Immer engagiert, aber der nächste Sprung bleibt aus? Was Experten zu Feedback, Netzwerken und dem Mut zum Gespräch raten – und wann ein Jobwechsel Sinn macht.
Raus aus der ResignationKarriere im Stillstand? So gelingt der nächste Schritt

Wer sich nur genügend anstrengt, wird auch gesehen? Wer eine Beförderung anstrebt, muss sich unter Umständen auf die Bühne stellen.
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Die Kollegen steigen auf, während die eigene Karriere stagniert. Ein Phänomen, das viele Berufstätige kennen: Trotz guter Leistungen bleibt die ersehnte Beförderung aus. Woran liegt das – und vor allem: Was lässt sich dagegen tun?
Claudia Sorg-Barth von der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung und Stephan Megow, Leiter der internationalen Personalvermittlung bei Robert Half in Nordrhein-Westfahlen geben Tipps, wie man die nächste Sprosse der Karriereleiter erklimmen kann.
Karriere - Was ist das überhaupt?
Karriere bedeutet für jeden etwas anderes. Karriereberaterin Claudia Sorg-Barth weiß: Wer erfolgreich sein will, muss zunächst für sich selbst definieren, was Karriere ist. Für die einen ist es mehr Geld, für andere mehr Verantwortung. Wieder andere wünschen sich, in ihrer Leistung gesehen zu werden und manchmal soll es von allem etwas sein. „Unzufriedenheit ist oft ein diffuses Gefühl. Man sollte genau hinschauen und für sich herausfinden, was es ist, das mich stört“, rät Sorg-Barth. Denn nur wer weiß, wo das Ziel ist, kann sich auf den Weg dorthin machen.
Welche Gründe dazu führen können, dass die Karriere ausbleibt
Dass die Karriere stagniert, kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Sie reichen von den betrieblichen Rahmenbedingungen, wie etwa der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens, über Zwischenmenschliches, bis hin zu taktischen Entscheidungen. So hätten Studien gezeigt, dass manche Führungskräfte auf die Beförderung Einzelner verzichten, um bestehende Arbeitsteams nicht zu zerstören, erklärt Stephan Megow.
Häufig sei jedoch eine Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung der Grund für das Ausbleiben des Karriereschubs. Die gute Nachricht: Die eigene Karriere lässt sich meistens ankurbeln.
Schritt 1: Eigenanalyse
Und ins Tun zu kommen, ist auch schon der wichtigste Schritt, wenn es darum geht, voranzukommen. „Viele Menschen glauben, wenn sie sich nur genügend anstrengen, werden sie auch gesehen. Das kann stimmen. Manchmal muss man sich aber auch auf die Bühne stellen“, sagt Sorg-Barth. Nicht einfach abzuwarten, sondern die eigenen Wünsche und Ziele proaktiv anzusprechen, rät deshalb auch Stephan Megow.
Schritt 2: Das Gespräch suchen
Solch ein Gespräch will vorbereitet sein und sollte nie zwischen Tür und Angel stattfinden, rät der Personalberater. Besser eignen sich klar terminierte Entwicklungs- oder Feedbackgespräche. „Dann sollte man sachlich und faktenbasiert an das Thema ran gehen. Welche Erfolge habe ich bereits erbracht und welche Leistungen werden noch von mir erwartet? Wie lautet mein Karriereplan? Nicht jeder Chef weiß das von seinen Mitarbeitern“, sagt Megow.
Schritt 3: Gemeinsame Lösungen entwickeln
Manchmal lassen sich die eigenen Pläne nicht sofort umsetzen, doch ist das Ziel erst formuliert, können sich in Abstimmung mit den Vorgesetzten neue Wege dorthin eröffnen. „Einen Karriereschritt sollte man immer gemeinsam mit dem Unternehmen gehen“, findet Claudia Sorg-Barth. „Ich stelle dar, was meine Stärken sind, arbeite aber auch heraus, wo ich mich noch stärker einbringen, vielleicht weiterbilden, möchte. Eventuell muss ich auch bereit sein, mehr zu leisten und in Vorleistung zu gehen“, sagt sie.
Wie man gut mit beruflichen Misserfolgen umgeht
Nicht immer führen Entwicklungsgespräche zum Erfolg. Entscheidend ist dann die Art und Weise des Feedbacks. Aus welchen Gründen konnte auf meine Wünsche nicht eingegangen werden? Herrschte Verständnis für mein Unwohlsein oder ging niemand auf mich ein? „Im beruflichen Leben sind wir immer wieder mit Frust und Rückschlägen konfrontiert. Eine Option kann sein, mit der Führungskraft eine andere Lösung zu finden oder stärker ins Netzwerken zu gehen“, sagt Claudia Sorg-Barth.
Sie hält es für wichtig, aus der Opferrolle herauszutreten und weiterhin mutig für die eigenen Belange einzutreten. „Eine Karriere wird dann gut, wenn ich mir treu bleibe, meinen roten Faden ziehe und konstant an meinen Stärken weiterarbeite“, sagt sie.
Um sich nicht in Resignation zu verlieren, rät Stephan Megow, neue Blickwinkel einzunehmen. Dies kann zum Beispiel über Netzwerktreffen oder Gespräch mit einem Karrierecoach funktionieren. Ziel dabei: Neue Ideen, Anreize oder Weiterbildungsangebote finden, die zu meinen Zielen und mir passen.
Notlösung: Jobwechsel
Laufen alle Bemühungen ins Leere, stellt sich die Frage nach einem Jobwechsel. Diesen sollte man sich jedoch gut überlegen, denn „ein Jobwechsel ist nur dann sinnvoll, wenn man selbst auch die Kraft und den Mut dazu hat“, sagt Claudia Sorg-Barth. Sie rät, sich folgende Frage zu stellen: Wenn ich meinen aktuellen Job heute nochmal kriegen würde - würde ich mich darüber freuen und ihn nehmen? „Lautet die Antwort Nein, kann das ein Zeichen dafür sein, dass man mit dem Kopf schon woanders ist“, so die Beraterin. (dpa)
