Vermehrt in Kölner WohnungenWarum es derzeit so viele Schaben gibt und wie man sie loswird

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Eine Deutsche Schabe auf dem Boden.

Die Deutsche Schabe mit ihren zwei charakteristischen, dunklen Längsstreifen am Halsschild.

In Köln sind die Schaben los. Ein Schädlingsbekämpfer erklärt, welche gesundheitsschädlich sind, wo sie sich wohlfühlen und was man gegen sie tun kann.

Etwas kleines, hellbraunes huscht über den Boden. Keine Spinne, kein Käfer, kein Silberfisch – was ist das denn? Das fragten sich zuletzt viele Kölnerinnen und Kölner zum Beispiel auf der Facebookseite des Nett-Werks Köln. Bei den kleinen Tierchen, die zuletzt viele in ihren Wohnungen gesichtet haben und die Schädlingsbekämpfer auf Trab halten, handelt es sich um Schaben.

Aber welche Schabenarten gibt es überhaupt? Welche sind harmlos, welche nicht? Und was kann man selbst gegen sie tun? Schädlings-Experte Knut Bramer beantwortet die wichtigsten Fragen. Er ist Inhaber der Kölner Mausfrei Schädlingsbekämpfung und kennt sich bestens mit den Insekten aus.

Knut Bramer, IHK geprüfter Schädlingsbekämpfer.

Knut Bramer, IHK geprüfter Schädlingsbekämpfer.

Was sind Schaben, welche gibt es und wie sehen sie aus?

Schaben, im Volksmund auch Kakerlaken genannt, werden zu den Insektenarten gezählt. Man unterscheide zwischen einheimischen Schabenarten und solchen, die sich über die Jahre in Deutschland angesiedelt haben. Heimische Arten seien die Deutsche Schabe und die Braunbandschabe – auch gemeinhin als Küchen- oder Hausschaben bekannt. Die Bernstein-Waldschabe hingegen sei eine aus Südeuropa stammende und hier angesiedelte Art der Waldschabe, sagt Bramer.

Eine Deutsche Schabe ist gelbbraun, ihr Halsschild weist zwei dunkle Längsstreifen auf. Die Braunbandschabe ist dunkelbraun gefärbt, ihr Halsschild ist braun und weist zwei helle Querstreifen auf. Die Bernstein-Waldschabe ist auf den ersten Blick leicht mit den beiden vorherigen Schaben zu verwechseln. Allerdings fehlen ihr die hellen beziehungsweise dunklen Streifen auf dem Halsschild – ihr Körper ist durchgängig bernsteinfarben.

Eine Bernstein-Waldschabe auf dem Boden.

Die Bernstein-Waldschabe ist durchgängig bernsteinfarben und hat keine auffälligen Streifen am Halsschild.

Warum krabbeln gerade jetzt so viele Schaben durch die Wohnung?

Grund für das vermehrte Aufkommen der Insekten sei das Wetter. Die warme Jahreszeit begünstige die Entwicklung der Schaben, da sie nun fortpflanzungsmäßig aktiv seien, so Bramer. Das vermehrte Vorkommen nehme aber ab Ende September, Anfang Oktober mit kühlerem Wetter recht prompt wieder ab.

Wie vermehren sich Schaben?

Schaben pflanzen sich das ganze Jahr über fort, die Weibchen legen dabei im Durchschnitt 30 bis 40 Eier in Spalten und Ritzen ab. Die Anzahl der Eier steht in Abhängigkeit zur Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Sind beide optimal, dauert es etwa 25–27 Tage, bis die Larven schlüpfen. Insgesamt kann ein Weibchen bis zu 400 Nachkommen produzieren.

Wo halten sich Schaben am liebsten auf und wovon ernähren sie sich?

Die Deutsche Schabe und die Braunbandschabe leben häufig in der Kanalisation oder im Müll – sie mögen dunkle, feuchte und warme Orte. In der Wohnung findet man, die in Deutschland am häufigsten anzutreffende Art – die Deutsche Schabe – laut Bramer meist in der Kaffee- oder Spülmaschine oder hinter einem Kühlschrank. Zudem seien sie sehr lichtscheu.

Waldschaben haben hingegen ein ganz anderes Biotop. „Sie leben draußen in der Natur, übertragen keine Keime, sind tagaktiv und flugfähig. Deutsche Schaben und Braunbandschaben sind nicht flugfähig und nachtaktiv“, erklärt der Schädlingsexperte.

Die Tierchen ernähren sich von Essensresten – kleinste Krümel reichen für die Nahrungsaufnahme bereits aus. Dazu zählen unter anderem alter Kaffeesatz, Abfälle im Müll, oder Essensreste in der Spülmaschine.

Sind Schaben gefährlich und übertragen sie Krankheiten?

Waldschabenarten sind ungefährlich und können keine Krankheiten übertragen. Sie werden allerdings oft mit der Deutschen Schabe und der Braunbandschabe verwechselt, die potenzielle Überträger von Keimen sind. Der Kot dieser Schaben kann etwa Asthma und Ekzeme verursachen.

Bramer gibt allerdings Entwarnung: In den meisten Fällen handele es sich bei einem Wohnungs-Befall um Waldschaben – diese seien harmlos und zählen auch nicht als Vorrats- oder Gesundheitsschädlinge. Da sie sich in der Regel von Pflanzenresten ernähren, sterben sie innerhalb weniger Tage in der Wohnung.

Was kann ich tun, damit Schaben gar nicht erst in die Wohnung kommen?

Schaben finden über geöffnete Fenster in die Wohnung, angelockt durch Licht, sagt Bramer. Die einfache und effektive Methode das zu verhindern lautet deshalb: Fliegengitter anbringen.

Wie bekomme ich die Schaben aus der Wohnung, wenn sie einmal Unterschlupf dort gefunden haben?

Man könne die Schaben aufsaugen und den Staubsaugerbeutel anschließend wechseln – meist überleben die harmlosen Waldschaben auch nicht länger als ein paar Tage. Handele es sich jedoch um eine Deutsche Schabe oder eine Braunbandschabe, müssen Profis mit speziellen Gelen ran, mahnt Bramer. Im Zweifelsfall rät der Schädlingsbekämpfer ein Foto vom Insekt zu machen und sich dann die Meinung der Experten einzuholen.

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