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KI effektiv nutzenSo erstellen Sie Bilder mit ChatGPT und Co.

4 min
Chat mit ChatGPT, darin ein erstelltes Bild von einem Mann, der an einem Strand in einem Liegestuhl sitzt und einen Cocktail in der Hand hält.

ChatGPT kann auch Kunst. Die richtigen Eingaben sind entscheidend, um ein gutes Ergebnis zu bekommen.

Steffen Haubner erklärt, wie man künstliche Intelligenz effektiv nutzt. Diesmal: ein Bild erstellen und dabei nicht die Geduld verlieren.

Zu den faszinierendsten Fähigkeiten von OpenAI und ChatGPT gehört das Generieren von Bildern und Grafiken. Doch diese Fähigkeit ist ein zweischneidiges Schwert. Das Internet wimmelt von Porträts, die in einem bestimmten Stil gestaltet sind wie dem des japanischen Zeichentrickstudios Ghibli („Prinzessin Mononoke“). Ohne an dieser Stelle erörtern zu können, ob ein Stil urheberrechtlich geschützt werden kann: Für die Künstler ist es sicher kein Spaß, dass ihr kreatives Lebenswerk ohne jede Gegenleistung für massenhafte Selbstdarstellungen verwendet wird.

Steffen Haubner

Steffen Haubner

schreibt als Journalist über Technik- und Medienthemen...

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Dass bestimmte Bildideen wieder und wieder reproduziert werden, hat einen Grund: Einen guten „Prompt“, also eine Anweisung für die KI, zu erstellen, ist gar nicht so einfach. Daher werden fremde Prompts vielfach geteilt, kopiert und mit geringfügigen Anpassungen wiederverwendet. Beim Arbeiten mit Bildgeneratoren stellt man nämlich schnell fest, dass die KI recht störrisch ist und man nur mit viel Geduld zum gewünschten Ergebnis kommt. Von der Arbeit guter Grafiker und Illustratoren ist die KI noch Lichtjahre entfernt.

Schlüssel zum Erfolg ist auch hier eine präzise Aufgabenstellung. Grundkenntnisse im Beschreiben von Bildern, dem Benennen von Stilen und ein Gespür für Bildkompositionen sind auch mit KI unabdingbar, von Fantasie und Vorstellungsvermögen ganz zu schweigen. Hier einige Tipps für die Bilderstellung mit ChatGPT 5.

1. Wie soll das Bild aussehen?

Überlegen Sie sich vor dem Beginn genau, wie das Bild aussehen soll und was der Verwendungszweck ist. Je genauer Sie ChatGPT das Projekt verbalisieren können, desto eher entspricht das Ergebnis dem, was Sie ursprünglich haben wollten.

2. Präzise Aufgabenstellung

Beschreiben Sie der KI präzise, was sie tun soll. Dazu brauchen Sie zunächst vier Elemente: Hauptmotiv, Stil, Umgebung sowie Stimmung und Licht. Schreiben Sie etwa: „Erstelle ein Bild von einem Mann, der in einem Liegestuhl sitzt und einen Cocktail in der Hand hält. Die Szene spielt an einem Strand, im Hintergrund sieht man Palmen, die Sonne steht hoch am Himmel; Stimmung: heiter-entspannt. Stil: Cartoon, bunt.“

3. Erster Prompt nicht zu kompliziert

Zusätzliche Parameter wie Perspektive oder Material kommen später hinzu. Machen Sie den ersten Prompt nicht zu kompliziert und nennen Sie die wichtigen Dinge zuerst.

4. Entwurf erweitern

Arbeiten Sie weiter, indem Sie den Entwurf nach Bedarf modifizieren und erweitern: „Man soll erkennen, dass es richtig heiß ist“ oder „Zeichne den Mann etwas korpulenter“. Hier kommen Sie allerdings schnell an eine Grenze, denn ChatGPT gestattet in der Gratis-Version täglich nur eine begrenzte Anzahl von Versuchen. Um ein wirklich gutes Ergebnis zu erzielen, müssen Sie möglicherweise auf die kostenpflichtige Version für 23 Euro pro Monat umsteigen oder am nächsten Tag weitermachen.

5. Schritt für Schritt

Wie bei der Arbeit an einem echten Zeichenbrett oder einer Leinwand arbeiten Sie sich Schritt für Schritt vor: „Es sollen zwei weitere Personen zu sehen sein, die Ball spielen“ oder „Die Palmen im Hintergrund sehen unecht aus, das Grün soll natürlicher sein, die Blätter etwas breiter.“

6. Mit Stilen und Parametern experimentieren

Experimentieren Sie mit Stilen und Parametern wie: „Im Stil einer Plakatwerbung der 70er-Jahre“, „impressionistisch wie ein Gemälde von Manet“ oder „Man sieht alles aus der Vogelperspektive“. Legen Sie das Material fest: „Aquarell auf Papier“ oder „leicht verblasste alte Postkarte“.

7. ChatGPT auf Fehler hinweisen

Sie werden bald die Erfahrung machen, dass ChatGPT versucht, sich aus der Affäre zu ziehen, bestimmte Elemente einfach weglässt oder ungefragt neue hinzufügt. Weisen Sie die KI gezielt darauf hin und betonen Sie, was Ihnen wichtig ist: „Das Bild ist okay, aber die Stimmung soll fröhlicher sein. Und lass die Boote auf dem Meer weg.“

8. Geduld und Präzision

Hier ist Geduld gefragt, besonders mit naturalistischen Lichteffekten hat ChatGPT noch große Probleme. Seien Sie präzise, etwa mit Anweisungen wie: „Die Sonne, die von schräg rechts kommt, erzeugt Schatten unter und neben allen Gegenständen.“

9. Mit ChatGPT in den Dialog gehen

Sie müssen den Prompt nicht neu schreiben, ChatGPT formuliert ihn selbst um. Dabei fragt die KI oft nach: „Bevor ich das Bild generiere, kurz zur Bildsprache…“ Es folgen Gestaltungsvorschläge und am Ende eine Zusammenfassung, die Sie final bestätigen müssen, damit das Bild neu generiert wird. Das kann sich in die Länge ziehen, aber auch Spaß machen. Es entwickelt sich eine Art Dialog, aus dem die KI immer genauer Ihre Vorstellung von dem Endergebnis ermittelt.

10. So viele Änderungen wie nötig

Denken Sie daran, dass Sie keine Person vor sich haben, sondern ein Werkzeug. Nehmen Sie so oft Änderungen vor, wie es nötig erscheint: „Der Baum rechts soll auf der anderen Seite stehen“, „Das geht in die falsche Richtung, zwei Arbeitsschritte zurück“ oder „Versuchen wir das Ganze mal im Popart-Stil“.

11. Prompt zur Weiterverwendung speichern

Haben Sie einen guten Prompt entwickelt, speichern Sie den Wortlaut irgendwo zur Weiterverwendung ab. Denn der Weg zum Bild mag mühsam sein, aber das Ergebnis im Idealfall trotz KI eine kreative Leistung, die Sie persönlich erbracht haben.