Junge Sprayer geniessen die Anerkennung

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Diese beiden Sprayer wollen sich am Brüsseler Platz nur von hinten fotografieren lassen.

Diese beiden Sprayer wollen sich am Brüsseler Platz nur von hinten fotografieren lassen.

Ihre Sprache ist durchsetzt mit Anglizismen. Sprühdosen sind „Cans“. Die Sprayer Dennis, Patrick und Daniel (Namen geändert) berichten über ihre Einblicke in die Kölner Szene.

Die Drei sitzen unter den Bäumen am Brüsseler Platz. Eben waren sie noch im „Mzee“, um sich mit neuen Sprühdosen einzudecken. Daniel: „Wer noch kein Gefühl für die Sprühdose besitzt, ist ein Toy und fängt in der Peripherie des Stadtgebiets an.“ Dennis hat seine „Tags“ an einer Brücke im Wald geübt. Wenn die Zeichen flüssiger aus dem Handgelenk kommen, wagen sich Sprayer Richtung Innenstadt vor. Denn Anerkennung der anderen

HipHopper ist nur sicher, wenn die Graffitis an viel frequentierten Orten prangen. Wer mit offenen Augen durch Köln fährt, wird die Tags „Epok“ und „Spu“ am häufigsten lesen, die auf das Konto des selben Sprayers gehen. Doch für die Drei sind „Puton“ die Kings in Köln. Die Crew malte ein riesiges Graffiti am Mülheimer Hafen. Wer Mitglied der Königsklasse werden wolle, müsse ein „Whole Car“ von oben bis unten vollmalen. Für Dennis und Daniel sind Privathäuser tabu. Patrick differenziert: „Bei Einfamilienhäusern sollte man nichts machen , aber bei Mehrfamilienhäusern ist das schon anders. Da sitzt doch ein reicher Besitzer im Hintergrund.“ Einstimmig äußern sie sich zu Kirchen und Denkmälern: „In Köln ist es unter HipHoppern ungeschriebenes Gesetz, dass man die nicht anrührt.“ Patrick fügt hinzu: „Dom ist Dom. Davor muss man Respekt haben.“ Abneigungen verspüren die Drei gegen „Typen, die mit der Can in der Hand einfach nur cool sein wollen“. Patrick: „Graffitis mache ich aus Überzeugung.“

Daniel kann den Vorwurf, Sprayer zwängen der Gesellschaft ihre Kunst auf, nicht nachvollziehen: „Wenn auf die Neumarkt-Galerie ein Eishörnchen gesetzt wird, fragt mich doch auch keiner.“ Dennis malt meistens an Lärmschutzwänden und Straßenbrücken. Einmal musste er sich vor der Polizei im Gebüsch verstecken. „Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde so laut schlagen, dass es die Beamten hören können“, erinnert sich der Gymnasiast. Patrick wurde schon von der „Soko Farbe“ der Kölner Polizei verhört, weil zwei Mitglieder seiner Crew geschnappt wurden. „Denen habe ich aber gut was vorgemacht. Die haben nichts aus mir heraus bekommen“, sagt der Junge. „Wichtig ist“, meint Daniel, „dass man das Blackbook nicht in seinem Zimmer aufbewahrt. Am besten bei Freunden oder den Geschwistern. Die Polizei darf meistens nur den Raum des Verdächtigen durchsuchen und nicht das ganze Haus.“

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