Burg SeelscheidAuf den Spuren der Könige

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Heimatforscher Dieter Siebert-Gasper betreibt Studien über die Adelsfamilie der Rennenberger. BILD: RÖM

Heimatforscher Dieter Siebert-Gasper betreibt Studien über die Adelsfamilie der Rennenberger. BILD: RÖM

Neunkirchen-Seelscheid – Geschichtswissenschaft zu betreiben hat oft etwas von einem Puzzlespiel. Das erfährt man bei der Begegnung mit dem Heimatforscher Dieter Siebert-Gasper aus Neunkirchen-Seelscheid. Alte Flurbezeichnungen können dann zusammen mit urkundlichen Erwähnungen aus verschiedensten Zusammenhängen ein neues Bild ergeben.

„War Burg Seelscheid vielleicht in mittelalterlicher Zeit ein Königshof, also ein dem fränkischen König unterstehender Hof?“, diese Fragestellung treibt Siebert-Gasper, der am Antoniuskolleg Deutsch und Kunst unterrichtet, im Zusammenhang mit seinen Studien über die Adelsfamilie der Rennenberger um. Die Rennenberger gelten als erste verbürgte Besitzer der Burg Seelscheid. Im Wenigerbachtal, dort wo sich heute die Straßen „Im Burgfeld“ und „Burggasse“ treffen, erstreckte sich im Mittelalter das Burggelände. Dazu gehörten ein Haupthaus, das in seiner Architektur der Burg Overbach in Much glich und Wirtschaftsgebäude. Auf der Urkatasterkarte von 1827 ist das Areal noch eingezeichnet.

In Siebert-Gaspers jüngstem Buch, das die renommierte Kölner Diözesan- und Dombibliothek publiziert hat, arbeitet der Autor die hervorragende Stellung der Rennenberger im Kölner Domkapitel heraus („Der Rennenberg-Codex“, Köln 2008).

Treu ergeben

Weil die Familie dem Kölner Erzbischof treu ergeben war, musste sie ihren Besitz in Seelscheid im Jahr 1276 an den Grafen Adolf V. von Berg verpfänden - sozusagen als Reparation, so mutmaßt Siebert-Gasper, denn Graf von Berg hatte den Erzbischof in einer Auseinandersetzung besiegt.

In seinem neuen Buch bildet Siebert-Gasper auch ein für Seelscheid bedeutungsvolles Relikt ab, das heute im Museum „Sankt Kolumba“ in Köln aufbewahrt wird. Auf dem Foto ist die massige Gerichtstruhe mit geschnitztem gotischem Maßwerk zu sehen, die jahrhundertelang im Turm der katholischen Kirche Sankt Georg ihren Platz hatte. Seelscheid verfügte zu Zeiten der Rennenberger über eine eigene Gerichtsbarkeit. Schöffen aus den umliegenden Höfen, wie Oberdorst, Kurtsiefen, Schaaren oder Rippert trafen sich, um in Streitfragen zu beraten und zu richten und bewahrten ihre Akten in der Truhe auf.

Keine Ruhe lässt Siebert-Gasper die Frage, wer vor den Rennenbergern das Sagen auf der Seelscheider Burg hatte, deren Vorgängerbau in der Nähe der Silber- und Erzlagerstätten beim heutigen Mohlscheid gelegen war. Viele Indizien sprechen seiner Meinung nach dafür, dass der Fronhof in fränkischer Zeit dem König unterstand. So hatten die Herren von Burg Seelscheid beispielsweise das Recht zu jagen, den Wald zu bewirtschaften und Bergbau zu betreiben. Sie hatten damit Privilegien inne, die traditionell der König verlieh. Alte Flurbezeichnungen, wie „Im Königsberg“ für die Ortschaft Eich oder „Auf dem Königsmorgen“ für den Ort Hausen könnten die These unterstützen. Auch das „Seel“ im Ortsnamen, das von „Sal“ kommt und „Herrenland“ bedeutete, weist seiner Meinung nach darauf hin. Seine Nachforschungen will Siebert-Gasper noch vertiefen und publizieren.

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