RichthofenparkHoffnung für die Blutbuche

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Im Richthofenpark (Bild: Rösgen)

Im Richthofenpark (Bild: Rösgen)

Bickendorf / Ossendorf – Es könnte ein Durchbruch sein im Bemühen um den Erhalt der gigantischen Blutbuche in der Grünanlage hinter dem neuen Ossendorfer Schwimmbad: Der Baum ist nämlich bereits seit fast 20 Jahren im Kölner Landschaftsplan als Naturdenkmal deklariert. Darauf wies jetzt eine Bickendorfer Bürgerinitiative das Grünflächenamt hin. Das Bundesnaturschutz-Gesetz verbietet somit die Beseitigung des etwa 35 Meter hohen Baumriesen sowie „alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturdenkmals führen können“. Außerdem genießen zwei weitere Baumriesen in unmittelbarer Nähe diesen Schutz.

Bürger aus den Stadtteilen Bickendorf und Ossendorf fordern nun von der Verwaltung, mehr für den Erhalt dieser Naturdenkmäler zu tun. Zugleich will die Bürgerinitiative, die sich formierte, als das Grünflächenamt seine Absicht verkündete, die Blutbuche aufgrund eines Pilzbefalls fällen zu lassen, mit entsprechenden Schildern die Naturdenkmäler stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken.

Die drei Bäume gehörten mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Garten der früheren Fabrikantenvilla von Emil Pfeifer, der 1840 in Ossendorf den Grundstein für das Zucker-Imperium „Pfeifer und Langen“ legte. Für die Anlage des Villengartens wurden Teile des „Ossendorfer Wäldchens“ in Anspruch genommen, das sich schon im Mittelalter hinter den Hofgütern Gut Frohnhof und Gut Pisdorhof erstreckte. Nicht abwegig ist somit die Annahme von Bürgern, dass die Blutbuche mit ihrem Stammdurchmesser von 1,50 Metern bedeutend älter ist als 100 Jahre, wie vom Grünflächenamt angegeben.

Nach den Sommerferien soll ein neues Gutachten über den gefährdeten Baum angefertigt werden. Die Verwaltung spricht aufgrund eines früheren Gutachtens von Bruch- und Umsturzgefahr. Deshalb wurden bereits Gurtsicherungen in der Baumkrone angebracht. Der Weg, der am Baum vorbeiführt, ist gesperrt.

Die Bickendorfer Bürgerinitiative will sich auch an einem Pflegeplan für die Grünanlage beteiligen, der zusammen mit dem Grünflächenamt erarbeitet werden soll. Ziel ist es, die gesamte Parkanlage zwischen Frohnhofstraße und Äußerer Kanalstraße sowie den benachbarten Grünzug Takufeld als geschützten Landschaftsbestandteil ausweisen zu lassen.

Ein weiteres Ziel der Initiative ist die Umbenennung der Grünanlage zwischen Frohnhofstraße und Äußerer Kanalstraße. Sie wird offiziell noch als „Richthofenpark“ bezeichnet. Die Initiative schlägt dagegen „Rochuspark“ für die gesamte Anlage vor.

Der Teil nahe der Äußeren Kanalstraße und des Ossendorfbades soll die Unterbezeichnung „Pfeiferscher Garten“ bekommen. Das Gelände an der anderen Seite der Rochusstraße zur Frohnhofstraße hin soll als „Alter Felten-Friedhof“ bezeichnet werden, in Erinnerung an den früheren Bickendorfer Friedhof an der Feltenstraße.

„Unser Wunsch nach einer Umbenennung ist gar nicht politisch motiviert, sondern würde einfach mehr dem Volksmund entsprechen“, begründet Michael Schmitz von der Initiative den Vorschlag, der bereits an die Bezirksvertretung Ehrenfeld weitergeleitet wurde.

Von dort hat es laut Schmitz, bereits positive Signale gegeben. Die bis heute wenig verbreitete Bezeichnung „Richthofenpark“ erfolgte vermutlich nach dem Jahr 1934, als die Stadt Köln das Pfeifersche Garten-Areal erwarb und zur öffentlichen Grünfläche umwidmete. Die alte Fabrikantenvilla wurde in den 1960er Jahren abgebrochen.

Namenspatron Manfred von Richthofen war Kampfpilot im Ersten Weltkrieg. Er begann seine Flugausbildung 1915 auf dem nahe gelegenen damaligen Fliegerhorst Butzweilerhof. Der häufig als „Der Rote Baron“ bezeichnete Kampfflieger, der 1918 im Gefecht starb, wurde in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten als „Kriegsheld“ stark glorifiziert. Unter anderem durch Straßenbenennungen.

Luftwaffen-Oberbefehlshaber Hermann Göring ließ sich gerne zu offiziellen Anlässen in einer rot lackierten Junkers 52 mit Namen „Manfred von Richthofen II“ fliegen. Auf dem späteren Flughafen Butzweilerhof war 1940 auch ein Jagdflug-Geschwader namens „Richthofen“ stationiert, das von dort Kampfeinsätze flog.

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