Was zwitschert denn da?Der warnende Rufer im Wald

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Der Eichelhäher gehört zur Familie der Rabenvögel und ist so auch mitKrähe, Elster und Dohle verwandt. (Bild: Gerhard Kriso)

Der Eichelhäher gehört zur Familie der Rabenvögel und ist so auch mitKrähe, Elster und Dohle verwandt. (Bild: Gerhard Kriso)

Rhein-Berg – Auch ein Vogelexperte wie Wolfgang Ortmann vom Naturschutzbund (Nabu) Rhein-Berg ist nicht davor gefeit, hereingelegt zu werden. Als er auf einem Waldspaziergang den Ruf eines Mäusebussards hörte, suchte er vergebens am Himmel nach diesem Vogel. „Dann entdeckte ich in meiner Nähe einen Eichelhäher und beobachtete ihn“, erzählt er. Als der Mäusebussard-Ruf wieder ertönte, sah Ortmann, wie sich der Schnabel des Eichelhähers bewegte: „Da war die Sache klar.“ Der Singvogel hatte seine Begabung zur Stimmenimitation bewiesen. Sein eigentlicher Ruf klingt wie „dchää, dchää“. Der Alarmruf ist rau, kreischend, rätschend. Vor allem im Herbst und Winter sei der Eichelhäher zu hören, so Ortmann. Er warne mit dem Ruf oft auch andere Vögel vor Feinden - und vor Menschen. „Man hört, aus welcher Familie der Eichelhäher stammt.“ Ruf, Gestalt, Lebensweise und Ernährung von Kolkrabe, Rabenkrähe, Elster, Dohle und eben dem Eichelhäher ähneln sich, sie alle gehören zur Familie der Rabenvögel.

Wer den Eichelhäher einmal entdeckt hat, kann ihn relativ leicht identifizieren. Er ist rund 35 Zentimeter lang, die Flügelspannweite beträgt etwa 53 Zentimeter. Sein rosa und braun gefiederter Körper, der schwarze „Bart“, die schwarz-weißen Flügel und vor allem die blau-schillernden Federn am Flügelbug sind ebenso markant wie die runde Form seiner Flügel. Garrulus glandarius ist sein wissenschaftlicher Name. Die deutsche Bezeichnung verdankt der Vogel seinem Hauptnahrungsmittel: Bis zu zehn Eicheln kann er im Kehlsack transportieren. Im Herbst sammelt er auch Buchecker, Nüsse und Esskastanien und legt mitunter kilometerweite Strecken zurück, um sich unter Baumrinden, in Baumstümpfen oder im Boden Wintervorräte anzulegen. So sei es dem Eichelhäher möglich, ganzjährig in Deutschland zu sein, erklärt Ortmann. „Außerdem ist er ein toller Mitarbeiter für die Förster“, fügt der Hobby-Ornithologe schmunzelnd hinzu. Der Eichelhäher findet trotz seines guten Gedächtnisses nicht alle Depots wieder und sorgt so für die Ausbreitung von Baumarten wie Eiche, Buche und Hasel.

In der kalten Jahreszeit bekommt der Eichelhäher in Deutschland Gesellschaft von seinen Verwandten aus Skandinavien und Sibirien: Die dort heimischen Tiere verbringen den Winter lieber in weniger nördlichen Gefilden. Die Vogelart ist auch in Nordwestafrika und Asien zu finden. In NRW leben Schätzungen zufolge rund 60 000 Brutpaare, vorwiegend in Laub- und Mischwäldern. Aber auch in Nadelwäldern, in waldnahen oder baumreichen Gärten kommen Eichelhäher vor. „In unserer Region sind sie unter anderem in der Wahner Heide, im Königsforst und in Dünnwald, aber auch in der Kölner Innenstadt ansässig“, so Ortmann.

Eichelhäher legen ihr Nest im Geäst der Waldbäume an, in rund zwei bis zehn Metern Höhe. Sie brüten einmal im Jahr, zwischen Ende April und Juni. „Im Frühjahr ist der sonst so laute Vogel kaum zu hören“, sagt Ortmann. Er wolle wohl nicht auf sich und seinen Nachwuchs aufmerksam machen. Der Hauptvogelfeind des Eichelhähers ist der Habicht. Um seinen Nachwuchs ausreichend zu versorgen, erbeutet der Eichelhäher seinerseits Eier und Nestlinge kleinerer Vögel.

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