Gel-Implantat gegen kaputte Bandscheiben

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Von einem Mini-Polster, der Kernprothese, können zahlreiche Betroffene mit einem Bandscheibenvorfall profitieren.

„Ich hätte mich nachts auf dem Küchentisch operieren lassen, so grausam waren die Schmerzen.“ Dieses Bekenntnis stammt von einem Kölner Sportmediziner, der im Alltag selbst Ansprechpartner ist für Patienten, die unter der äußerst schmerzhaften Volkskrankheit Bandscheibenvorfall leiden. Medikamente halfen nicht, eine Operation war unvermeidbar. Dabei profitierte der 42-Jährige von einem neuen Verfahren, das der Kölner Neurochirurg Dr. Patrick Simons seit dem Sommer in der Mediapark-Klinik praktiziert. Er benutzt ein Implantat, die „Kernprothese“.

Wenn der elastische Faserring um die Bandscheibe gerissen ist, tritt das „Polster“, der Gallert-Kern, in den Nervenkanal aus und führt zu unerträglichen Schmerzen. Mit Hilfe eines mikrochirurgischen Eingriffs entfernt Simon das auf den Nerv drückende Kerngewebe. Statt dessen setzt er inmitten der Bandscheiben ein kleines Implantat aus Hydro-Gel ein. Dieses saugt körpereigenes Wasser auf und quillt auf. Die Wirbel werden dadurch gepolstert, und die Gefahr ist gebannt, dass der Abstand zwischen den Wirbelkörpern abnimmt und die Knochen aufeinander stoßen.

Weltweit, so sagt Simons, seien erst 1100 derartige Kernprothesen implantiert worden. Allerdings sei die Methode auch nicht für jeden Patienten geeignet. Voraussetzung sei ein hoher Zwischenwirbelraum. Bei der herkömmlichen Methode werden das ausgetretene, auf den Nerv drückende Gewebe und der restliche Kern mikrochirurgisch entfernt. Simons weiß aber auch um die Nachteile: „Durch den fehlenden Kern nimmt dann früher oder später die Höhe der Bandscheibe ab. Dann können die Knochen aufeinander stoßen und Nerven erneut eingeklemmt werden.“ Es werde jedoch versucht, dieser Gefahr durch Muskelaufbau auf physiotherapeutische Weise entgegenzuwirken.

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