Zum SchulstartWie Kinder wieder lernen, sich zu konzentrieren

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Konzentration ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn man drei Monate nicht in der Schule war. 

  • "Jetzt konzentrier dich doch endlich!" Solche Sprüche kennen wir alle, gebracht haben sie nie etwas.
  • Zum Schulstart nach den Sommerferien und nach drei Monaten Lockdown fällt es sicher vielen Kindern schwer, sich im Klassenraum zu konzentrieren.
  • Der Kölner Pädagoge Detlef Träbert gibt Tipps, wie Schüler ihre Konzentration wieder trainieren können.

Köln – „Nun pass aber mal auf!“ „Gestern hast du es doch noch gekonnt!“ „Mein Gott, jetzt konzentrier dich doch mal!“ Solche Sätze haben Sie bestimmt früher selbst gehört oder jetzt als Eltern vielleicht zu ihren Kindern gesagt. Und, haben die Ermahnungen irgendwas gebracht? Konzentration ist keine reine Willenssache. Für Konzentrationsprobleme gibt es viele Ursachen.

Nach sehr vielen Wochen ohne Unterricht in der Schule dürfte es vielen Schülern schwer fallen, sich auf den Schulstoff zu konzentrieren und wieder stundenlang in der Klasse zu sitzen. Vor allem, weil man die Freunde so lange nicht gesehen hat. Es kann sehr unterschiedlich aussehen, wenn Kinder unkonzentriert sind. Sie lassen sich leicht ablenken, sind unmotiviert, zappelig oder verträumt, die Konzentrationsspanne ist sehr kurz und manchmal scheint das Gesagte einfach an ihnen vorbei zu rauschen. Der Lernexperte und Pädagoge Detlef Träbert aus Köln erklärt in seinem Buch „Konzentration – der Schlüssel zum Schulerfolg“, wie man Konzentration trainieren und fördern kann.

Was ist eigentlich Konzentration?

„Konzentration meint die Fähigkeit, unser Wahrnehmen, Denken und Handeln mit Hilfe willentlich gesteuerter Aufmerksamkeit auf einen eng begrenzten Bereich der Umwelt zu bündeln, um sich ganz einer Sache oder Person zu widmen. Dabei werden Störfaktoren in Form von inneren oder äußeren Reizen weitestgehend ausgeschaltet“, definiert Träbert Konzentration. Schulanfänger können sich etwa 10 bis 15 Minuten am Stück konzentrieren, Viertklässler 20 bis 25 und Jugendliche ab 12 Jahren etwa 30 Minuten. Das ist nicht viel.  

Was steckt hinter Konzentrationsproblemen?

Laut Träbert gibt es einen Unterschied zwischen einer Konzentrationsschwäche und einer Konzentrationsstörung. Eine Konzentrationsschwäche ist Veranlagung, betroffene Kinder haben die Schwäche also geerbt oder durch schädliche Einflüsse während der Schwangerschaft erworben.

Zur Person

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Der Kölner Pädagoge Detlef Träbert

Detlef Träbert gründete nach 18 Jahren im Schuldienst den Schul-Beratungs-Service „Schubs“. Er besucht Schulen und Kitas in ganz Deutschland. Kontakt:  info@schulberatungsservice.de

Unter einer Konzentrationsstörung versteht man eine vorübergehende Beeinträchtigung der Fähigkeit eines Menschen, seine Aufmerksamkeit gebündelt auf etwas lenken zu können. Prinzipiell ist die Fähigkeit vorhanden, es gibt aber Einflüsse, die sich störend auf die Konzentration auswirken. Es gibt verschiedene Faktoren, die für Konzentrationsstörungen verantwortlich sein können: äußere Lebensumstände, Erziehungsverhalten gegenüber dem Kleinkind (z.B. Hektik), physiologische Belastungen wie zu viel Zucker, zu wenig Bewegung und Schlaf, Umweltbelastungen, Reizüberflutung, Pubertät oder Alltagshektik. Auch zu viel Mediennutzung wirkt sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus.

Die Erwachsenen müssen eine Umgebung schaffen, die Konzentration fördert

Das Problem liegt also gar nicht beim Kind. Wir Erwachsenen müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder sich in ihrer Lernumgebung konzentrieren können, zum Beispiel, indem sie einen festen Arbeitsplatz haben, an dem alle Sachen parat liegen. Auch feste Arbeitszeiten und ein ritualisierter Ablauf können helfen. Wir könnten zum Beispiel die Kinder auch fragen: „Was stört dich gerade? Was lenkt dich ab?“ 

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So klappt es mit dem konzentrierten Lernen

Damit es mit dem Lernen besser funktioniert, sollten einige wichtige Grundlagen geschaffen werden. Jeder Punkt für sich ist natürlich keine Garantie, alle zusammen können aber für mehr Wohlbefinden, Ruhe und eine bessere Konzentrationsfähigkeit sorgen.

Ernährung

Je natürlicher die Ernährung, desto besser die Konzentrationsleistung. Im Schulalltag also am besten früh genug aufstehen, um in Ruhe ein gesundes Frühstück einzunehmen. Für die Schule ein gesundes Brot und Obst und Rohkost mitnehmen und reichlich Wasser trinken. Die restliche Ernährung sollte so vollwertig wie möglich sein und wenig Zucker enthalten.

Schlaf

Müdigkeit ist nicht nur ein Problem für die körperliche Fitness, sondern erst recht für die geistige. Im besten Fall bekommt das Kind so viel Schlaf, dass es morgens ausgeruht ist. Auch regelmäßige Schlafenszeiten sind wichtig. Mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen sollten keine Bildschirmmedien mehr konsumiert werden. Auch ein tägliches Einschlafritual kann helfen, zur Ruhe zu kommen.

Bewegung

Lassen Sie Ihr Kind den Schulweg möglichst zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren und bewegen Sie sich auch im Alltag viel mit den Kindern. Schaffen Sie auch zuhause Spiel- und Bewegungsräume, fahren Sie hinaus ins Grüne oder gehen Sie gemeinsam schwimmen.

Spielanregungen

Wenn Kinder selbst keine Ideen haben, was sie spielen sollen, brauchen sie vielleicht etwas Hilfe. Hier einige Ideen für Geschicklichkeitsspiele drinnen und draußen: balancieren, klettern, Fang- und Versteckspiele, Hüpfspiele, alles, wobei ein Ziel getroffen werden muss, „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Geräusche raten oder Tastspiele.

Eltern als Vorbilder

Leider sehen Kinder wenige Vorbilder, was gute Konzentrationsfähigkeit angeht. Wir Erwachsenen machen viel zu oft zu viele Dinge gleichzeitig und dadurch nichts richtig. Mit kleinen Übungen können Sie für Ihr Kind ein gutes Vorbild sein: Zeigen Sie ihrem Kind im Alltag regelmäßig, wie Sie sich in eine Sache vertiefen. Machen Sie Ihrem Kind den Wechsel- von Anspannung und Entspannung vor, der für optimale Leistungsfähigkeit, vor allem aber für das eigene Wohlbefinden wichtig ist. Auch Schulkinder brauchen beim Lernen regelmäßige Pausen.

Das hilft in schulischen Stress-Situationen

Wenn zuhause bei den Hausaufgaben die Konzentration schon schwer fällt, ist es in stressigen Situationen in der Schule noch schwieriger. Vor Klassenarbeiten oder an der Tafel kommen viele Kinder unter Druck. Leider nützen in diesen Momenten die biologisch eingeübten Reaktionen Kampf oder Flucht nichts. Im schlimmsten Fall sitzt man mit einer Blockade im Kopf da.

Immer, wenn es besonders auf gute Konzentration ankommt, gilt es, Atmung und Kreislauf zu unterstützen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist aufrechtes Sitzen, zum Beispiel vorne auf der Stuhlkante. Wenn vor der Klassenarbeit Gelegenheit dazu ist, hilft auch ein Lauf über den Schulhof. Während der Klassenarbeit kann man alle paar Minuten den Stift hinlegen und sich ein bisschen bewegen, zum Beispiel die Schultern nach vorne und hinten rollen oder den eigenen Nacken massieren. Außerdem kann es helfen, dem Kind ein paar Mutmach-Sprüche ins Mäppchen zu legen, beispielsweise den hier: „Ich atme dreimal tief und still, ich schaffe das, weil ich es will.“

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