Hubertus-Kapelle ist dem Apostel der Ardennen geweiht

Lesezeit 5 Minuten

Seit 1991 kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt des kleinen Gotteshauses in Heistert.

Kall-Heistert - Die Kapelle zum heiligen Hubertus in Kall-Heistert steht auf altem Kulturboden. In unmittelbarer Umgebung stieß man auf Gebäudereste aus der Römerzeit. Bereits im Jahre 1260 wird Heistert unter dem Namen Heistatt urkundlich erwähnt. Der Siedlungsname Heistert bedeutet möglicherweise Wohnstatt im jungen Baumbestand. Hais steht im Germanischen für Buche.

Heistert gehörte bereits zu den für das 8. Jahrhundert beglaubigten Hagedörfern, bei denen es sich um frühmittelalterliche Neubesiedlungen von Arealen handelte, die schon zur Römerzeit bewohnt waren. In einer Aufzählung der Dörfer, die „zum Lande Von Drynborn ex Anno 1351“ gehörten, findet man für Heistert die Bezeichnung „HeijStatt“. Leitet man Heij von heyen in der Bedeutung von hegen ab und übersetzt man Statt mit Wohnstatt, wäre „HeijStatt“ eine beschützende Wohnstätte, eine Schutzgemeinschaft.

In Heistert wohnten alt angestammte und begüterte Familien. Früher erzählte man sich, dass bei einer Erbteilung im Hause Harzheim die Reichstaler nicht gezählt, sondern mit Scheffeln gemessen worden seien. Heistert gehörte zur Herrschaft Dreiborn. 1472 gab es in Heistert ein eigenes Gericht, an das die Flurnamen Am Gericht, Am Galgen, Am Galgenbäumchen, Am toten Mann und Auf der Kuckstoff (Kuckstube) erinnern. Die Kuckstoff war die Wachstube des Gerichtsaufsehers.

Wann die Hubertus-Kapelle gebaut wurde, lässt sich bisher urkundlich nicht nachweisen. Belegt ist, dass 1550 in der Kapelle vom Pfarrer aus Dottel einmal wöchentlich eine Messe zelebriert wurde. 1804 wurde die Kapelle in Heistert unter der Pfarre Dottel anerkannt, 1953 teilte man sie der Pfarre Kall zu. Das im Jahre 1828 vom Kirchenvorstand Dottel aufgestellte Lagerbuch enthält den Vermerk, dass die Hubertus-Kapelle in Heistert zum Teil ein Raub der Flammen wurde.

Der älteste Teil der Hubertus-Kapelle ist der Chor aus dem 16. Jahrhundert. Er hat einen 5 / 8-Schluss, einfach getreppte Strebepfeiler, zwei lanzettförmige Fenster mit Maßwerk, Kreuzrippengewölbe und ein Zeltdach. Das Kapellenschiff besteht aus Mauerwerk, das in den Jahren 1744 / 45 errichtet wurde. 1870 / 71 erweiterte man die Kapelle in Richtung Straße und erneuerte das Schiff. Es erhielt ein neugotisches Westportal, eine Flachdecke und eine neue Kommunionbank.

Das Türmchen mit bekrönendem Kreuz und Wetterhahn wurde versetzt. Der Dachreiter auf der Westseite hat Schallfenster nach Norden und Süden. Man schaffte neue Bänke an, baute eine neue Orgelbühne und ersetzte die alte Orgel durch eine neue.

Seit diesem Umbau bietet die Hubertus-Kapelle Platz für 160 Personen. Über dem Türsturz der Sakristei steht die Jahreszahl 1781. In dem Jahr wurde die Sakristei an das erneuerte Kapellenschiff angebaut. In den neu geschaffenen Raum stellte man einen mit Rokokogehängen verzierten Schrank aus der Abteikirche in Steinfeld. Der Eingang auf der Westseite besitzt Sandsteingewände und eine Blausteintrittstufe. Die Gewände sind mehrfach profiliert und haben einen lanzettförmigen Bogenabschluss. Die Eingangstür ist doppelflügelig und mit Oberlicht versehen.

1654 erhielt die Kapelle die Marienglocke. 1772 stiftete der Schultheiß und Kirchenmeister Johann Heinrich Schmitz aus Heistert eine zweite Glocke.

Die Holzfigur des Kapellenpatrons Hubertus ist 85 Zentimeter hoch und stellt eine bäuerliche Arbeit aus dem 17. Jahrhundert dar. Die Figur ist mit einem weißen Untergewand und einem Messgewand bekleidet. Die linke Hand hält den Bischofsstab. Hubertus war Bischof von Maastricht und wird Apostel der Ardennen genannt. Seine Jugend verbrachte er in Paris „in den Eitelkeiten der Welt“. Später verkündete er mit großem Eifer den christlichen Glauben in den unwegsamen Wäldern der Ardennen, ließ dort zahlreiche Kirchen erbauen und gründete das nach ihm benannte Kloster. Zu Ehren des heiligen Hubertus, des Schutzpatrons der Jäger, werden am 3. November so genannte Hubertusjagden veranstaltet.

An der Kapelle in Heistert waren seit 1756 Primissare (Frühmessler) tätig, die an Sonn- und Festtagen in der zur Pfarre Dottel gehörenden Kapelle eine Frühmesse zelebrierten. Einer dieser Frühmessler ist als Siebensakramentspastor bekannt geworden. Es war Ludwig Josef Tümmeler, der 1775 als Sohn einer Bauernfamilie in Wallenthal geboren wurde. Er studierte in Köln Theologie und heiratete seine Kusine Anna Sybilla Fuß. Aus der Ehe gingen vier Söhne und eine Tochter hervor.

Nach dem Tode seiner Frau, den Verlust tief fühlend und des geräuschvollen Weltlebens müde, wurde er 1816 Priester und wirkte 37 Jahre an der Kapelle in Heistert. In seinen letzten Lebensjahren war Ludwig Josef Tümmeler erblindet. Er starb am 15. Juli 1853 und wurde auf dem Kirchhof in Dottel beerdigt.

Die Bezeichnung „Siebensakramentspastor“ bedeutet, dass er alle sieben Sakramente der katholischen Kirche empfangen hat - also sowohl das der Ehe als auch das der Priesterweihe.

Bis in die 50er Jahre wurde am Sonntag nach Hubertus mit Unterstützung der Steinfelder Patres in der Kapelle zu Heistert ein feierliches Hochamt gehalten, dem sich ein Gang auf den Friedhof anschloss. Am 3. November 1989 griff der Kapellenvorstand die alte Tradition wieder auf und führte die festliche Feier zum Namenstag des Schutzheiligen wieder ein.

Das Land Nordrhein-Westfalen stellte die Hubertus-Kapelle unter Denkmalschutz mit der Maßgabe, das Denkmal im Interesse der Allgemeinheit zu erhalten und so zur Bewahrung des kulturellen Erbes in Nordrhein-Westfalen beizutragen. Aus den Reihen des Kapellenvorstandes bildete sich 1991 der Förderverein Hubertus-Kapelle e.V., dessen Ziel es ist, das Baudenkmal Hubertus-Kapelle zu erhalten.

KStA abonnieren