilung auf verschiedene Asset-Klassen, kann man die Schwankungsbreite des Portfolios reduzieren“, sagt Prof. Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance and Management. Das bedeutet: Wenn Aktien fallen, steigen vielleicht die Anleihen. Oder wenn die Unternehmen in den USA unter Druck sind, läuft es für die Werte in Europa oder Asien vielleicht besser. So könnten sich Risiken zum Teil ausgleichen.

Wie breit sollte man sich aufstellen?

„Eigentlich reichen zwei ETFs im Portfolio“, sagt Olaf Stotz. „Einen Geldmarkt- oder Anleihen-ETF für die Sicherheit und einen weltweiten Aktien-ETF für die Rendite.“ Dabei sollte man immer darauf achten, dass die Verteilung der eigenen Risikoneigung entspricht. Wer möchte, kann bei einem solchen Grundaufbau noch weitere Anlagen als Zusatzbaustein ergänzen.

Allerdings vorsichtig, wie die DSW rät. „Einzelaktien sollten aus unserer Sicht als Beimischung dienen, und nur, wenn man das Unternehmen versteht“, sagt Paul Maares. Und: „Auch innerhalb von ETFs sollte auf eine ausgewogene Streuung geachtet werden – thematische oder sektorspezifische Produkte sind allenfalls Ergänzungen, nicht Basisbausteine.“

Welche Finanzprodukte sind eher kritisch zu sehen?

„Kritisch sehe ich sehr teure Produkte wie Fonds mit sehr hohen laufenden Kosten, Produkte mit undurchsichtigen Strukturen wie viele geschlossene Fonds oder komplexe Zertifikate sowie hochspekulative Produkte wie Fonds auf einzelne Schwellenländer oder auch Kryptowährungen“, sagt Thomas Krüger von der Stiftung Warentest. 

Außerdem rät er, undurchsichtige Produkte ganz zu meiden, teure Produkte nur nach ausführlicher Prüfung zu wählen und spekulative Produkte höchstens beizumischen.

Weltweite ETFs enthalten viele US-Unternehmen – sollte man da jetzt nachjustieren?

In den meisten globalen Indizes wie dem MSCI World sind US-Unternehmen mit einem Anteil von rund 70 Prozent vertreten. Aktuell bereitet das einigen Anlegern Sorgen. Aber Experten wie Thomas Krüger beruhigen: Dass globale Indizes stark von US-Titeln geprägt sind, spiegle die hohe Marktkapitalisierung vieler US-Unternehmen wider. Das sei nicht per se problematisch, weil US-Firmen oft international aufgestellt sind. „Wer jedoch gezielt eine gleichmäßigere Ländergewichtung möchte, kann über alternative Indizes oder ergänzende Investments in andere Regionen nachdenken“, so Krüger weiter. 

Was sind Tipps für Verbraucherinnen und Verbrauchern, die sich stärker absichern möchten?

„Wer sich absichern möchte, sollte zunächst prüfen, ob der Aktienanteil zum persönlichen Risikoprofil passt, und gegebenenfalls einen Teil des Portfolios in sicherere Anlagen wie Tages- oder Festgeld umschichten“, sagt Thomas Krüger. Zudem helfe es, Sparpläne weiterlaufen zu lassen, um Marktschwankungen langfristig auszugleichen. 

Panikverkäufe, wenn die Kurse gerade in den Keller gehen, sind hingegen selten eine gute Idee. Sie realisieren die Kursverluste, die bis dahin ausschließlich auf dem Papier bestanden, lediglich und nehmen einem die Chance auf eine spätere Erholung des Kurses.

„Wichtig ist aus unserer Sicht zudem ein Notgroschen außerhalb des Depots“, sagt Paul Maares. Denn wer ungeplant Geld benötigt, etwa weil das Auto defekt ist oder die Waschmaschine ersetzt werden muss, sollte nicht gezwungen sein, Wertpapiere zu verkaufen - womöglich noch zu einem ungünstigen Zeitpunkt. 

Und wie reagiert man, wenn die Krise das Depot doch mal durchrüttelt?

Wenn auch das krisenfeste Depot mal ordentlich durchgeschüttelt wird, dann gilt: „Ruhe bewahren, Schwankungen aushalten – und den langfristigen Anlagehorizont niemals aus dem Blick verlieren“, sagt Paul Maares. Negative Nachrichten gehören zum Investieren dazu. An der Börse gibt es immer mal wieder Einbrüche, die in guten Jahren bisher aber schnell wieder wettgemacht wurden.

Und eine Krise schafft auch Chancen. „Man bekommt für das gleiche Geld mehr Unternehmen“, sagt Olaf Stotz. Wenn nämlich die Kurse fallen, sind die Anteile deutlich günstiger zu bekommen.

„Wichtig ist, nicht alles auf eine Karte zu setzen und nach Plan zu investieren“, sagt Thomas Krüger. „Anleger sollten nicht auf ihren Bauch hören, um Trends hinterherzujagen, aber das Portfolio so strukturieren, dass sie keine Bauchschmerzen bekommen, falls es an den Märkten mal ordentlich nach unten geht.“ (dpa)