ZahnersatzKlapper-Gebiss unerwünscht

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(Symbolbild: dpa)

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Treffen sich zwei ältere Herren. Sagt der eine: „Sie haben ja prächtige Zähne. Das sind wohl die Dritten?“ „Schön wär's“, antwortet der andere. „Das sind schon die Zehnten. Ich lass' die Dinger immer irgendwo liegen.“

Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland tragen eine Zahnprothese. Bei den 65- bis 74-Jährigen fehlen etwa 50 Prozent der eigenen Zähne. Aber herausnehmbare Vollprothesen, also Dritte Zähne, die nachts im Wasserglas schwimmen, werden seltener im Deutschland. Die Zahl der Zahnlosen geht seit Jahren zurück. Denn in Deutschland werden immer weniger Zähne gezogen.

Immer weniger haben dritte Zähne

Zwischen 1991 und 2009 ist die Zahl der Extraktionen, die über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet wurden, um fast 20 Prozent gesunken. Die Zahl der abgerechneten Füllungen ging in diesem Zeitraum sogar um 35 Prozent zurück. Doch der Erfolg hat Grenzen. „Wir verzeichnen immer noch rund 56 Millionen Kariesfälle und über 13 Millionen Extraktionen pro Jahr, allein bei gesetzlich Krankenversicherten“, sagt Jürgen Fedderwitz von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).

Zahnmediziner unterscheiden zwischen herausnehmbarem und festsitzendem Zahnersatz. Zum festsitzenden Zahnersatz gehören Brücken, Kronen und Implantate, zum herausnehmbaren in der Regel die Teil- und Vollprothesen. Prothesenträger haben zweimal pro Jahr Anspruch auf eine kostenlose Überprüfung des Zahnersatzes. Da die Mundschleimhaut bei Prothesen einem gewissen Druck ausgesetzt ist, kann sie empfindlicher werden und sich entzünden. Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, empfiehlt Patienten, zum Zahnarzt zu gehen, wenn die Prothese nicht richtig sitzt, Schmerzen verursacht oder das Zahnfleisch geschwollen oder gerötet ist.

Gut entscheiden, welcher Zahnersatz der richtige ist

Für welchen Zahnersatz sie sich entscheiden, sollten Patienten gut überlegen, sagt Gregor Bornes von der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) in Köln: „Oft gibt es Varianten, die vielleicht günstiger sind.“ Auch Celina Schätze, Vorsitzende des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde kritisiert die Tendenz unter Zahnärzten, „Versorgungen nicht am Notwendigen und an den Bedürfnissen des Patienten zu orientieren, sondern eher aufwendig zu planen“.

In der Festigkeit machen Keramik und Kunststoff Fortschritte, stabiler sind bislang nach Experten-Einschätzung aber Gold und Nicht-Edel-Metalle. Grundsätzlich, so Bornes, „misst sich die Qualität eines Zahnersatzes nicht nur am Material, sondern vor allem am handwerklichen Geschick von Zahnarzt und -techniker“.

Zwei Jahre Gewährung für neuen Zahnersatz

Für neu eingesetzten Zahnersatz gilt eine Gewährleistungsfrist von zwei Jahren. „Der Zahnarzt muss in dieser Zeit Probleme kostenfrei beheben“, erklärt Gregor Bornes. „Das gilt aber nur bei dem Zahnarzt, der den Zahnersatz eingesetzt hat.“ Die Garantie gilt nicht, wenn die Gründe für die Reparatur nicht in der Verantwortung des Zahnarztes liegen – wenn beispielsweise eine Prothese umgearbeitet werden muss, weil weitere Zähne gezogen werden müssen. Bei Konflikten sollte man sich an die Krankenkasse wenden, die einen Gutachter zurate ziehen kann.

Zahnpflege wird übrigens mit künstlichen Zähnen nicht überflüssig. Im Gegenteil: „Zahnersatz muss konsequent sauber gehalten werden, damit sich keine Bakterien einnisten“, betont Dirk Kropp von der Initiative proDente. Herausnehmbarer Zahnersatz sollte nach jedem Essen, mindestens aber zweimal täglich, gereinigt werden. Sonst können Beläge Mundgeruch oder Entzündungen verursachen.

Hier finden Sie ein kleines ABC des Zahnersatzes

DIE WEITEREN TEILE DES ZAHN-SPECIALS:

GESUNDE ZÄHNE: ZAHNPFLEGE

GESUNDE ZÄHNE: ZAHNARZTBESUCH

GESUNDE ZÄHNE: KOSTEN

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