Zu Besuch bei Bauern und Winzern in NRWAuch Äpfel können Sonnenbrand bekommen

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Äpfel Bornheim

Die Apfelplantage Roland Schmitz-Hübsch: Er vermarktet seine Äpfel direkt ohne Zwischenhandel.

  • Die Landwirtschaft stöhnte in diesem Jahr wegen Trockenheit und großer Hitze.
  • Doch Winzern und Apfelbauern kommen die vielen Sonnentage auch zu Gute.
  • Wir haben uns mit einem Apfelbauern und einem Winzer unterhalten und gefragt, wie sie sich auf den Klimawandel eingestellt haben.
  • Sie erklären, wieso das Klima in diesem Jahr nicht immer ideal war.

Bornheim – So sehr die Trockenheit den Landwirten in Nordrhein-Westfalen zu schaffen macht, bringt der sonnenreiche Sommer vor allem den Apfelbauern und Winzern etwas Gutes: Zucker. „Wir haben eine gute Apfelernte. Und vor allem haben unsere Früchte eine sehr gute Qualität“, sagt Apfelbauer Roland Schmitz-Hübsch aus Bornheim. Viel Sonne hat für einen hohen Fruchtzuckergehalt gesorgt. „Das macht die Äpfel süß und besonders lecker.“

Roland Schmitz-Hübsch führt das Familienunternehmen Otto Schmitz-Hübsch in Bornheim in der vierten Generation. Auf 35 Hektar wachsen auf seinen Feldern des Vorgebirges Äpfel, Birnen und Süßkirschen und werden im eigenen Hofladen verkauft. 18 Apfelsorten hat der Obstbauer im Angebot, immer wieder kommen neue hinzu. Manchmal hat ein Wechsel in der Sorte auch mit der Klimaveränderung zu tun. So wurde „Cox Orange“ von „Rubinette“ ersetzt, weil letztere die Hitze besser verträgt. Auch der beliebte „Elstar“, hat es ungern heiß. „Bei zu viel Hitze wird das Fruchtfleisch weich. Dafür haben wir noch keinen Ersatz gefunden.“

Apfelbauer: „Das habe ich so noch nie erlebt“

Trotz guter Ernte sind die Apfelbauern in der drittgrößten Anbauregion Deutschlands also nicht nur glücklich über das Wetter. Die Trockenheit habe dafür gesorgt, dass die Bäume von April an dauerhaft bewässert werden mussten. „Das habe ich so noch nie erlebt“, sagt Schmitz-Hübsch. Mit einer Tröpfchenbewässerung, die sich aus Brunnen und Regenauffangbecken speist, werden die Bäume gezielt gegossen. Der Vorteil ist, dass so kaum Feuchtigkeit verdunstet. Ein weiterer Wermutstropfen: Die Äpfel haben Sonnenbrand. An sehr heißen Tagen verkoche dann das Fleisch unter der Schale. Wegen der vielen Sonnenstunden mussten die Äpfel außerdem 14 Tage früher als sonst gepflückt werden.

Apfelbauer Roland Schmitz-Hübsch in seiner Apfelplantage

Apfelbauer Roland Schmitz-Hübsch in seiner Apfelplantage

Die Apfelernte werde im Rheinland mit rund 42.400 Tonnen leicht unter dem Durchschnitt liegen, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Grund für die etwas niedrigere Menge sei vor allem der Frost, den es im März und Mitte Mai gab. „Frost und Hagel sind die größten Feinde des Apfelanbaus“, sagt Rüb. Schützen soll zum Beispiel ein Netz, das Eisklumpen davon abhält, die Äpfel oder den Baum zu schädigen. Für den Frostschutz der Obstblüte setzen die Landwirte auf Beregnungen oder Windmaschinen, die die Kälte von den Blüten abhalten soll.

„Es gibt reichlich regionale Äpfel in Top-Qualität“

Weil Apfelbäume nicht jedes Jahr gleich pralle Früchte produzieren können, helfen Bauern alle zwei Jahre mit einer Handausdüngung nach. Das entlastet den Baum und hilft den Früchten, sich optimal zu entwickeln – das ist laut Roland Schmitz-Hübsch auch entscheidend für den Geschmack: „Uns geht es nicht um den höchsten Ertrag pro Hektar, sondern um die richtige Fruchtanzahl pro Baum. Wir wollen den besten Geschmack erzielen.“

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Neben dem Geschmack hat sich auch die Farbe der Äpfel in diesem Jahr gut entwickeln können, so Rüb. „Um rot zu werden brauchen Äpfel einen Wechsel zwischen kalt und warm.“ Dafür war der Sommer mit oft doch kühleren Nächten gut. „Es gibt reichlich regionale Äpfel in Top-Qualität.“

NRW: Winzer sind mit der Qualität der Ernte zufrieden

Auch bei den Winzern hat die Sonne für ausreichend Zucker in den Trauben gesorgt. „Die Qualität der Ernte ist super. Die Winzer sind zufrieden“, sagt Bernard Rüb. Bei allem Boom: Winzer sind trotz Klimawandel in NRW noch so was wie Exoten: Gerade mal 21 Hektar von 1,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche stehen voller Reben.

Zahlen und Fakten

Witterung: Ein zu milder Winter, sehr hohe Niederschläge im Februar, außergewöhnliche Trockenheit in April und Mai, Spätfröste während der Eisheiligen und Hitze und Trockenheit im August haben das Wachstum fast aller Feldfrüchte in diesem Jahr beeinträchtigt. Bei Winterweizen auf Böden mit hoher Wasserspeicherung kam es zu Rekorderträgen, während die Ernte vor allem auf leichten, sandigen Böden unterdurchschnittlich ausfiel.

Getreide: Mit 3,8 Millionen Tonnen Getreide liegt die NRW-Ernte in diesem Jahr knapp drei Prozent unter dem sechsjährigen Mittel. Die Anbaufläche stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 507 090 Hektar und umfasst damit etwa die Hälfte der Ackerlandfläche. Die Erträge bei Winterweizen liegen laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums mit 86,2 Dezitonnen pro Hektar um 3,2 Prozent über dem langjährigen Mittel. Hingegen gingen die Erträge bei Wintergerste (minus 7,2 Prozent), Winterroggen (minus 3,9 Prozent) und Hafer (minus 17,6 Prozent) zum Teil stark gegenüber dem langjährigen Mittel zurück.

www.landservice.de

Das Weingebiet am Siebengebirge ist wegen des Schieferbodens gut für Rieslinganbau geeignet. Um Kunden aber ein breiteres Spektrum anbieten zu können, bauen die Winzer dort auch Spätburgunder oder Müller-Thurgau an. Winzer Felix Pieper wird dort noch etwa zwei Wochen mit der Lese beschäftigt sein. Auch wenn die Reben vielen Wanderern besonders voll vorgekommen sein mögen – die Menge war dieses Jahr eher durchschnittlich, so der 37-Jährige, die Qualität sei aber besonders gut. Und die sei schließlich entscheidend, sagt auch Bernhard Rüb: „Was hilft es, viele Weintrauben zu haben, die nicht gut schmecken.“

Der Sommer wäre auch für die Reben beinahe zu trocken gewesen. „Der Regen im August kam gerade noch rechtzeitig. Der hat die Trauben in diesem Jahr gerettet“, sagt Rüb. Bislang seien die Erntebedingungen ideal gewesen. In die Lese dürfe es nun allerdings nicht mehr hineinregnen. Ansonsten holt man sich das Wasser mit in den Keller, sagt der Winzer. Und dann drohe der Riesling zu wässrig zu werden.

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