Dörflicher Abschied von Maria Schell

Lesezeit 3 Minuten
Maximilian Schell, Bruder der verstorbenen Schauspielerin Maria Schell, seine Ehefrau Natalija Andrejtschenko und Marie-Theres Kroetz-Relin, Tochter von Maria Schell stehen bei der Beisetzung auf dem Dorffriedhof im österreichischen Preitenegg in Kärnten am Grab.

Maximilian Schell, Bruder der verstorbenen Schauspielerin Maria Schell, seine Ehefrau Natalija Andrejtschenko und Marie-Theres Kroetz-Relin, Tochter von Maria Schell stehen bei der Beisetzung auf dem Dorffriedhof im österreichischen Preitenegg in Kärnten am Grab.

Wien (dpa) - Dörflicher Abschied von einem Weltstar:Schauspielerin Maria Schell ist am Samstag auf dem Friedhof deskleinen Bergortes Preitenegg in Kärnten beigesetzt worden. Seineletzte Ruhe fand der Star des deutschen Nachkriegsfilms an der Seiteseiner Mutter, der Schauspielerin Margarethe Noe von Nordberg. Schellwar am Dienstag im Alter von 79 Jahren in ihrem Bauernhaus nahePreitenegg an Herzversagen gestorben. Am Morgen war es in derösterreichischen Gemeinde zunächst stark bewölkt, aber dann erschienfür mehrere Minuten ein prachtvoller Regenbogen am Himmel.

An dem Trauermarsch durch die Ortschaft hatten sich etwa 250Menschen beteiligt. Die engsten Angehörigen hatten sich allerdings indie Pfarrkirche St. Nikolaus zurückgezogen. Freunde, Verehrer undOrtsansässige folgten dem schlichten, mit roten Rosen geschmücktenEichensarg von der Aufbahrungshalle die Hauptstraße entlang undzurück zur Kirche. Zahlreiche Journalisten und Kamerateams hattensich in der Gemeinde eingefunden. Prominente waren allerdings kaumunter den Trauergästen.

Zum Begräbnis waren Schells Brüder Maximilian und Carl, TocherMarie-Theres Kroetz-Relin und Schells Sohn Oliver angereist. Tiefbewegt sprachen die Angehörigen am Grab letzte Abschiedsworte.Pressevertretern war der Zutritt zum Friedhof während derBeerdigungszeremonie versperrt. "Maria hätte ganz gerne die Pressedabei gehabt", sagte Maximilian nach dem Trauerakt.

Der Kranz von Maximilian Schell war aus roten Rosen und weißenLilien gebunden. In einer am Freitagabend veröffentlichtenStellungnahme schrieb der Schauspieler und Regisseur: "Es sindvielleicht die härtesten Stunden in meinem Leben. Maria war mehr alseine Schwester - sie war mir immer ein Vorbild - eine großeSchauspielerin und ein großartiger Mensch". Sie habe "allesverstanden und alles verziehen", schrieb Maximilian, der in seinemhalbdokumentarischen Film "Meine Schwester Maria" (2001) das LebenMaria Schells schilderte. "Ihr Tod war vielleicht eine Erlösung fürsie, für mich bleibt sie unersetzlich."

Sohn Oliver hatte bei der Aufbahrung vor dem Sarg einenherzförmigen Kranz aus weißen Rosen aufgestellt. Auch derweltberühmte Tenor Placido Domingo hatte ein Gebinde geschickt,ebenso wie TV-Moderators Frank Elstner.

Maria Schell war als "Seelchen" in Kinohits der 1950er Jahrebekannt geworden. An der Seite von Dieter Borsche avancierte sie inStreifen wie "Dr. Holl" und "Es kommt ein Tag" rasch zumPublikumsliebling. Sie berührte ihr Publikum mit authentischerDarstellung großer Gefühle.

Internationale Erfolge gaben ihr die Chance, das ungeliebteEtikett des "Seelchens" abzulegen und sich als ernsteCharakterdarstellerin zu beweisen. Mit Berühmtheiten wie MarcelloMastroianni, Marlon Brando und Romy Schneider teilte sie Erfolge in"Superman" (1978) oder "Die Spaziergängerin von Sanssouci" (1982).Seit den 80er Jahren war sie vor allem in TV-Serien zu sehen.

Der langsame Abschied vom Ruhm und ein über lange Phasenglückloses Privatleben machte dem Star zunehmend zu schaffen. Schellstürzte sich mit unbedachten Einkäufen in finanzielle Probleme undglitt immer wieder in Depressionen ab. 1991 wurde die großeLebenskrise der Schauspielerin öffentlich, als sie versuchte, sichmit Tabletten das Leben zu nehmen. Wiederholt griff ihr inschwierigen Situationen ihr Bruder Maximilian unter die Arme.

Ihre erste Ehe mit dem Regisseur Horst Hächler, aus der SohnOliver stammt, hielt nur wenige Jahre. Mit dem österreichischenSchauspieler und Regisseur Veit Relin war sie 22 Jahre verheiratet.Mit ihm bekam sie ihre Tochter Marie-Theres. In den letzten Jahrenlebte Schell zurückgezogen auf einer Alm in Preitenegg.

KStA abonnieren