Nach Mord an PalästinensernSiedler-Extremist zu dreimal lebenslanger Haft verurteilt

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Palästinenser trauern an den Gräbern der von einem jüdischen Extremisten ermordeten Familie Dawabsheh (Archivbild von September 2015). 

Tel Aviv – Wegen Mordes an einer Palästinenserfamilie ist ein jüdischer Extremist in Israel zu dreimal lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Fünf Jahre nach dem tödlichen Brandanschlag im Westjordanland verkündete das Bezirksgericht in Lod bei Tel Aviv am Montag das Strafmaß. Zusätzlich zu der lebenslangen Haftstrafe wurde der 25-jährige Siedler Amiram Ben-Uliel demnach wegen versuchten Mordes zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Bei dem Brandanschlag in Duma im Westjordanland waren im Juli 2015 ein 18 Monate altes Kleinkind und seine Eltern getötet worden. Nur ein vierjähriger Junge überlebte die Tat schwer verletzt. Ben-Uliel muss Entschädigungen leisten, so muss er etwa dem Kind umgerechnet 63.000 Euro zahlen.

Richterin: Motiv war „rassistische Ideologie“ des Siedlers

Der Siedler war wegen Mordes in drei Fällen schuldig gesprochen worden. Die Richterin sagte nach Angaben der Nachrichtenseite ynet, der Täter sei durch eine „radikale und rassistische Ideologie“ motiviert gewesen.

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Der Anschlag sorgte international für Entsetzen. Zuvor hatte es bereits eine ganze Serie von Anschlägen jüdischer Extremisten auf muslimische und christliche Ziele gegeben.

Nach Angaben der israelischen Armee waren damals mindestens zwei Vermummte am frühen Morgen in das Dorf Duma zwischen Nablus und Ramallah gekommen. Sie beschmierten zwei Häuser mit hebräischen Graffiti, schlugen dann Fenster ein und warfen Brandbomben in die Gebäude.

Anwälte und Familienmitglieder warfen den Ermittlern vor, sie hätten das Geständnis des Hauptangeklagten und seines minderjährigen Komplizen unter Folter erzwungen. Die beiden Extremisten wollten sich laut der Anklage mit dem Brandanschlag für einen Mord an einem Israeli durch Palästinenser im Vormonat rächen.

Der minderjährige Komplize war im Juli 2018 nach zwei Jahre Haft in Hausarrest entlassen worden. Im vergangenen Jahr einigte er sich mit der Staatsanwaltschaft auf einen Deal. Eine endgültige Entscheidung in seinem Fall wird in den kommenden Monaten erwartet. (dpa)

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