St. RobertDie „Phantom-Kirche“ von Köln

Lesezeit 3 Minuten
Keine Kirche weit und breit in der Gabelsberger Straße (Bild: Worring)

Keine Kirche weit und breit in der Gabelsberger Straße (Bild: Worring)

Köln – Köln hat eine „Phantom-Kirche“: eine Kirche, die in allen Stadtplänen eingezeichnet ist, die aber nie existiert hat. Das imaginäre Gotteshaus soll an der Gabelsberger Straße in der Nähe des Südbahnhofs stehen und den Namen St. Robert tragen. So steht es zum Beispiel auf dem Stadtplan in den Gelben Seiten von Greven´s Adressbuch-Verlag, Seite S 2, links unten. Auch auf dem amtlichen Stadtplan auf der städtischen Internetseite steht an dieser Stelle ein Kirchensymbol, allerdings ohne Namensnennung.

Was hat es mit dem ominösen Kirchbau auf sich? Die Recherche gestaltet sich einigermaßen verwirrend. Zunächst einmal: Im offiziellen Kirchenverzeichnis des Erzbistums taucht in Köln keine Kirche St. Robert auf. Zoomt man sich im Internet bei „google maps“ die Gabelsberger Straße heran, sucht man dort ebenfalls vergeblich nach einem Kirchensymbol. Wer allerdings unter der Suchfunktion „St. Robert Köln“ eingibt, dem öffnet sich auf dem Bildschirm der Eintrag: Sankt Robert Kirche, Gabelsberger Straße 27. Wer sich auf den Weg zu dieser Hausnummer macht, steht allerdings nicht vor einer Kirche, sondern vor einem ganz normalen Mehrfamilienhaus.

Eine Anfrage beim Historischen Archiv des Erzbistums Köln klärt das Informationswirrwarr. Seit 1938 gab es demnach in diesem Viertel einen Seelsorgebereich, der von den in der Stolzestraße ansässigen Jesuiten betreut wurde und dessen Patron der heilige Jesuitenpater Robert Bellarmin (1541-1621) war. Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Jahr 1958 gab es nach Auskunft des Archivs Überlegungen, für diese später zur „Rektoratspfarrei“ erhobene Gemeinde eine eigene Kirche zu bauen - St. Robert eben. Entsprechende Grundstücke an der Stolzestraße seien bereits erworben worden.

1959 allerdings gaben die Jesuiten diese Pfarrei ab und zogen nach St. Peter. Ein neuer Pfarrer sollte die Baupläne vorantreiben. Damals allerdings plante die Stadt, wie in der Chronik der Pfarrei Herz-Jesu zu lesen ist, „die Straßenbahnlinie statt über die Luxemburger Straße durch die Stolzestraße zu führen, und kaufte der Kirche den Baugrund für St. Robert ab“. Als Gegenleistung erhielt die Kirche ein Grundstück an der Ecke Eifelwall / Vorgebirgsstraße. Die neue Kirche wurde nach Angaben des Bistums-Archivs zwar noch vom Architekten Karl Band entworfen, aber nicht mehr gebaut. Denn 1966 wurden die Gläubigen der Pfarrei „St. Robert Bellarmin“ den Pfarreien St. Paul und Herz-Jesu zugeschlagen.

An den Erstellern der Stadtpläne ist diese Entwicklung offenbar vorübergegangen. Die Stadt Köln jedenfalls will nach den Worten von Sabine Schmidt, Abteilungsleiterin im Katasteramt, das Kirchensymbol aus dem Stadtplan streichen. Und auch bei Greven´s Adressbuch-Verlag will man einen entsprechenden Hinweis an den Kartografen weitergeben.

KStA abonnieren