Entscheidung für die FamilieMorisse tritt nicht mehr an

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Dr. Karl August Morisse überraschte die Pulheimer mit seiner Ankündigung, nicht mehr als Bürgermeister kandidieren zu wollen. (Bild: Machnik)

Dr. Karl August Morisse überraschte die Pulheimer mit seiner Ankündigung, nicht mehr als Bürgermeister kandidieren zu wollen. (Bild: Machnik)

Pulheim – In 364 Tagen geht in Pulheim eine Ära zu Ende: Am 20. Oktober 2009 endet für Bürgermeister Dr. Karl August Morisse die zweite Wahlperiode. Dann verabschiedet sich der Verwaltungschef nach einer 34-jährigen Amtszeit als Gemeindedirektor, Stadtdirektor und Bürgermeister in den Ruhestand.

Die Entscheidung, nicht erneut zu kandidieren, sei „über Monate gereift“ und endgültig im Sommerurlaub gefallen, sie habe ausschließlich persönliche Gründe, sagte der 66 Jahre alte Amtsinhaber bei einem Pressegespräch. „Meine berufliche Lebensaufgabe ist erfüllt.“ In einem Gemeinschaftswerk sei es gelungen, die bitterarme Stadt, die 1975 ein Defizit von 4,5 Millionen Mark hatte, an die Spitze zu bringen. „Sie ist ein lebendiges Mittelzentrum geworden.“

All die, die ihn in den vergangenen Wochen angesprochen, ihr Vertrauen und ihre Sympathie geäußert und ihn gebeten hätten, erneut zu kandidieren, bat Morisse um Verständnis. „Ich enttäusche viele, ich könnte heulen“, gestand er. Angesichts der Vertrauens- und Sympathie-Beweise habe er wiederholt über seine Entscheidung nachgedacht, zu einem anderen Ergebnis sei er aber nicht gekommen. Er hätte gerne „immer weiter gemacht“. Doch die 70 bis 80 Arbeitsstunden pro Woche könne er seiner Frau und seiner Familie (Morisse hat zwei erwachsene Töchter) nicht mehr zumuten. „Auch für mich persönlich möchte ich das nicht mehr“, sagte er. Er habe immer wieder versucht, das wöchentliche Arbeitspensum runterzuschrauben. Gelungen sei ihm das nicht. „Ich habe einen Hang zum Perfektionismus und den Willen, niemanden zu enttäuschen und diese Eigenschaften treiben einen in immer neue Arbeitsorgien“, sagte er.

Den Entschluss, sich exakt ein Jahr vor dem Ende der zweiten Wahlperiode öffentlich zu erklären, hatte Morisse bewusst gewählt. Schon früher an die Öffentlichkeit zu gehen, wäre für die Mitarbeiter der Verwaltung ein Unding gewesen. „Es bringt doch Unruhe, wenn man weiß, dass der Chef geht.“

Ein Urteil über seine bisherigen Leistungen wollte der promovierte Jurist Morisse, der als unabhängiger Kandidat angetreten war und die beiden Wahlkämpfe aus seiner Privatschatulle bezahlt hatte, da es den Vorteil habe eigenständig agieren zu können, nicht abgeben. Das sei Sache der Bürgerschaft. Sie sei sehr urteilsfähig und werde das richtige Urteil fällen. Auch im Hinblick auf die Bürgermeisterkandidaten Frank Keppeler (CDU) und Beigeordneter Florian Herpel (SPD) hielt er sich zurück. „Ich werde doch in so einer Situation nicht meine Meinung sagen. Die Bürger brauchen keine Empfehlung.“

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