Was macht man an dem Vorabend einer Klausur, bei der man sowieso weiß, dass man sie nicht besteht? Anstatt zu lernen, rief Johannes Welter, 21, bei der Hotline der RTL-Show „Wer wird Millionär?“ an. Dieser Anruf genügte und nach ein paar Rückrufen und ein paar Allgemeinwissens-Fragen saß der Medizinstudent im Stuhl vor Quiz-Master Günther Jauch. Zur Vorbereitung übte Johannes im Internet seine Reaktionszeiten für die Auswahlfrage. Das half - mit 3,61 Sekunden war er der Schnellste. Vor der Aufzeichnung warteten Johannes und seine Konkurrenten über fünf Stunden. Als er endlich drankam, schaffte er es ohne Joker bis zu den 16 000 Euro. Erst die „Hohlkopfqualle“ konnte seinen Siegeszug kurz vor den 64 000 Euro beenden. Die richtige Antwort auf die Frage „Was schwimmt in den tropischen und subtropischen Gewässern der Weltmeere herum?“ (A: Deppenschildkröte, B: Hohlkopfqualle, C: Spinnerdelfin oder D: Trottelmuräne) wäre der „Spinnerdelphin“ gewesen.

Statt einer Millionen Euro eroberte Johannes aber das Herz vieler - vor allem weiblicher - Zuschauer. Über 200 Leute trugen sich auf seiner Pinnwand im „Studi-VZ“ ein, und fremde Frauen schickten ihm Nachrichten, ob er ihnen nicht mal „Anatomie im Privaten“ beibringen könne. In seinem Heimatort Zülpich wurde er in jedem Geschäft und auf der Straße angesprochen. „Das war wie Promi sein: absolut nervig.“ Noch Wochen später wurde er im Kölner Studentenclub „Das Ding“ erkannt.

Mit dem Geld wollte Johannes eigentlich Studiengebühren bezahlen und seinem Bruder, der ihn zur Sendung begleitet hatte, ein Semester ausgeben. Doch daraus wurde nichts, denn ihm fielen plötzlich viele Dinge ein, die er sich von dem Geld kaufen wollte. Und so gab er ein Drittel für „eine Menge Krimskrams“ aus - Laptop, Bücher, DVDs, Schuhe, Bücher. Was er mit der Million gemacht hätte? „Politik und Geschichte studiert, ein Haus am Meer gekauft und nur noch gemacht, wozu ich Lust habe.“