Schwarz-Weiss-MalereiEine Leere, die kein Nichts ist

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Hideaki Yamanobe aus Tokio stellt im Schloss Morsbroich aus. (Bild: Ralf Krieger)

Hideaki Yamanobe aus Tokio stellt im Schloss Morsbroich aus. (Bild: Ralf Krieger)

Leverkusen – Tokio und Leverkusen - in diesen Tagen liegen die japanische Millionenmetropole und die Industriestadt am Rhein ganz nah beieinander. Zu verdanken ist das dem Künstler Hideaki Yamanobe. Er wurde geboren in Tokio. Er stellt seine Bilder jetzt im Kunstverein aus. Und wer diese Schau betritt, der denkt unweigerlich: Yamanobes Werke passen so perfekt in die Räume am Schloss Morsbroich wie keine Exponate zuvor.

Denn die Welt des Japaners (Jahrgang 1964) ist das Zusammenspiel von Grau, Schwarz, Weiß - Farben, die sich auch an Wänden und auf Böden im Schloss finden. Es ist die Welt des Nebels. Yamanobe bemalt sein Leinen erst mit Schwarz. Dann überzieht er die gesamte Fläche mit einer beinahe transparenten Schicht aus Acrylfarbe und Bindemitteln, zieht Spuren mit dem Bambusfächer - und baut so seine Wolken, seine Luft auf. In manchen Bildern scheint das Schwarz noch hindurch. In anderen verwischt es zum Grau. Wiederum andere Stellen bleiben ganz weiß - und sind doch nicht „leer“, sind doch kein „ Nichts“, kein „unbeschriebenes Blatt“. Gemäß der japanischen Tradition geben diese Stellen vielmehr Einblick in den unendlichen Raum als schöpferischen Ursprung allen Seins.

Auf Boden und Treppenstufen im Ausstellungsraum laden Kissen zum Verweilen ein. Denn wer Yamanobes Bilder anschaut, sollte Zeit mitbringen. Sollte sich ein „Zur-Ruhe-Kommen“ gönnen. „Als wir die Bilder aufhingen, kamen Leute aus der Schloss-Ausstellung herüber und wurden ganz offensichtlich ganz, ganz still, als sie diese Arbeiten sahen“, erinnert sich Susanne Wedewer-Pampus, die Vorsitzende des Kunstvereins. Durch die Ausstellung ziehe sich die Stille wie ein Leitfaden. „Wie das im Nebel so ist: Das Ohr wird geschärft. Es kommt zu einer komplett veränderten Sinneswahrnehmung“, beschreibt sie die Wirkung der Werke. Es sei ein Gefühl, dass auch Yamanobe vermittle, der in Deutschland und der Schweiz studierte und seit Mitte der 90er Jahre im Rheinland lebt und arbeitet.

Die Ausstellung „Stratus“ wird heute um 19.30 Uhr offiziell eröffnet und geht bis zum 14. September. Geöffnet ist die Ausstellung in den Räumen des Kunstvereins im Schloss Morsbroich (Gustav-Heinemann-Straße 80) mittwochs und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie dienstags von 11 bis 21 Uhr.

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