Kalter KriegAtombunker unter der Schule

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Die Technik aus den 1960er Jahren ist noch fast vollständig erhalten. Im Atombunker scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Die Technik aus den 1960er Jahren ist noch fast vollständig erhalten. Im Atombunker scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Mechernich-Satzvey – Wer hätte das gedacht? Das eher beschauliche Satzvey hat eine Unterwelt, und in genau der verbirgt sich – ein Staatsgeheimnis. Das kann am Wochenende 19./20. Mai erstmals besichtigt werden. Es handelt sich um den früheren Bunker der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen, in dem im sogenannten „V-Fall“ – im Verteidigungsfall des Kalten Krieges – die leitenden Köpfe des Geldinstituts Zuflucht gesucht und somit die „Funktionsfähigkeit“ der Bank über den Abwurf von Atombomben hinaus sichergestellt hätten.

Das nuklearwaffensichere Bauwerk wurde während des Kalten Krieges unter hoher Geheimhaltung geplant und in drei Jahren, zwischen 1966 und 1969, mit viel Beton, Stahl und Technik gebaut. Nach dem Motto „Tarnen und Täuschen“ griffen die Bauherren ganz tief in die Trickkiste, um den unterirdischen Koloss von fast 2000 Quadratmetern Fläche zu verbergen.

„Sonderbauwerk Steinfurt“

Offiziell galt das für damals rund fünf Millionen Mark errichtete Betonwerk als Keller der neuen Mittelpunktschule Satzvey. Ein Gänge-Labyrinth unter dem künftigen Schulhof wurde angelegt, am Rand des Schulgebäudes entstanden geheime Zugänge. Um die Tarnung perfekt zu machen, erhielt der Bunker den Decknamen „Sonderbauwerk Steinfurt“. Das „Sonderbauwerk“ wurde auch auf Herz und Nieren geprüft: In „Belegungsversuchen“ spielten Angestellte der Bank im Bunker den Ernstfall durch – während ein paar Stockwerke höher die Grundrechenarten und das Alphabet gepaukt wurden. Aus Gründen der Geheimhaltung sollten weder Schüler noch Lehrer oder Anwohner der heutigen „Schule am Veybach“ bemerken, dass es unter der Schule noch mehr gab als nur den Heizungskeller.

Was alles in der großen, eingezäunten und bewachten Baugrube verbaut wurde, lässt sich nur erahnen: Betonwände von einem Meter Stärke, eine tonnenschwere Tresortür, massive Luftschutztüren und diverse Notstromaggregate benötigten jede Menge Material. Die Geschichte holte das Beton-Bauwerk irgendwann ein: Mit Ende des Kalten Krieges wurde aus dem gut gehüteten Staatsgeheimnis eine ordinäre Abstellkammer – und ein bis heute ungelöstes Entsorgungsproblem.Nach einer umfangreichen historischen Aufarbeitung durch die Organisation „Bunker-Dokumentationsstätten“, die die in der Eifel- und Ahrregion versteckten Anlagen der Öffentlichkeit zugänglich macht, können die Besucher jetzt in einstündigen Führungen im Bunker auf Zeitreise gehen.

Führungen durch den Bunker der Landeszentralbank finden zwischen 10 und 18 Uhr statt. Anmeldungen sind im Internet möglich. Am Samstag, 19. Mai, dürfen sich Fotografen zwischen 18 und 20 Uhr frei gegen eine Gebühr in der Anlage bewegen und Aufnahmen machen. (ksta)

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