LehrlingeDiese Ausbildungs-Berufe werden am schlechtesten bezahlt

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Friseurlehrlinge gehören sowohl in West- als auch in Ostdeutschland zu den am schlechtesten bezahlten Auszubildenden. (Symbolbild)

Friseurlehrlinge gehören sowohl in West- als auch in Ostdeutschland zu den am schlechtesten bezahlten Auszubildenden. (Symbolbild)

269 Euro im Monat – so viel verdient ein Friseurlehrling durchschnittlich in Ostdeutschland. Angehende Floristen und Schuhmacher bekommen nur ein wenig mehr Gehalt. Und das, obwohl gesetzlich vorgeschrieben ist, dass eine Vergütung auch in Ausbildungsberufen „angemessen“ sein muss, dass ein Azubi also von seinem Gehalt auch seinen Lebensunterhalt bestreiten können muss.

Angesichts der schlechten Vergütung in vielen Ausbildungen, vor allen Dingen in handwerklichen Berufen, ist es kaum verwunderlich, dass immer weniger junge Menschen eine Berufsausbildung anstreben. Seitdem der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde gilt, arbeiten viele junge Menschen lieber direkt in einem Mini-Job, anstatt eine Lehre zu machen, für die der gesetzliche Mindestlohn nicht gilt.

„Das ist menschlich verständlich und nachvollziehbar, aber zu kurzfristig gedacht“, sagt Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. „Eine abgeschlossene Berufsausbildung wird in Zukunft von immer größerer Bedeutung sein. Der Bedarf an ungelernten oder angelernten Kräften auf dem Arbeitsmarkt wird sinken und das Arbeitslosigkeitsrisiko dieser Personen ist am höchsten.“

Nicht alle Ausbildungen sind tariflich geregelt

Auch wenn die durchschnittliche Bezahlung für viele Azubis immer noch niedrig ist, so ist in den vergangenen Jahren schon Bewegung in die Sache gekommen. Seit drei Jahren verdienen die Auszubildenden in tariflich geregelten Berufen im Schnitt vier bis fünf Prozent mehr. Ein Gebäudereiniger in den neuen Bundesländern bekommt während seiner Ausbildung inzwischen sogar um die acht Prozent mehr Gehalt als vorher.

Doch nicht alle Ausbildungen, die in Deutschland angeboten werden, fallen unter Tarifvereinbarungen. Für diese Lehrberufe gilt eine maximale Untergrenze von 80 Prozent, heißt: Auszubildende in diesen Bereichen dürfen nicht weniger verdienen als 80 Prozent des Lehrlingsgehaltes in einer ähnlichen Branche in einer vergleichbaren Region. Diese Regelung eröffnet den Betrieben einen Spielraum hinsichtlich der Vergütung, den viele Ausbilder voll ausnutzen und ihren Lehrlingen so wenig wie möglich bezahlen.

Der Lohnunterschied zwischen neuen und alten Bundesländern ist dabei nach wie vor auf die unterschiedliche Wirtschaftskraft zurückzuführen. Kurz gesagt: Im Osten verdienen die Angestellten weniger, also bekommen auch die Lehrlinge weniger Gehalt.

Die Initiative Nachrichtenaufklärung hat eine Rangliste der am schlechtesten bezahlten Ausbildungsberufe in Ost- und Westdeutschland erstellt.

Durchschnittliche Vergütung in Euro:

Berufsbezeichnung

Raumausstatter/-in

Buchbinder/-in

Schuhmacher/-in

Friseur/-in

Tankwart/-in

Mechaniker/-in für Reifen- und Vulkanisationstechnik

Bauten- und Objektbeschichter/-in

Orthopädieschuhmacher/-in

Bäcker/-in

Maler/-in und Lackierer/-in (alle Fachrichtungen)

Steinmetz/-in und Steinbildhauer/-in (alle Fachrichtungen)

Mechaniker/-in für Land- und Baumaschinentechnik

Schilder- und Lichtreklamehersteller/-in

Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk

Florist/-in

Ofen- und Luftheizungsbauer/-in

Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

Klempner/-in

Tischler/-in

Tiermedizinische/-r Fachangestellte/-r

Glaser/-in

Quelle: Initiative für Nachrichtenaufklärung, 2015: Top 3

Für viele Betriebe sind Auszubildende erst mal ein zusätzlicher Kostenfaktor. Dabei lohnt sich die Investition, nicht nur langfristig gesehen. Eine Studie des BIBB hat ergeben, dass 28 Prozent der Azubis in Deutschland bereits während ihrer Lehre Netto-Erträge für ihr Unternehmen erwirtschaften. Bei einer Übernahme sparen die Betriebe erneut Kosten, da kein Geld für Personalgewinnung ausgegeben werden muss.

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