In Sachen LiebeSind wir nur Freunde – oder doch mehr?

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Symbolbild Freundschaft oder mehr

Nur Freunde oder steckt mehr dahinter?

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  • Diesmal beantwortet Elisabeth Raffauf die Frage, wie man erkennt, ob mehr hinter einer Freundschaft steckt. Ein Perspektivwechsel kann helfen.

Köln – Bei einer guten Freundin von mir fällt es mir schwer einzuschätzen, welche Art von Beziehung wir führen: Wir vertrauen uns alles an und beziehen uns bei wichtigen Entscheidungen mit ein, es ist aber auch öfter mal zwei, drei Wochen Funkstille. Wenn wir uns sehen, bin ich oft überzeugt, dass sie mir Zeichen für eine andere Richtung sendet – dann ist unser Umgang aber auch wieder sehr kumpelhaft. Wie kann ich unseren Beziehungsstand herausfinden, ohne zu riskieren, sie für unsere Freundschaft zu verlieren? Alex, 34

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, stellen Sie sich die Frage, ob Ihre gute Freundin sich eine Paarbeziehung mit Ihnen wünscht. Dabei beschäftigen Sie sich sehr mit der Frage: Was denkt sie? Was wird sie sagen, wenn ich sie darauf anspreche? Was empfindet sie?

tina niedecken frau

Elisabeth Raffauf ist Psychologin in Köln.

Es ist wichtig, dass Sie sich klar machen: Sie können die Reaktion Ihrer Freundin sowieso nicht steuern. Egal, was Sie tun. Es kann sein, dass sie selber (auch) schwankt und nicht so genau weiß, welche Art von Beziehung sie sich zu ihnen wünscht. Es kann sein, dass sie Zeichen sendet, um auszuprobieren, wie sich mehr Nähe zu Ihnen anfühlt. Möglich ist auch, dass sie Testballons schickt und auf ein Zeichen von Ihnen wartet. Es kann auch sein, dass sie sich Ihnen manchmal nähert und dann wieder zurückschreckt, weil sie doch nicht so viel Nähe will oder weil sie von Ihnen keine für sie eindeutigen Signale empfängt. Sie wissen es einfach nicht. Vieles an Reaktion scheint zum jetzigen Zeitpunkt möglich.

Interesse, aber auch Angst

Damit sind Sie wieder bei sich. Die interessante Frage scheint mir zunächst zu sein: Was möchten Sie? Sie selbst sind der einzige Gradmesser, an dem Sie sich orientieren können. Aus Ihrer Frage höre ich, dass Sie einerseits durchaus Interesse an einer Partnerschaft hätten. Und gleichzeitig spüren Sie, wenn Sie diesem Gefühl nachgehen, dass es auch Angst macht. Was ist, wenn Sie sich näher kommen und dann merken, dass es für Sie zu nah ist? Können Sie dann noch zurückrudern, und alles ist wieder wie früher?

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Und: Könnte es sein, dass Sie das Schwanken, das Sie bei ihrer Freundin wahrnehmen, selbst auch empfinden? Vielleicht sind Sie sich auch nicht so sicher? Was würde eine Umwandlung der Freundschaft in eine Partnerschaft für Ihr Leben bedeuten? An welchen Stellen würde es Sie bereichern? An welchen Stellen vielleicht auch einschränken? Vielleicht gefällt Ihnen selbst auch die Situation, dass es vage ist, und es gibt bei Ihnen eine Angst vor einer engeren Beziehung?

Wer Gefühle offenbart, macht sich angreifbar

Und jetzt mal ganz konkret: Wie verhalten Sie sich, wenn Ihre Freundin Ihnen Signale „für eine andere Richtung“ sendet? Scheuen Sie zurück? Oder senden Sie ebenfalls Signale?

Ganz klar: Wenn man seine Gefühle jemandem offenbart, macht man sich auch angreifbar. Zu der Angst, zurückgewiesen zu werden, kommt die Sorge, dass dann das, was sie haben, die bestehende Freundschaft, auch „den Bach runtergeht“. Wie gut können Sie sich vorstellen, zu dem zu stehen, was Sie empfinden?

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Es macht den Anschein, als kämen Sie nicht drum herum, Ihrem Gefühl nachzugehen und dazu zu stehen, wenn Sie Klarheit möchten. Daher lautet meine Antwort auf Ihre Frage, wie Sie den Beziehungsstand herausfinden können, ohne die Freundschaft zu riskieren: Gar nicht. Es bleibt immer ein „Restrisiko“. Sie müssen für sich abwägen, was Sie möchten. Wenn Sie einen Schritt nach vorne gehen möchten und es dann nicht zu einer Partnerschaft kommt oder nur für kurze Zeit, dann wird danach zunächst wahrscheinlich nicht alles wie vorher sein. Aber vielleicht nach einer Weile.

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