Hohe soziale KompetenzGroße Erwartungen im Altenheim

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Soziale Konmpetenz ist in der Betreung von Senioren wichtig. BILD NEUMANN

Soziale Konmpetenz ist in der Betreung von Senioren wichtig. BILD NEUMANN

Rhein-Berg – Die Margarethenhöhe in Bergisch Gladbach ist ein bevorzugtes Wohngebiet. Auch das CBT-Wohnhaus der Caritas liegt mitten im Grün und in absoluter Ruhe. Doch dieses Vorzeigebeispiel moderner Altenpflege hat ein Problem, das nahezu alle Seniorenwohnheime haben: „In der Pflege wird permanent mit einer 20-prozentigen Unterbesetzung gearbeitet.“ Diese Feststellung, so CBT-Geschäftsführer Franz J. Stoffer, habe er schon 1981 getroffen. Sie gelte auch noch heute. Insofern sehen die Altenheim-Betreiber mit großen Erwartungen auf den Plan, Hartz-IV-Empfänger aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis zu Helfern in der Altenpflege ausbilden zu lassen.

Trude Bitz ist 88 Jahre alt und eine der insgesamt 309 Bewohnerinnen und Bewohner der beiden CBT-Wohnhäuser Margarethenhöhe und Peter Landwehr. Ihr gegenüber sitzt Agnieszka Richter-Kubis und massiert ihr die Hand. Die 35-Jährige ist Diplom-Sozialpädagogin. Eigentlich gehört Hand-Massage nicht unbedingt zu ihrem Aufgabengebiet. Doch sie macht es trotzdem - um über diese Tätigkeit mit Trude Bitz ins Gespräch zu kommen und ihr zuzuhören. Im Haus Margarethenhöhe leistet man sich diesen Luxus. Trude Bitz freut das sehr: „Es war mir ein Kinderfest mit Stocklaterne“, sagt sie am Ende der Behandlung. Froh wäre man aber auch bei der Heimleitung, wenn es schon Seniorenhelfer geben würde, die diese Aufgabe übernehmen und das Fachpersonal entlasten würden. Ehemalige Langzeitarbeitslose eben, „die natürlich eine hohe soziale Kompetenz mitbringen müssen“, wie Wohnhaus-Leiterin Marita Dünnwald sagt.

Das Pflegegesetz sieht diese „Seniorenbegleiter“, wie sie genannt werden, jetzt erstmals vor. Sie werden durch die Pflegeversicherung bezahlt, erhöhen also nicht den Patientenanteil an der Heimunterbringung. 250 Frauen und Männer aus Rhein-Berg sollen auf Vorschlag der Arbeitsagentur in Kursen zu Helfern ausgebildet werden. 100 Stunden Theorie sind vorgesehen und diverse Praktika in Alteneinrichtungen. Allerdings gibt es noch keinerlei Termin für das Kreisgebiet, an dem die Kurse beginnen sollen. „Da muss sich der Kreis schnell Gedanken machen“, sagt man auf der Margarethenhöhe.

Die Altenheim-Betreiber haben klare Vorstellungen von der Person und von den Aufgaben eines Seniorenbegleiters. Die schon erwähnte soziale Kompetenz sei wichtig, außerdem ein großes Verantwortungsbewusstsein und ein robustes Nervenkostüm. Alte Leute - insbesondere solche mit Demenzerkrankungen - können ganz schön anstrengend sein. „Die neuen Helfer werden lernen müssen, dass es Dinge gibt, die unbedingt in den Händen von Fachkräften bleiben“, sagt Marita Dünnwald. Doch eine Unterstützung bei Alltagstätigkeiten wie Einkaufen oder beim Spaziergang begleiten sei für viele alte Menschen wichtig. Antje Christensen, stellvertretende Wohnhausleiterin, nennt ein einfaches Beispiel: „Wir brauchen Mitarbeiter, die die Zeit haben, sich mit einer Bewohnerin die Bilder aus deren Fotoalbum anzusehen und dann zuhören können.“

Vom Pflegegesetz her stehen allein den beiden CBT-Wohnhäusern in Bergisch Gladbach fünf Vollzeitstellen für Seniorenhelfer zu. Keinesfalls dürfe ihre Arbeit auf die Arbeit der Fachkräfte angerechnet werden, fordert Marita Dünnwald: „Die Fachkraft-Quote muss bleiben.“ Natürlich sei denkbar, dass sich besonders geeignete Helfer später zu Fachleuten ausbilden lassen: „In diesem Projekt liegen große Chancen für Menschen, die wieder zurück in den Arbeitsmarkt kommen wollen.“

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