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Spar-Check: StromWie ich eine Woche nach Robert Habecks Tipps Energie sparte

Lesezeit 4 Minuten
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Selbstversuch zur Energie-Krise: Florian Holler spart zu Hause.

Köln – Stromsparen ist jetzt so etwas wie ein patriotischer Akt, zumindest wenn man Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck glaubt. „Wer Energie spart, hilft, dass Deutschland unabhängiger von russischen Importen wird und tut was fürs Klima“, erklärte Habeck bei der Vorstellung der Werbekampagne „80 Millionen für Energiewechsel“.

Auf der Interseite der Kampagne wird erklärt, wie sich möglichst viel Gas und Strom sparen lässt. Als kurzfristige Sparmaßnahmen werden vorgeschlagen: beim Kochen den Deckel auf den Topf, Elektrogeräte ausstöpseln, den Kühlschrank vom bundesdeutschen Durchschnitt von 5,8 Grad hoch auf sieben Grad stellen und die Wohnung mit LED-Lampen ausstatten.

Der Spar-Check

Die Idee

Unser Autor Florian Holler hat eine Woche lang versucht, so sparsam und nachhaltig wie möglich zu leben. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen.

Der Tester

Florian Holler ist 27 Jahre alt, er lebt seit 2014 in Köln und liebt die Kultur, das Kölsch und manchmal auch das Chaos der Stadt. Was Klimaschutz angeht, hat er sich bisher immer eher durchgewurschtelt. Nun prüft er, was für ihn wirklich funktioniert.

Der Hintergrund

Die Klimakrise verschärft sich, und jetzt treibt die Inflation auch noch die Preise in die Höhe. Wie damit umgehen? Wie viel CO2 lässt sich durch individuellen Konsum einsparen? Welche Tricks lassen sich in den Alltag integrieren? Welche Spartipps sind besonders wirkungsvoll? Und vor allem: Wie teuer ist das?

Die Versuchsanordnung

Dies ist ausdrücklich ein Selbsttest und keine wissenschaftliche Versuchsanordnung. Wir wollen möglichst realitätsnah zeigen, wie viel man für sich im Alltag sparen, wie nachhaltig jeder und jede leben kann, daher gehen wir auch von einer alltäglichen und nicht von einer künstlich kreierten Situation aus.

Das Vorgehen

Um einen Vergleich zu haben, hat Florian Holler eine Woche lang Daten erhoben: den Stromverbrauch gecheckt, die Menge des produzierten Mülls festgestellt, geschaut, wie viel Wasser er pro Tag verbraucht. In der Folgewoche wurde dann gespart. Danach hat er verglichen.

Doch wie viel kann man mit solchen kurzfristigen Methoden wirklich einsparen? Ich mache den Test.

Stromverbrauch in der Kontrollwoche

Nach der Kontrollwoche erwartet mich beim Blick auf den Stromzähler bereits die erste Überraschung: Nur zwölf Kilowattstunden habe ich in einer Woche verbraucht, ganz ohne etwas zu tun, ganz ohne Rücksicht auf irgendetwas zu nehmen. Zum Vergleich: der durchschnittliche Verbrauch eines Ein-Personen-Haushalts liegt laut co2online.de bei etwa 25 Kilowattstunden pro Woche.

Stromverbrauch in der Sparwoche

Aber wie viel geht da noch? Um meinen Stromverbrauch weiter zu drücken, befolge ich akribisch die Tipps, die auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und sein Ministerium anraten: Stand-By Modus immer ausschalten, sobald es geht, Kühlschranktemperatur hoch (die lag bei mir tatsächlich bei sechs Grad) und Deckel beim Kochen auf die Töpfe. Eine Woche habe ich darüber hinaus den Router ausgestellt, sobald ich das Haus verlassen habe. Statt meinen großen Desktop-PC zu nutzen, habe ich mit dem Laptop gearbeitet. Viele kleinteilige Maßnahmen, von denen ich hoffte, dass sie meinen Stromverbrauch weiter drücken können. Kleinvieh, so heißt es doch, macht auch Mist.

Ersparnis

Das Ergebnis ist ziemlich ernüchternd. Am Ende der Sparwoche habe ich elf Kilowattstunden verbraucht, nur eine mickrige Kilowattstunde konnte ich einsparen. 

Fazit

Die Ersparnis ist zwar da, aber sie fällt enttäuschend klein aus. Aber wieso ist das so?

Kleinvieh ist offenbar doch vor allen Dingen Kleinvieh. Viel entscheidender scheinen Größe und Anzahl der Elektrogeräte zu sein. In meiner kleinen Ein-Zimmer-Wohnung habe ich davon schlicht kaum welche angesammelt - und mache dadurch offenbar einiges richtig.

Für Spül- und Waschmaschine ist kein Platz, deswegen spüle ich per Hand und nutze die Gemeinschaftswaschmaschine im Keller. Mein Kühlschrank ist zwar recht alt und deswegen nicht besonders energieeffizient, dafür aber nur hüfthoch und kein Riesengerät. Viel Strom verbraucht er deswegen nicht. Auch einen Fernseher besitze ich nicht. Zum Seriengucken reicht mir meist mein Laptop.

Worauf man achten muss

Wer Strom im Haushalt sparen möchte, sollte vor allem beim Kauf neuer Elektrogeräte auf den Stromverbrauch der Neuanschaffungen und auf die Energieeffizienzklasse zu achten. Bei Großgeräten wie Waschmaschine oder Kühlschrank und Gefriergerät sollte man nach etwa zehn bis 15 Jahren ausrechnen, ob sich ein Neukauf lohnt, sagt die Verbraucherzentrale. Wer unsicher ist, wie viel Strom welches Gerät frisst, kann sich bei der Verbraucherzentrale ein Strommessgerät leihen, das zeigt den exakten Verbrauch an. 

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Zur Verdeutlichung: Ein neuer Trockner braucht pro Jahr rund 156 Kilowattstunden Strom, ein altes Gerät rund 485. In Geld gesprochen heißt das: Während man bei einem neuen Gerät 49 Euro für Strom rechnen muss, sind es bei einem alten rund 154 Euro.

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Und sonst?

Mein Test zeigt aber auch: Um die Klimawende zu stemmen, reicht es nicht, wenn allein Privatpersonen ihren Stromverbrauch einschränken. Denn der Verbrauch deutscher Haushalte macht nur einen Viertel des gesamtdeutschen Strombedarfs aus. 45 Prozent werden von der Industrie, weitere 27 Prozent von Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor verbraucht. Immerhin liefert Habecks Kampagne auch für Unternehmen Tipps zum Stromsparen.

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