Baulöwe Kaaf im Knast - erst da „fand“ man seine Steuerschulden

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Der Bonner Baulöwe Berthold Kaaf erfreute sich stets bester Kontakte zu den politischen Parteien.

Bonn - Der Justiz hat er bemerkenswerte Einblicke in das Geschäftsgebahren des bundesdeutschen Bauwesens gewährt. In der Untersuchungshaft berichtete Kaaf der Staatsanwältin Margrit Lichtinghagen, es sei „normal“, dass in der Baubranche kein Geschäft „gerade“ laufe. Krumm hatte es Berthold Kaaf laufen lassen, als er zusammen mit seinem Bauinvestor-Kollegen Roland Ernst die heutige Immobilie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Bonn baute, mit sattem Gewinn an ein Unternehmens-Konsortium verkaufte, unter anderem deshalb, weil der Bund in diesem Gebäude eine auffällig hohe Miete zahlt. Dafür verantwortlich zeichnete der ehemalige Entwicklungshilfe-Minister Carl-Dieter Spranger. Kaaf schaffte dann sechs Millionen Mark (drei Millionen Euro) aus dem Erlös auf die Seite. Der Bauunternehmer, der deswegen eine Haftstrafe von vier Jahren und zehn Monaten im offenen Vollzug in der Haftanstalt Euskirchen verbüßt, hatte im Zuge dieses Verkaufs dem ehemaligen Bonner Oberstadtdirektor Dieter Diekmann 250 000 Mark in bar zugeschoben. Kaaf kassierte, so kam im Zuge des Verfahrens um die Schwarzgeld-Millionen auch heraus, vom ehemaligen Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) rund 600 000 Mark für - vergebliche - Bemühungen, ein Sanierungskonzept für den Schürmannbau zustande zu bringen.

In Bonn erregte Kaaf zudem Aufsehen, als er wiederholt zu nächtlicher Stunde in den feineren Speise-Lokalen gesichtet wurde, obwohl er zu dieser Zeit eigentlich in seiner Zelle ruhen sollte. Erstaunlich, dass der Verwaltung der Stadt Bonn dann erst nach der Verurteilung Kaafs und dessen darauf fußendem Insolvenzverfahren entdeckte, dass der Bauunternehmer der Kommune rund 56 Millionen Mark (23 Millionen Euro) an Steuern schuldete. (ta)

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