Nicht zickig, sondern richtig nett

Lesezeit 3 Minuten
Die Cheerleaderinnen Marga Burghard (18) aus Köln, Simone Hochscherf (15) aus Frechen und Katja Cellear (21) aus Pulheim.

Die Cheerleaderinnen Marga Burghard (18) aus Köln, Simone Hochscherf (15) aus Frechen und Katja Cellear (21) aus Pulheim.

Köln/Rhein-Erft-Kreis - In Hollywood-Streifen sind sie traditionell mit dem Kapitän der Footballmannschaft, einem muskulösen Schönling, zusammen. Sie selbst sind coole, braun gebrannte blonde Zicken mit 90-60-90-Maßen und wahnsinnig langen Beinen.

Das einzige Klischee, das auf die Mädchen zutrifft, die hier im Geißbockheim für einen Platz in der Cheerleader-Gruppe des 1. FC Köln vortanzen, ist die Bräune. Sonnenbank und mehrere Pfund Make-up lassen grüßen. Ansonsten aber sind die Mädels individuell: Manche sind groß, andere wahnsinnig klein; manche fast schon mager, andere kurvig; manche brünett und andere blond. „Es kommt nicht auf Modelmaße an, Hauptsache die Gesamtausstrahlung der Gruppe ist ästhetisch“, erklärt die erste Vorsitzende der Cheerleader, Barbara Weinreich aus Kerpen.

Zickig sind die Bewerberinnen, die zu mehr als einem Viertel aus dem Rhein-Erft Kreis stammen, übrigens auch nicht. Sondern nett und ziemlich aufgeregt. „Ich bin immer aufs Neue nervös“, erzählt Katja Callear aus Pulheim. Obwohl die 21-jährige den 1. FC Köln schon seit neun Jahren repräsentiert, muss sie genau wie die neuen Bewerberinnen einmal jährlich zum Casting antreten. Schließlich will der Fußballverein nur die Besten und außerdem „neuen Mädchen eine Chance geben“, so Weinreich.

Spaß beim Training

Zum Beispiel der 17-jährigen Marie-Sophie Güntzer. Die hübsche Pulheimerin wurde von den Erzählungen einer Freundin angelockt, die bereits Cheerleader ist. „Außerdem habe ich die Hip-Hop-Auftritte von früher vermisst, und die Probetrainings haben mir schon so viel Spaß gemacht“, sagt Marie-Sophie. Denn vor dem Casting mussten die ursprünglich 170 Bewerberinnen an drei Trainingseinheiten teilnehmen, um die einminütige, Hip-Hop-lastige Choreographie zu lernen. Vor der siebenköpfigen Jury mussten sie sie heute in Dreier-Gruppen vorführen.

Den Damen und Herren ist bei den übrig gebliebenen 95 Mädchen „schnelle Lernfähigkeit, Ausstrahlung und Zuverlässigkeit“ besonders wichtig, so Weinreich, die neben Cheftrainerin Daria Bayer auf der Jurybank sitzt. Der Raum ist so mit Energie aufgeladen, dass die Luft fast knistert. Würde Daria Bayer nicht Kommandos geben, hätten wohl einige der zitternden Mädchen ihren Einsatz verpasst. Eine bleibt mitten in der Musik mit einem Blackout stehen. Andere bauen neue Schritte in die Choreographie ein. Auch Katja vertanzt sich einmal - strahlt aber gekonnt weiter. Manchen scheint das Lächeln wie ins Gesicht gemeißelt zu sein.

Auch Vertreter von Medien und Karneval, wie RTL-Sprecher Gregor König und der designierte KG-Präsident Johannes Kaussen, bewerten die Tänzerinnen. Schließlich heizen die FC Cheerleader nicht nur den Fans im Rhein-Energie-Stadion ein. Sie absolvieren ehrenamtlich bis zu 130 Auftritte in einer Karnevalssession, manchmal acht pro Tag. „Das ist super anstrengend“, weiß Katja aus Erfahrung: „Du gehst nachts um eins ins Bett und musst morgens um neun wieder frisch gestylt für die nächsten Auftritte bereit sein.“ Als sie ihre Ausbildung begann, wurde der Stress zu viel und sie stieg aus. Genauso, wie Patrizia Falke aus Frechen, die nach mehreren Jahren in der Jugendgruppe aufhörte. Doch jetzt sind sie beide wieder da.

Applaus vermisst

„Ich habe die Auftritte im Stadion und den Applaus vom Publikum vermisst“, erzählt die 19-jährige Patrizia. „Ja, irgendwann fehlen das Tanzen und die Freundinnen einem so sehr, dass man sich die Zeit dafür nimmt“, stimmt Katja zu. Deswegen freuen sich Katja, Patrizia und Marie-Sophie auch wahnsinnig, als sie mit 57 anderen Mädchen in die Gruppe aufgenommen werden und gleich zum ersten Fototermin hetzen. Aber es ist nun mal, wie Katja erklärt, „eine Ehre, den FC zu unterstützen“.

KStA abonnieren