UV-StrahlungHautkrebsgefahr steigt mit dem Klimawandel – wie man sich schützt

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Der Klimawandel verändert die Bewölkungssituation über Deutschland, was dazu führt, dass die Anzahl an Sonnenstunden pro Jahr im Mittel steigt.

Köln – Den ganzen Tag in der Sonne liegen, entspannen und nebenbei eine schöne Bräune aufbauen: Das klingt für viele Menschen nach dem perfekten Sommertag. Dabei setzen wir uns so unbewusst Gesundheitsrisiken aus. Und durch den Klimawandel wird dieses Risiko zukünftig noch größer. Denn die klimatischen Veränderungen führen dazu, dass vermehrt UV-Strahlung auf die Erdoberfläche – und damit auch auf unsere Haut und Augen trifft. Konkret verändert der Klimawandel die Bewölkungssituation über Deutschland, was dazu führt, dass die Anzahl an Sonnenstunden pro Jahr im Mittel steigt. Was für manche erstmal nach einer guten Nachricht klingt, ist es für Dr. Inge Pauline, Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) ganz und gar nicht: „Durch die Klimakrise nehmen Gesundheitsrisiken durch UV-Strahlung auch in Deutschland zu. Unsere Studien zeigen, dass Menschen die Risiken der UV-Strahlung kennen, aber nicht immer entsprechend handeln.“ Dabei wird das zunehmend wichtiger. Doch welche Gefahren gibt es? Wie schützt man sich am besten davor? Und wie kann eine App dabei helfen? Ein Überblick.

Welche gesundheitlichen Risiken ergeben sich durch die UV-Strahlung?

Die in der Strahlung der Sonne enthaltene ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) ist krebserregend und hat negative gesundheitliche Auswirkungen auf Augen und Haut. Das gilt auch für die künstlich erzeugte UV-Strahlung im Solarium. Klar: Wer zu lange in der Sonne bleibt, sieht schon am Sonnenbrand, dass die Haut durch die Strahlen gelitten hat. Was viele jedoch nicht wissen: Auch die Sommerbräune ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Strahlung die Haut geschädigt hat. Vielen gilt ein gebräunter Teint als Zeichen für Vitalität und Attraktivität. Die Wahrheit allerdings ist: Eine gesunde Bräune gibt es nicht. Denn tatsächlich ist sie eine Abwehrreaktion der Haut, um schädigende UV-Strahlung abzuhalten.

Weshalb der Schutz vor den ultravioletten Strahlen so essenziell ist, zeigt bereits die Liste der möglichen gesundheitlichen Schäden, die sie verursachen können: Ohne Schutz verursacht UV-Strahlung zahlreiche sofortige und langfristige Erkrankungen an Haut und Augen wie Sonnenbrand, Hautkrebs, Binde- und Hornhautentzündungen oder „Grauen Star“ (Katarakt).

Informationsportal

Um über die zunehmende Wichtigkeit von Sonnenschutz zu informieren, gibt es das gemeinsame Informationsportal "Klima - Mensch - Gesundheit" des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA).


Hier gibt es auch zahlreiche Tipps, wie richtiger Sonnenschutz gelingt, was man beachten sollte und wer besonders vorsichtig sein sollte.

www.klima-mensch-gesundheit.de


Besorgniserregend sind auch Daten zu Hautkrebserkrankungen, wie Professor Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) erklärt: „Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass diese Gefahr zunimmt: 2020 gab es rund 81 Prozent mehr Krankenhausbehandlungen aufgrund von Hautkrebs als noch im Jahr 2000. Sonnenschutz wird also immer wichtiger.“ Experten empfehlen aufgrund des gestiegenen Risikos außerdem, alle zwei Jahre eine Hautkrebsfrüherkennung beim Arzt zu machen.

Neben gesundheitlichen Risiken leidet zudem die Elastizität der Haut auf Dauer unter den vielen Stunden in der Sonne, denn die UV-Strahlung lässt die Haut auch vorzeitige altern. Das heißt, es bilden sich mehr Falten und die Wundheilung ist gestört.

Wie kann man sich schützen?

Am besten ist es natürlich, die Sonne so gut es geht zu meiden, oder Schutz im Schatten zu suchen. Ebenso wichtig: Eincremen! Auch wenn es lästig ist und die Sonnencreme gerne mal vom Schweiß in die Augen gespült wird, sollte auf den Schutz keinesfalls verzichtet werden. Wichtig sind dabei besonders unbedeckte Körperstellen und die sogenannten „Sonnenterassen“: Nase, Wangen, Ohren, Schultern, Hand- und Fußrücken.

Sonnencremes sind in vier Kategorien eingeteilt, entsprechend ihren Lichtschutzfaktoren (LSF) bzw. Sun Protection Factor (SPF):

• Basis (LSF 6, 10) • mittel (LSF 15, 20, 25) • hoch (LSF 30, 40, 50) • sehr hoch (LSF 50+)

Der LSF-Faktor gibt an, um wie viel sich die Eigenschutzzeit der Haut verlängert, bevor es zum Sonnenbrand kommt. Die tatsächliche Schutzwirkung ist abhängig vom Hauttyp und der Intensität der Sonnenstrahlung. Daher ist es wichtig, den eigenen Hauttyp zu kennen. Pauschal gilt: je heller die Haut ist, desto empfindlicher ist sie gegenüber UV-Strahlung. Ein Beispiel: Wer hellhäutig ist (Hauttyp I), kann sich ungeschützt maximal zehn Minuten in der Sonne aufhalten, ohne zu verbrennen. Eine Sonnencreme mit LSF 15 verlängert den Schutz rechnerisch auf 150 Minuten (10 Minuten Eigenschutz x 15). Aber: Einen absoluten Schutz bieten auch hohe Lichtschutzfaktoren nicht.

Bei der Menge gilt: Nicht kleckern, sondern klotzen. Erwachsene brauchen etwa drei bis vier Esslöffel Sonnencreme, um sich von Kopf bis Fuß einzucremen. Etwa alle zwei Stunden sollte man sich erneut eincremen. Aber Achtung: Doppelt cremen hält nicht doppelt so lange! Stattdessen wird die Schutzwirkung nur erhalten – zum Beispiel, nachdem Sie schwimmen waren oder stark geschwitzt haben. Endlos Sonnenbaden sollte man daher auch dick eingecremt nicht. War man schon lange in der Sonne, sollte man spätestens jetzt lieber einen schattigen Platz aufsuchen.

Ebenfalls wichtig: Manche Arzneimittel, Kosmetika und bestimmte Pflanzen können bereits in Verbindung mit nur wenig UV-Strahlung zu Hautreizungen führen. Neben der Sonnencreme ist auch die richtige Kleidung wichtig: Optimal sind lange, lockere Kleidungsstücke aus dicht gewebten Materialien oder spezielle UV-Schutz-Kleidung sowie eine Sonnenbrille und ein Sonnenhut.

Woher weiß ich, wie stark die UV-Strahlung ist?

Es ist auch immer gut zu wissen, wie hoch der UV-Index in einer Region aktuell ist, denn davon ist zum einen die Schutzwirkung von Sonnencremes abhängig. Und zum anderen die Zeit, die man überhaupt in der Sonne verbringen sollte. Ein UV-Index von eins oder zwei, wie er im Winter vorkommt, gilt als unbedenklich, ab drei ist Sonnenschutz erforderlich, ab acht absolut notwendig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dafür jetzt gemeinsam mit den Vereinten Nationen (UNO) eine neue App entwickelt. „SunSmart“ zeigt tagesaktuell und regional den UV-Index an und gibt darüber hinaus Ratschläge für den richtigen Schutz.

Außerdem gilt generell: Die Mittagssonne (11 bis 15 Uhr) am besten meiden – vor allem im Hochsommer. Bis zu einem UV-Index von sieben ist es ratsam, sich mittags im Schatten aufzuhalten. Steigt der Index auf acht, sollte man mittags möglichst nicht im Freien sein.

Was hilft der Haut nach dem Sonnenbad?

Was der Körper nach dem Sonnenbad vor allem braucht, ist Feuchtigkeit. Von außen – und von innen: Von außen macht eine Feuchtigkeitslotion der gestressten Haut eine Freude. Dabei sollte man besser zu schnell einziehenden Gesichtscremes mit hohem Wasseranteil greifen. Die sind im Sommer angenehmer als reichhaltige Pflege, denn fettreiche Cremes können den Feuchtigkeitsaustausch der Haut behindern. Von innen unterstützt ausreichend Wasser zu trinken die Haut bei der Regeneration.

Die Dusche nach dem Bad im Meer oder Schwimmbecken sollte zudem fest auf dem Plan stehen, um die Haut von Salz und Chlor zu befreien. Auch das mindert Hautstress. Um die Haut nicht zusätzlich auszutrocknen, eignet sich zum Duschen am besten eine rückfettende Waschlotion statt Seife.

Was hilft, wenn man doch einen Sonnenband bekommt?

Wenn es doch mal passiert und die Haut glüht und schmerzt, sollte man unbedingt sofort aus der Sonne gehen. Und zwar so lange, bis der Sonnenbrand vollständig abgeheilt ist. Das dauert in der Regel mindestens eine Woche. Allerdings bemerkt man einen leichten Sonnenbrand häufig erst später, wenn die Haut anfängt zu schmerzen. Dann können feuchte und kalte Umschläge und beruhigende Lotionen helfen – etwa mit Aloe vera. Viele schwören auch auf Hausmittel wie Umschläge aus Quark, Joghurt oder Buttermilch.

Ein Sonnenbrand zweiten Grades tut deutlich mehr weh. Ist die Haut stark verbrannt, bilden sich Schwellungen und Bläschen. Diese sollten auf keinen Fall geöffnet werden, da sie sich sonst entzünden könnten. Gegen die Schmerzen helfen Schmerzmittel auf Basis der Wirkstoffe Acetylsalicylsäure oder Paracetamol. Sie wirken gleichzeitig entzündungshemmend. Wichtig ist außerdem, viel Wasser zu trinken.

Wenn große Bereiche des Körpers verbrannt sind, kann es auch zu Symptomen wie Schüttelfrost, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden kommen. Bei einem starken Sonnenbrand sollte man daher den Arzt aufsuchen.

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