Immekeppel ist jetzt wehrlos

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Baggerarbeiten am früheren Wehr.

Baggerarbeiten am früheren Wehr.

Overath - „Immekeppeler Teich“ heißen die Straße und der Campingplatz von Horst Hartmann an der Sülz seit vielen Jahren. Doch das mit dem Teich stimmt seit kurzem nicht mehr. Das Wasserwehr, das die Sülz anstaute, wurde im Auftrag der Stadt Overath vom Aggerverband abgebaut. Zurzeit fährt mitten im Fluss ein großer Bagger hin und her, um angeschwemmtes Material für den Bau der neuen Uferböschungen zu verteilen. Seit Jahrzehnten wurde der angestaute Teich vor dem Wehr das „Schwimmbad von Immekeppel“ genannt. Doch das ist vorbei: Jetzt bietet sich an diesem Abschnitt der Sülz ein neues Ortsbild. Hier ist der bisher 30 Meter breite Fluss auf das Normalmaß von zehn bis 15 Meter gestutzt.

Seit längeren stand der Abbau des Wehres in der Planung, weil der alte Baukörper immer wieder undicht war und zuletzt in der Mitte durchbrach. Die Folge: Durch den Wasserdruck wurde das Grundstück des Campingplatzes am Ufer unterspült und teilweise weggerissen. Zufrieden ist Platzbesitzer Horst Hartmann aber nicht mit dem abgebauten Wehr: „Wenn es frühzeitig repariert worden wäre, könnten die Kinder weiterhin hier schwimmen - das ist jetzt vorbei.“

Erst durch den Bruch des Wehres habe sich der Flusslauf verändert und sei auf das Grundstück gestoßen. Jetzt fehle die schöne Aussicht, die man früher von Hartmanns Gaststätte auf den angestauten Weiher hatte. „Die Optik ist nicht mehr, wie sie war. Das Grundstück hat eine Wertminderung erfahren“, meint Hartmann. Dennoch blickt er mit Zuversicht in die Zukunft: „Vielleicht bringt es auch was Positives.“

Auch Johannes Pick, Besitzer des Campingplatzes gegenüber, ist über den Abbau des Wehres traurig: „Mich ärgert, dass man täglich über erneuerbare Energien spricht und hier ein Wehr zur Energieerzeugung abgebaut wird.“ Die Gäste bedauern, dass sie nun nicht mehr im angestauten Wehr mal kurz untertauchen könnten. „Früher haben ganze Generationen von Kindern, auch Schulkassen hier Schwimmen gelernt“, erinnert sich auch Nachbar Dieter Schmithäuser. Positiv ist die Renaturierung des Gewässers für Kleinstlebewesen und Fische, die jetzt ungehindert den Fluss hinauf wandern können. Und auch die Kanufahrer sind begeistert: Gleich nach dem Abbruch des Wehres kamen die ersten Paddler. „Wir hätten das Wehr lieber erhalten, erhielten aber kein Geld für die Reparatur“, informierte Bürgermeister Andreas Heider aus dem Rathaus. Nur aus dem Landesprogramm „Renaturierung von Fließgewässern“, die Forellen- und Lachsarten zugute kommen, wollte die Bezirksregierung 88 000 Euro Fördergelder in das Immekeppeler Sülzwehr stecken. Zusammen mit einem Eigenanteil in Höhe von 22 000 Euro aus der Overather Stadtkasse reicht das gerade für Abriss und Neugestaltung der Ufer.

Aber auch das Problem mit dem austrocknenden Mühlenbach wird gelöst: Über einen Schacht wird Sülzwasser in den Bach gepumpt, auf dem während der Kirmes das Entenrennen stattfindet.

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