GutenMorgenKölnApfelsaftschmuggel am Escher See

Lesezeit 3 Minuten
Bitte keine Selbstversorger! (Bild: Hennes)

Bitte keine Selbstversorger! (Bild: Hennes)

Chorweiler – Was gibt es Schöneres, als sich an einem Sommertag am Badesee im feinen, weißen Sand unter Palmen die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen? Am „Sundown Beach“ am Escher See werden Südsee-Gefühle geweckt. Nur die Kühltasche, aus der sich Sonnenanbeter mit Käsebroten und erfrischenden Getränken versorgen, hat in diesem Paradies nichts verloren: Die Betreiber verbieten mitgebrachte Speisen und Getränke. Lediglich Familien mit kleinen Kindern dürfen alkoholfreie Getränke mitbringen.

Philipp (26) und Sandra (28) aus Ehrenfeld empfinden diese Regelung als „Abzocke“. So solle man gezwungen werden, sich an der Strandbar zu versorgen. Das ist den beiden zu teuer und so versuchen sie, ihre Apfelschorle trotzdem durch den Eingang zu schmuggeln - gut versteckt in der Tasche eines Federballspiels.

Nicole Wiedner aus Auweiler kommt regelmäßig mit ihrer Mutter Monica Clasen, ihrem Bruder Joshua (elf) und ihrer achtjährigen Tochter Colleen an den Escher See. Die Taschenkontrollen am Einlass empfindet sie als „Eingriff in die Privatsphäre“. Allerdings würden Familien mit Kindern nicht kontrolliert. Kekse, Knabberzeug und Getränke kann die Familie also unbesorgt mit an den Strand nehmen. Als Wiedner allerdings einmal ohne die Kinder kam, habe sie eine andere Familie gebeten, ihre Getränke durch die Einlasskontrolle zu „schleusen“, berichtet sie.

Obwohl Wiedner sich über das Verbot und die Kontrolle ärgert, komme sie dennoch regelmäßig zu ihrem „Stammsee“: Saubere Sanitäranlagen und eine permanente Badeaufsicht gleiche die ihrer Meinung nach „überteuerten Preise“ der Strandbar aus. „Wenn wir den ganzen Tag hier sind, müssen wir auch viel trinken - vor allem, wenn es so heiß ist“, sagt Wiedner. Eine 0,75 Liter-Flasche Apfelschorle für 4,20 Euro sei definitiv zu teuer.

Vor dem Eingang versuchen Silvie und Robert (beide 23) noch schnell, ihre Taschen strategisch umzupacken: „Wir haben immer was zu essen und zu trinken dabei“, gibt Silvie zu, die regelmäßig an den Sundown Beach kommt: „Das ist eine coole Anlage mit chilliger Atmosphäre.“ Noch besser wäre es jedoch, wenn am Eingang nicht ihre Taschen durchsucht würden und sie ihren Proviant mit an den Strand nehmen dürften.

Daniel Recon, Betreiber der Anlage, rechtfertigt das Verbot von mitgebrachten Speisen und Getränken: „Wir sind ein gastronomischer Betrieb und sind auf die Einnahmen aus der Bewirtung angewiesen. Nur so können wir die hohe Qualität garantieren.“ Die Taschen der Gäste am Eingang zu kontrollieren, halte er für „legitim“. Zudem hätten sie die Möglichkeit, ihre Speisen und Getränke nach dem Besuch wieder abzuholen: „Weggeschmissen werden muss also nichts“, so Recon. „Jeder hat die Möglichkeit, woanders hinzugehen, wenn ihm diese Regelung nicht gefällt“, fügt er hinzu. „Aber die Leute kommen trotzdem.“

KStA abonnieren