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„Stadt mit K“Parkplatz-Biergärten werden zur Dauereinrichtung

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Außengastronomie auf Parkplätzen im Belgischen Viertel

zweimal ist Brauchtum. Dreimal ist Tradition. Und deshalb werden unsere Kinder und Enkel noch Jahrzehnte später von einem Virus berichten, das in Köln zwar sehr viel Unheil angerichtet und zwei Karnevalssessionen hinweggefegt, es aber auch geschafft hat, Parkplätze vor Kneipen und Restaurants in Veedeln dauerhaft in kleine Biergärten zu verwandeln.

Öffentliche Parkplätze, so werden Stadtführer bei ihrem Gang durchs Agnesviertel, den Eigelstein oder durch Ehrenfeld noch in 100 Jahren berichten, seien anno 2020 Heilige Kühe gewesen, Ausnahmegenehmigungen so selten wie ein Europapokal-Auftritt des 1. FC Köln, bis am 20. Januar 2022 ein kleiner unscheinbarer Antrag eines Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt die Stadtverwaltung beauftragt habe, sie zu einer Dauereinrichtung zu machen. Mit hochwertigen wetterbeständigen Schirmen, Tischen und Stühlen.

Mit „hochwertig“, wird der Stadtführer berichten, habe die Stadt auch im Jahr 2122 noch so ihre Probleme und den Touristen verblichene Fotos aus allerlei Gestaltungshandbüchern der letzten 100 Jahre präsentieren. Denen wird das herzlich egal sein, sie werden die legendäre kölsche Gemütlichkeit einfach nur genießen.

Alles zum Thema Biergarten Köln

Und sie werden auf Bierdeckeln jenen historischen Spruch vorfinden, mit dem eine berühmte Frau der kölschen Stadtgeschichte namens Derya Karadag, damals wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Stadtrat, die „dauerhafte Nutzung von Außenflächen“ an eben jenem 20. Januar 2022 auf den Weg gebracht hat und der da lautet: „Unsere lebendige Gastro-Szene nährt dat kölsche Hätz.“ Wie recht sie doch hatte. Mit einer toten Gastro-Szene wäre das niemals möglich gewesen.

Diese Frage taucht in der Pandemie immer wieder auf. Warum weichen in den Statistiken die Zahlen zu Corona-Toten immer voneinander ab. Für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben Lena Heising und Tim Attenberger das mal recherchiert (KStA PLUS). Die Antwort ist recht kompliziert. Es sind die verschiedenen Meldewege, die zu den Abweichungen führen. Und es macht einen Unterschied, ob ein Mensch „an“ oder „mit“ Corona gestorben ist.

Das Kölner Gesundheitsamt meldet ausschließlich die Fälle an das Landeszentrum für Gesundheit (LZG), bei denen ein Arzt Covid-19 als Todesursache festgestellt hat. Infizierte Verstorbene, deren Tod eine andere Ursache hatte, fließen also nicht in die Zahl der Kölner Corona-Toten ein.

Beim LZG ist das anders. Dort zählen auch infizierte Verstorbene als Corona-Opfer, wenn neben Covid-19 auch andere Faktoren zum Tod beigetragen haben. In einigen Fällen bleibe die Todesursache unklar, so das Gesundheitsministerium, eine Obduktion werde nicht bei allen Verstorbenen durchgeführt. Die Daten zu den Todesfällen in NRW hätten deshalb nicht die gleiche Qualität wie die Zahl der Infizierten.

Eine verlässliche Zahl gibt es also nicht. Das Statische Bundesamt spricht „von weit über 80 Prozent“, bei denen Covid-19 die alleinige oder wesentliche Todesursache war. Die Gesellschaft für Pathologie kommt nach einer Untersuchung von 2020 infizierten Verstorbenen auf einen Wert von 86 Prozent.

Wohl kaum ein Stadtteil wird sich in den kommenden Jahren sich so radikal verändern wie Ehrenfeld. Jetzt wird auch das alte Post-Gebäude am Ehrenfeldgürtel im Schatten des Bahnhofs nach nicht einmal 54 Jahren verschwinden. 280 Wohnungen plant ein Investor, der überwiegende Teil werden 265 Ein-Zimmer-Appartements sein. Ergänzt durch Einzelhandel und Gastronomie im Erdgeschoss und ein paar größeren Wohnungen in den Obergeschossen. Auch ein Hotel könnte noch unterkommen.

Von dem einstmals großen Post-Grundstück, das vor allem Anlieferungshof und Privatparkplatz war, wird kein Quadratmeter Freifläche mehr übrigbleiben. Ob die Appartements von Studenten in dem bei ihnen so beliebten Viertel auch bezahlt werden können, steht wohl außer Frage. Bei dem Druck auf dem Wohnungsmarkt müssen sich die Investoren darüber keine Gedanken machen.

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Das bringt der Tag

  • Heute findet eine öffentliche Sitzung des hessischen Landtags-Untersuchungsausschuss zum rassistischen Anschlag von Hanau statt.
  • Auch heute bietet die Stadt Köln wieder Impfungen gegen Corona an.

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Der Hingucker

Dieses tolle Köln-Bild hat unser Leser Carlo Sawatzki von seinem Balkon in Mülheim aufgenommen und uns zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Haben Sie selbst ein schönes Bild in Köln oder in der Umgebung geschossen? Dann senden Sie uns doch gerne das Bild mit Ortsmarke. Wir freuen uns auf Ihre Fotos.

Weitere Hingucker des Tages finden Sie in unserer Bildergalerie.

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Unsere Tipps für den Januar

Wo essen? Spätestens wenn einem bei den Toiletten Barbie und Ken den richtigen Weg weisen, wird jedem klar, dass Nadja Mahérs und Thomas Wippenbecks „Feinfein“ keine der üblichen Altstadt-Gastronomien ist. Die beiden haben aus dem 1235 errichteten Haus am Fischmarkt 1-3 ein echtes Schmuckkästchen gemacht. Alles ist sehr urig eingerichtet, aber mit dem einen oder anderen pfiffigen Dreh. Unser Autor Carsten Henn hat das Restaurant besucht.

Die Adresse: Feinfein, Fischmarkt 1-3, 50667 Köln.

Wussten Sie schon? Die Omikron-Variante sorgt nach aktuellen Erkenntnissen vermehrt für sogenannte „milde Krankheitsverläufe“. Für viele Menschen eine gute und hoffnungsvolle Nachricht. Doch was heißt „mild“ eigentlich genau? Eine Hausärztin klärt auf. (KStA PLUS)

Was essen? Petersilie, Kresse, Dill & Co. - Kräuter sind mehr als ein Gewürz und ein schönes Topping auf einer Mahlzeit. Sie sind für sich genommen auch noch sehr gesund. Wir haben die sieben gängigsten Kräuter gesammelt und bewertet womit sie punkten.

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Rätselspaß: Lust auf eine Denksportaufgabe? Wir bieten Ihnen täglich ein neues Sudoku an, mit dem Sie Ihr Gehirn auf Trab halten können. Hier entlang.

Haben Sie Tipps für die „Stadt mit K“-Community? Schreiben Sie uns gerne! Wir freuen uns auf Ihre Ideen.

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Das Wetter

Der Freitag wird grau und bedeckt. Die Sonne lässt sich kaum blicken. Die Höchstwerte liegen bei drei Grad.

Wie das Wetter in den kommenden Tagen wird? Schauen Sie doch mal hier.

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Lesestoff

Wenn das Restaurant zu ist, kommt das Essen eben nach Hause – kaum jemand dürfte von Pandemie und Lockdown so stark profitiert haben, wie Essenszulieferer. Doch hat dieser Erfolg auch positive Auswirkungen auf die Fahrradkurriere, die das Essen bei jedem Wetter ausliefern? Lieferando-Fahrer Nils L. nimmt unseren Autor auf eine seiner Schichten mit und gibt ihm so einen Einblick in die nicht immer leichten Arbeitsbedingungen. Mehr hierzu lesen Sie mit KStA PLUS.

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Haben Sie Fragen, Anregungen oder eine Info für uns? Dann schreiben Sie mir gerne einfach eine E-Mail an stadt-mit-k@dumont.de.

Ihr Peter Berger

Zum Autor: Peter Berger (61), Chefreporter, lebt in und rennt seit 22 Jahren durch Köln, schätzt den unerschütterlichen Optimismus der Stadt und hat sich ihrer Lebenseinstellung immer weiter angenähert: Schlimmstenfalls wird alles gut!

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