4711 wieder in rheinischer Hand

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Mäurer + Wirtz sieht in der Übernahme von «4711» eine «historische Chance»

Mäurer + Wirtz sieht in der Übernahme von «4711» eine «historische Chance»

Köln - Die berühmteste Hausnummer der Welt wechselt erneut den Eigentümer: Der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble verkauft die Marken 4711, Tosca, Irisch Moos und Extase an den Dufthersteller Mäurer + Wirtz aus Stolberg bei Aachen. „Damit ist 4711 wieder in rheinischer Hand“, sagte Bert Lehnen, Geschäftsführer von Mäurer + Wirtz. Auch die Immobilie in der Glockengasse geht in den Besitz der Stolberger über. Damit das „Echt Kölnisch Wasser“ diesen Namen weiterhin verdient, soll das Duftwasser auch künftig in Köln produziert werden - zunächst bei Procter & Gamble in Bickendorf, „später vielleicht aber auch woanders in Köln“, sagt Lehnen. Tosca, Irisch Moos und Extase allerdings werden künftig in Stolberg hergestellt, wo auch die anderen Marken von Mäurer + Wirtz - der deutsche Marktführer Tabac Original sowie Nonchalance - produziert werden. Das Stolberger Unternehmen ist eine Tochter des Waschmittelherstellers Dalli-Werke.

Mitarbeiter erleichtert

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, Unternehmensangaben zufolge soll es sich um einen zweistelligen Millionenbetrag handeln. Veräußert wurden nur die Markenrechte und das Haus in der Glockengasse, Produktionsanlagen von P & G sind nicht Bestandteil des Deals. Die 40 Mitarbeiter, die die vier Marken bislang bei P & G in Bickendorf produziert haben, bleiben weiter dort beschäftigt - und stellen mit ihren 860 Kollegen künftig die verbliebenen P & G-Düfte her. Die fünf Mitarbeiter in der Glockengasse werden vom neuen Eigentümer übernommen und zeigten sich erleichtert, dass „eine so schnelle, gute Lösung zustande gekommen ist“. Für P & G war 4711 „keine der globalen Prestigemarken“, auf die man sich künftig konzentrieren möchte, sondern eine regionale Marke - wenn auch eine sehr bekannte. Man wolle nur noch Marken herstellen, die hohes Potenzial für globales Wachstum besitzen. Mit den vier verkauften Marken machte P & G einen Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich.

Dem Vernehmen nach waren mehr als 15 Investoren an einer Übernahme interessiert, darunter auch reine Finanzinvestoren. Dass Mäurer + Wirtz den Zuschlag bekommen habe, habe nicht nur mit dem gebotenen Kaufpreis zu tun, sondern auch mit dem „Riesenenthusiasmus“, den die Aachener an den Tag gelegt hätten, so P & G-Deutschland-Geschäftsführer Hubert Frambach. Mäurer + Wirtz habe eine lange Tradition mit ebenfalls „wertigen“ Düften. „Das war vielleicht der kleine strategische Vorteil gegenüber den etwas emotionsloseren Mitbewerbern“, sagt Lehnen. Das Unternehmen aus Stolberg gehört mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro zu den führenden Anbietern in der Branche.

„Perfekte Ergänzung“

Die nun hinzugekauften Marken seien eine „perfekte Ergänzung zum bestehenden Duftportfolio“. Zu den Plänen mit den vier Marken wollten sich die neuen Eigentümer nicht äußern. „Wir werden aber die Welt ganz sicher nicht neu erfinden“, sagt Marketingdirektor Thomas Seeger-Helbach. Mit behutsamen Maßnahmen werde man versuchen, die Marken aktuell zu halten - ohne Stammkunden zu verschrecken. Insbesondere für Tosca sehen die Stolberger noch viel Potenzial bei der jüngeren Kundschaft.

In den vergangenen zwölf Jahren hat 4711 mehrfach den Besitzer gewechselt: Wella aus Darmstadt übernahm vor knapp 12 Jahren die Kölner Muelhens-Gruppe und damit auch die Rechte an 4711. Wella benannte die Sparte in „Cosmopolitan Cosmetics“ um. Procter & Gamble übernahm im März 2003 Wella und damit auch die Rechte an 4711.

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